(50) Filmriss [3/4]

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Das hatte gesessen. Hätten wir nicht ohnehin gerade an einer roten Ampel gestanden, hätte ich wahrscheinlich einfach den Druck auf das Gaspedal verloren.
"Ehm", versuchte ich die entstandene Stille zu überbrücken und mich wieder etwas zu sammeln. "Nein", sagte ich, "Nein, darüber habe ich noch nicht nachgedacht."
Hatte ich wirklich nicht. Und dieser Gedanke war verdammt gruselig.

"Ich kann mir nämlich auch nicht wirklich vorstellen, dass du so viel Alkohol getrunken hast", spannte Alex mit ruhiger Stimme seinen Faden weiter.
Wieder richtig. Das konnte eigentlich auch nicht sein. Ich war gerade absolut gar nicht in der Lage, etwas zu antworten. Es grenzte schon fast an ein Wunder, dass ich noch weiterhin das NEF durch die dunklen Straßen lenkte.
"Und außerdem", setzte Alex nochmal an, "Ist Konzentrationsmangel eine Folge der Einnahme von GHB, die noch Tage danach auftreten kann. Weißt du ja."

Wusste ich. Und hatte trotzdem noch nicht einmal darüber nachgedacht. Ich spürte, wie mein Puls schneller wurde und war froh, dass wir in diesem Moment an der Wache ankamen und ich den Wagen parken konnte.
Ich zog den Schlüssel ab und starrte Alex neben mir an.
"Ist das dein Verdacht?", fragte ich ihn. Meine Stimme zitterte etwas.
Mittlerweile hoffte ich einfach nur, dass ich zu viel Alkohol getrunken hatte. Aber irgendetwas in mir sagte mir, dass ich es nicht so weit hätte kommen lassen.
Der Gedanke, dass man mir K.O.-Tropfen untergemischt hatte, stieg immer mehr in mir auf, wurde immer präsenter. Es war fast wie ein Gefühl, welches einem langsam den Hals hochkroch. Ein sehr, sehr ungutes Gefühl.

Alex nickte langsam. Ich war irgendwie nicht mehr fähig, zu reagieren. Also hatte ich in der Nacht nicht geschlafen, sondern war bewusstlos. Wie war ich überhaupt wieder nach Hause gekommen?
Und generell, die Vorstellung, was-
"Hey!" Alex' laute Stimme riss mich aus meinen Gedanken.
"Du musst ruhiger werden", sagte er eindringlich und griff nach meinem Handgelenk. Erst jetzt merkte ich, dass ich begonnen hatte, immer schneller zu atmen.
Aber sich jetzt zu beruhigen, war nun einmal sehr schwer. Ich meine, was wäre, wenn-?

"Jacky, verdammt!" Alex kniete jetzt halb auf dem Beifahrersitz und schlug mir leicht auf die Wange.
Irgendwie schaffte ich es nach ein paar Momenten, mich etwas zu beruhigen.
"Alex", fing ich an und er schien anscheinend zu wissen, worauf ich hinauswollte, denn er unterbrach mich direkt.
"Ganz ruhig. Es muss nicht sein. Wir können eine Blutuntersuchung machen, um Gewissheit zu haben, aber sonst-"

Bevor er zu Ende sprechen konnte, knackten unsere Funkgeräte.
"3/NEF/2 für Leitstelle kommen."
Alex antwortete. "Kommen Sie."
"Seid ihr einsatzklar? Pol braucht Unterstützung bei "Meyer's", wegen Verdacht auf GHB-Missbrauch."
Alex' Blick schnellte zu mir und meine Hände klammerten sich fest um das Lenkrad.
Er antwortete, als ich kurz genickt hatte.
"Können wir übernehmen."

"Du- hierher", sagte Alex gedämpft zu mir und deutete auf den Beifahrersitz, während er ausstieg. Ich folgte seiner Anweisung und hörte ihn währenddessen noch mit der Leitstelle funken.
Aber achtete nicht auf das, was er sagte.
Ich ließ mich auf den Sitz fallen. Meyer's. War das nicht genau das, was meine Freundin mir geschrieben hatte?
Was war dort gestern passiert? Nervosität stieg wieder in mir hoch, als Alex neben mir den Motor startete. Ich versuchte mich irgendwie auf das vorzubereiten, was mich erwarten würde.

"Eine Frau ist dort umgekippt und eine Freundin von dieser hat anscheinend dem Mann eine gescheuert, der für das alles verantwortlich ist. Polizei kann uns dann mehr vor Ort sagen", teilte Alex mir leise mit, was er durch die Leitstelle wusste.
Ich nickte mechanisch. Ich hatte keine Ahnung, wie ich reagieren sollte; ich fühlte mich einfach irgendwie sehr leer.
Die Fahrt über schwiegen wir. Auch Alex schien nicht ganz zu wissen, was er sagen sollte.




An dieser Stelle wollte ich mich nochmal bei jedem einzelnen bedanken, der das alles hier liest. An jeden einzelnen, der auch dazu beigetragen hat, dass hier über 2k Votes sind. Das ist so wahnsinnig viel! Vielen, vielen Dank, wirklich!

Macht noch etwas aus dem Tag <3

ᴀsᴅs - sʜᴏʀᴛ sᴛᴏʀɪᴇs Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt