(28) Von Schlaf- und Eisenmangel [1/2]

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"Jacky, wir müssen!" Erst durch Phils Rütteln an meiner Schulter wachte ich auf. Müde öffnete ich meine Augen und stellte fest, dass ich mal wieder im Ruheraum eingeschlafen war. Und ein Blick nach rechts ließ mich wissen, dass ich selbst meinen Pager überhört hatte, der weiterhin munter vor sich hin piepte. Missmutig schlug ich meine Decke zurück und stand dann komplett desorientiert auf.

Phil war bereits vorausgeeilt. Maximal eine Minute nach Meldung im Wagen sein, jaja. Gähnend schlurfte ich zur Tür und ließ mich dann in der Fahrzeughalle auf den Fahrersitz unseres NEF fallen.
"Nen hübschen Kissenabdruck hast du", grinste Phil neben mir, als ich den Motor startete.
Ich warf ihm nur einen angesäuerten Blick zu, konzentrierte mich dann aber auf die Straße und folgte dem RTW vor uns.
Der Einsatz war Routine. Die anderen drei versorgten den Patienten, einen 12-jährigen Jungen, der aus zwei Metern Höhe aus seinem Baumhaus gestürzt war und ich beruhigte die Mutter und versuchte, an Informationen über den Verletzten heranzukommen.

Wir brachten ihn dann ins Krankenhaus und ich hoffte sehnsüchtig darauf, mich jetzt wieder hinlegen und schlafen zu können, aber kaum waren wir losgefahren, flog der nächste Einsatz ein.
Ich war schon in einer genervten Grundstimmung, als wir erfuhren, dass wir sechs Stockwerke zu einer älteren Dame mit Verdacht auf einen Herzinfarkt hochlaufen durften und war dementsprechend während der Fahrt nicht sonderlich gesprächig.

Schnaufend kam ich an dem oberen Treppenabsatz an und musste erstmal meine Atmung wieder beruhigen. Seit wann hatte ich denn bitte Probleme dabei, eine Treppe hochzulaufen? Auch Phil warf mir einen leicht verwirrten Blick zu, bevor er seine volle Aufmerksamkeit der Behandlung der Frau widmete.
Diese brachten wir dann auch kurz darauf mit Alarm in die Klinik und ich ließ mich, sobald wir wieder an der Wache waren, sofort erschöpft auf ein Sofa fallen.

"Was ist denn mit dir los?", fragte Phil stirnrunzelnd, der hinter mir in den Raum trat. "Hast du die letzten Nächte durchgemacht oder was?"
"Nein, hab ich nicht", nuschelte ich in meine Decke, "und jetzt lass mich schlafen."
Phil musterte mich noch einen Moment, dann zuckte er die Schultern und setzte sich an einen Computer, um den Einsatz zu dokumentieren.
Ich hatte die letzten Tage fast durchgängig geschlafen, aber vielleicht hatte ich das auch einfach mal wieder notwendig. Ich kuschelte mich in meine Decke ein und war kurz darauf eingenickt.

Das Piepen meines Pagers weckte mich erneut und schlaftrunken stolperte ich zur Fahrzeughalle.
"Jacky, warte mal!", hörte ich Phils Stimme hinter mir und drehte mich verwirrt um. "Das hier hast du vergessen", sagte er und drückte mir mein Funkgerät in die Hand. Oh.
Ich nahm es und Phil sah mich argwöhnisch an.
"Du bist ja komplett neben der Spur", bemerkte er. "Los, setz dich auf den Beifahrersitz, wenn du fährst, haben wir gleich den nächsten Unfall."
Kommentarlos folgte ich seiner Anweisung und döste während der Fahrt direkt wieder ein.





Macht was schönes aus dem Tag <3

ᴀsᴅs - sʜᴏʀᴛ sᴛᴏʀɪᴇs Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt