"Jacky, alles okay?" Eine Hand legte sich auf meine Schulter.
Ich blickte nach oben und sah einem besorgten Alex ins Gesicht.
Ich nickte. "Der Einsatz hat nur gerade ein paar Erinnerungen geweckt", murmelte ich und umschloss unbewusst meinen linken Unterarm mit meiner rechten Hand.Francos Blick folgte meiner Bewegung und seine Miene verfinsterte sich.
"Wenn du reden willst, dann rede", meinte Alex einfühlsam und ließ sich dann auf eine Couch sinken."Geht schon", sagte ich leise. Das war gelogen. Es ging überhaupt nicht. Das Mädchen, was wir eben nur noch bergen konnten, war sechzehn. In dem Alter hatte auch ich meine Downphase gehabt und begonnen, mich zu ritzen. Der Einsatz eben schien die Narben wieder aufgerissen zu haben, zumindest psychisch. Das Mädchen hatte sich missverstanden, allein gelassen, ungeliebt und unter zu hohem Druck gefühlt. Schon von Anfang an hat sie mich genau an mich erinnert.
"Wir können dich auch abmelden, im Ernst. Du bist schon echt blass", sagte Franco besorgt.
"Passt. Wirklich." Warum log ich? Wenn ich nicht mit meinen Freunden reden kann, mit wem dann? Ich stand auf und lief in die Küche, um etwas zu trinken. Das tat ich nur für meinen Körper, denn mir war mittlerweile schon leicht schwindelig.In der Küche war ich allein. Ich goss mir ein Glas Wasser ein und zog dann meinen Ärmel nach oben. Die feinen, hellen Narben waren alle schon weit über ein Jahr alt. Ich war stolz darauf, aufgehört zu haben. Und nun drohte die Fassade zu bröckeln. Ich hörte wie aus der Ferne, dass Alex und Yannik zu einem Einsatz gerufen wurden.
Meine Finger strichen über die Griffe der Messer in dem Schubfach.Plötzlich umschloss eine Hand die meine fest und zog sie von dem Besteck weg.
Ich blickte nach oben in Francos ernstes Gesicht. Mit seiner anderen Hand zog er den linken Ärmel wieder runter. Er hatte mein Vorhaben also verstanden.
Etwas heißes lief meine Wange hinunter. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich angefangen hatte zu weinen.Franco zog mich in eine stumme Umarmung und ich war dankbar dafür. Er löste sich von mir und wollte mich nun wieder in den Aufenthaltsraum schieben. Aber mein Kreislauf machte nicht mehr mit und ich spürte, wie meine Beine wegsackten. Francos fester Griff hinderte meinen Sturz und er setzte mich sanft auf dem Boden ab.
"Jacky, was ist?" Er klang sehr besorgt und seine Finger tasteten nach meinem Handgelenk.
"Zu wenig getrunken", murmelte ich und kämpfte plötzlich um das Bewusstsein.
Mein Kollege sprang sofort auf und kam mit dem Glas Wasser wieder, was ich mir vorhins eingegossen hatte.
Ich hatte mich mittlerweile hingelegt, was Franco ein Stirnrunzeln entlockte. Ja, sehr ungewöhnlich für mich.Er hockte sich neben meinen Kopf und hob diesen leicht an, um mir das Getränk einzuflößen. Nach ein paar Schlucken ging es mir wieder besser, weshalb ich wieder aufstehen wollte, aber Franco drückte mich sachte zurück.
"Bleib ruhig noch einen Moment", meinte er leise.In dem Augenblick öffnete sich die Tür und Alex und Yannik kamen scheinbar nach einem Fehleinsatz wieder rein.
Super, noch mehr Kollegen.
"Jacky! Franco, was ist passiert?", fragte der Notarzt geschockt und kam zu uns, Yannik folgte mit ebenso besorgter Miene.
"Sie war dehydriert und ist mir dann in den Armen kurz weggesackt", antwortete Franco.Ich war dankbar, dass er meine Probleme wegließ und versuchte Alex beruhigend anzulächeln.
"Geht schon wieder", murmelte ich und richtete mich mit Francos und Yanniks Hilfe etwas auf.
"Aber setz dich bitte noch einen Moment auf die Couch", sagte Alex besorgt und nahm mich am Arm.Mit etwas wackeligen Beinen ließ ich mich dann auf das Sofa sinken, Yannik neben mir.
Franco hatte mich abgemeldet, aber ich blieb auf Alex' Anordnung hin noch bis Schichtende auf der Wache.
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ᴀsᴅs - sʜᴏʀᴛ sᴛᴏʀɪᴇs
FanfictionHier werden voneinander unabhängige Oneshots und mehrteilige Kurzgeschichten zu der Sat 1-Fernsehserie 'Auf Streife - Die Spezialisten' erscheinen, die sich hauptsächlich um die Sanitäterin Jacqueline Wendt drehen werden. Es ist nicht unbedingt notw...