(17) Angeschossen

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Nachtschicht, wir befanden uns auf einem Autobahnrastplatz.
Phil, Marion und Franco schoben gerade die Trage mit dem Patienten in den RTW und ich lief mit dem Material etwas hinter ihnen, als plötzlich ein Schuss ertönte und ich einen stechenden Schmerz an meinem Oberarm spürte, der mich in die Knie sinken ließ. Erschrocken keuchte ich nach Luft.

"Was war das denn?! Schießt hier wer?" Die aufgeregten Stimmen meiner Kollegen bekam ich nur noch am Rand mit. Schwindel kam in mir auf und ich ließ mich langsam auf den Rücken sinken.

Phils Blick ging hektisch über seine Kollegen. "Alles okay bei euch? Jacky? Jacky, ACH DU SCHEIẞE!" Seine Stimme überschlug sich fast vor Angst.

Auch die anderen hatten mich bemerkt und starrten mich geschockt an. Meine Jacke war an einem Arm fast vollkommen blutverschmiert und mein Atem war unkontrolliert und flach.

"Verdammt", rief Phil, der sich jetzt neben mir auf die Knie warf und versuchte, das Ausmaß meiner Wunde zu erkennen.
"Jacky, hey, rede mal mit mir", meinte er mit zitternder Stimme und schnipste vor meinem Gesicht rum.
"Sie ist komplett schockig", sagte er zu Franco, der sich jetzt auch mit zutiefst besorgter Miene über mich beugte.
"Komm, wir müssen sie jetzt erstmal mit… ins NEF nehmen, ich glaube RTW wird zu voll. Ich weiß nicht, ob noch ein Schuss kommt", entschied Franco.

"Marion, kommst du erstmal alleine klar?", rief er in Richtung RTW.
"Ja klar, kümmert euch um Jacky, sagt bitte, dass es nicht so schlimm ist", schallte es zurück.
"Sie steht unter Schock und hat ne tiefe Schussverletzung am Oberarm!", teilte Phil ihr mit und wandte sich dann wieder zu mir.

Franco stellte sich über mich, zog mich unter den Armen auf die Beine und hob mich dann hoch. Ich legte meinen unverletzten Arm um seine Schultern und Phil öffnete die Tür des großen NEF, als wir es erreichten.

Ich wurde hinten abgesetzt und Franco verriegelte die Türen, während Phil eine Schere aus dem Notfallrucksack zog. Mein Ärmel wurde aufgeschnitten, die Wunde verbunden und mir wurde ein Zugang gelegt. Ich begann langsam zu realisieren, was der Schuss noch hätte bewirken können und fing hemmungslos an zu zittern.

"Jacky, alles ist gut, dir kann nichts passieren", sagte Franco ruhig und das erste mal sah ich wieder wirklich jemanden an. Meine Sicht verschwamm durch Tränen und er zog mich in eine sanfte Umarmung und strich mir leicht über den Rücken.
"Franco, ich schau nochmal nach dem anderen Patienten", meinte Phil nun, "aber der war eigentlich stabil, also würde ich dir Rückmeldung geben und dann fahr ich den RTW und du das NEF, wenn sich Jacky wieder etwas beruhigt hat."

"Pass aber bitte auf", sagte Franco warnend über meinen Kopf hinweg, während er mich weiterhin beruhigend an sich drückte. Phil nickte anscheinend und dann öffnete und schloss sich die Tür.
Franco schob mich leicht von sich weg und sah mir besorgt ins Gesicht.
"Man, man, man, du hast uns einen ordentlichen Schreck eingejagt", sagte er mir rauer Stimme und umarmte mich nochmal fest, bevor er sich auf den Fahrersitz setzte.
"Tut mir leid", krächzte ich leise.
"Du kannst nichts dafür", erwiderte Franco sofort und startete den Motor.

ᴀsᴅs - sʜᴏʀᴛ sᴛᴏʀɪᴇs Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt