(29) Von Schlaf- und Eisenmangel [2/2]

4.2K 114 33
                                    

Der Einsatz war eine Kollision zwischen zwei Autos auf der Autobahn. Da ich mich wieder auf den Job konzentrieren musste, war ich deutlich wacher und routinierter, half bei der Versorgung der Patienten mit und klärte die eintreffende Polizei auf. Das war jedoch so erschöpfend, dass ich bei der Rückfahrt im Endeffekt noch viel müder war.

"Jacky, willst du dich schon wieder hinlegen gehen?", rief Phil mir hinterher, als ich ihm voraus zum Aufenthaltsraum ging.
"Ahh, rede doch nicht so laut, ich hab Kopfschmerzen", stöhnte ich, blieb stehen und massierte meine Schläfen.
Phil holte mich ein und stand jetzt neben mir.
"Meinst du nicht, dass das mit deiner Müdigkeit vielleicht ne andere Ursache als Schlafmangel hat?", fragte er zweifelnd und sah mich ernst an.
Ich war einen Moment lang verwirrt. Andere Ursache? Ich war ja einfach nur müde...

"Ich meine jetzt… angefangen mit einem Eisenmangel", half Phil mir auf die Sprünge.
Ah. Achso, das wollte er.
"Dafür würde auch ziemlich viel sprechen", fuhr er fort. "Müdigkeit natürlich, aber auch Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit nach körperlichen Belastungen und ein blasser Hautton. Alles vorhanden." Er musterte mein Gesicht.
"Kann schon sein", überlegte ich langsam.
"Hast du in letzter Zeit viel Blut verloren oder deine Ernährung irgendwie umgestellt?", hakte er nach. "Du weißt ja selber, was zu Eisenmangel führen kann, jetzt tu mal nicht so, als ob ich dir das alles erklären müsste." Das Ende sagte er belustigter.
Ich musste etwas grinsen und dachte kurz nach. "Ehm, ich war letztens Blut spenden", fiel es mir ein, "und habe in letzter Zeit nicht sonderlich viel Fleisch zu mir genommen, wo ja das meiste Eisen drin wäre."

Phil nahm das mit einem Nicken zur Kenntnis. "Okay, daran könnte es liegen. Aber ne Diagnose ist das trotzdem noch nicht… kommst du kurz mit? Dann würde ich dir mal eben etwas Blut abnehmen, um deine Werte zu sehen, denn die würden mich nämlich durchaus interessieren."
"Jawohl, Herr Doktor", meinte ich. So große Lust darauf, weiter wie ein wandelndes Bettlaken rumzulaufen, hatte ich ja tatsächlich nicht.

Also meldete Phil mich ab und schob mich dann in den leeren Aufenthaltsraum, wo ich mich an den Tisch setzte, während er ein Blutentnahme-Set holte.
Ich ließ die Prozedur widerstandslos über mich ergehen, aber merkte, wie mir immer schwindeliger wurde.
Allerdings beschloss ich, erstmal nichts zu sagen. Wird schon nicht so schlimm sein. Hoffentlich. Allmählich tanzten jedoch dunkle Flecken vor meinen Augen und alles begann sich zu drehen. Mein Herz schien einen Marathon zu rennen und Übelkeit stieg in mir auf.

Ich klammerte mich mit meiner freien Hand an dem Tisch fest und versuchte, nicht vom Stuhl zu kippen.
Phil bemerkte es sofort, er schien mit gar nichts anderem gerechnet zu haben. Er verschloss schnell das Röhrchen, nahm mich an den Armen und zog mich auf den Boden.

Gerade als er meine Beine hochhielt, öffnete sich die Tür und ich konnte durch meine wieder klarer werdende Sicht Franco und Flo ausmachen, die soeben mit gleichermaßen irritierter wie geschockter Miene in den Raum traten. Wundervoll. Gibt bestimmt auch kaum einen schöneren Anblick von mir.
Phil übernahm das Erklären der Situation und begann, mir eine Infusion anzuhängen.
"Ich bin müde", teilte ich ihnen irgendwann mit, als mir nicht mehr so schlecht war.
"Ja, das wundert mich nicht", seufzte Phil, zog mich mit Franco auf die Beine und verfrachtete mich auf das nächste Sofa.
"Dann bringe ich jetzt mal das Blut ins Labor", begann Phil. "Und Jacky? Wenn es sich bestätigt, lasse ich mir auch noch ein paar Eisenpräparate für dich mitgeben." Ich nickte nur und er verabschiedete sich.

Wenige Momente später war ich auch schon wieder eingeschlafen.



Hier nochmal ein riesiges Danke!! An jeden einzelnen... Ich bin so fassungslos, dass so viele das hier lesen... und die Kommentare sind ja das Motivierendste überhaupt! Fühlt euch mit Keksen beschenkt <3

ᴀsᴅs - sʜᴏʀᴛ sᴛᴏʀɪᴇs Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt