(36) Pest & Panik [2/3]

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Phil atmete tief durch. Ihm war alle Farbe aus dem Gesicht gewichen, mir wahrscheinlich auch.
Die Lymphknoten des Mannes waren sichtlich, fast schon dunkel angeschwollen und drei weitere kleine Beulen bildeten sich an seinem Hals.

Nein, das durfte- das konnte nicht wahr sein. Bitte lass uns irren. Langsam sah ich zu Phil hoch und fing seinen Blick auf. Eine Mischung aus Unglauben, Entsetzen und ein Hauch von Angst zeichneten sich in seinen Gesichtszügen ab.

Phil sah an mir vorbei zu der Frau.
"Wo… genau waren Sie in Kalifornien?", fragte er sie leise.
"Im Hotel Sunshine, in der Nähe des Yosemite Nationalpark", sagte sie etwas überrascht und ich stöhnte innerlich auf, "Wieso?"
Ich ergriff das Wort. "Sie… wissen, dass es in der Region manchmal zu Erkrankungen an der Pest kam?", fragte ich sie vorsichtig.

Die Gesichtsfarbe der Frau wechselte schlagartig von rötlich zu schneeweiß. Entsetzt starrte sie uns an, schien unfähig zu sprechen.
"Das ist jetzt natürlich erstmal nur ein Verdacht", fuhr ich mit erstaunlich fester Stimme fort.

"Jacky? Phil? Was ist?", fragte Franco besorgt, als er zu uns trat.
"Wir haben es hier wahrscheinlich mit der Beulenpest zu tun", klärte Phil ihn so leise wie möglich auf, darauf bedacht, dass es erstmal keiner mitbekam. "Kannst du mal bitte mit deinem Diensthandy schauen, ob beim Yosemite Nationalpark in letzter Zeit Fälle verzeichnet worden?", fügte er noch leiser hinzu.

Franco schien kurz nach Fassung zu ringen, dann nickte er und griff zu seinem Handy, das Gesicht ein Stück blasser.
"Was machen wir jetzt?", fragte ich Phil leise.
Er raufte sich die Haare, wirkte selbst überfordert.
"GAMS-Regel; Feuerwehr holen, Dekon", murmelte er zurück.

Die zweite RTW-Besatzung, bestehend aus Yannik und Flo traf zu uns, wir klärten sie in gedämpftem Ton auf. Schweigend und nachdenklich knieten sie sich neben den Patienten.
Ich konnte nicht glauben, dass das gerade passierte. Bitte lass das einen Albtraum sein.
Ich stand auf und wollte zu Franco, ihn fragen, wann die Feuerwehr da wäre.

Doch plötzlich bemerkte ich ein Ehepaar, welches den Raum verlassen wollte.
"Halt!", rief ich laut und erreichte sie noch gerade so, bevor sie an der Tür waren.
"Was? Wieso 'halt'?", wollte die Frau wissen und blickte sich fast schon hektisch um. Ahnte sie etwas? Obwohl nein, wie sollte man so etwas ahnen…

"Wieso?", fragte sie drängender und griff zur Klinke, als ich nicht antwortete. Nicht antworten konnte. Wie erklärte man sowas?
Franco hinter mir kam mir zu Hilfe.
"Bitte setzen Sie sich nochmal, Sie dürfen den Raum jetzt nicht verlassen", sagte er mit beeindruckend ruhiger Stimme und schob das Ehepaar bestimmt wieder in Richtung der Tische.
"Was ist denn hier los? Reden Sie doch mal!". Die Frau schrie jetzt fast, schien verzweifelt.

Franco schloss kurz seine Augen, atmete tief durch.
"Bitte setzen Sie sich. Ich werde Ihnen alles erklären", sagte er beruhigend und gefasst.
Das Ehepaar setzte sich, sah ihn aufmerksam an und wirkte, als sei es jeden Moment bereit aufzuspringen.
Franco stieg auf eine Stufe und sah in den Raum, er schien sich mental darauf vorzubereiten, was er jetzt sagen musste. Ich war so froh, dass er das machte, keiner hatte eine ruhigere Ausstrahlung.

"Seid mal kurz ruhig!", rief er laut und alle sahen ihn an.
"Ich möchte, dass Sie mich ausreden lassen!", stellte er klar. "Bleiben Sie ruhig, die kommenden Rettungskräfte werden Ihnen alles erklären. Wir haben hier möglicherweise eine Beulenpest-Infektion, von daher darf keiner den Raum verlassen. Wir werden durch die Feuerwehr dekontaminiert und von einem speziellen Bus abgeholt werden. Jeder von uns, auch wir, muss für sieben Tage in Quarantäne."

Ein Schweigen trat ein. Die Stimmung war zum Zerreißen angespannt, es wirkte fast, als würde man sich nicht mal mehr trauen zu atmen.

Doch die Stille blieb nicht lang.





Ich wollte mich nochmal für 15k Reads und 1k Votes bedanken. Das ist... wow. Hätte ich niemals mit gerechnet.
Aber ich glaube, ein "Danke" reicht nicht, um auszudrücken, was ich sagen will.
Ich... wow. Bin sprachlos.
<3

Macht noch etwas aus dem Tag! :)

ᴀsᴅs - sʜᴏʀᴛ sᴛᴏʀɪᴇs Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt