(46) Der Exfreund [3/4]

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(Jackys PoV)

Nachdem sich mein Puls ein wenig beruhigt hatte, spürte ich die Kälte wieder umso deutlicher, die sich durch die nassen Klamotten in mich reinfraß. Ein paar letzte, kühle Regentropfen rannen mir durch meine Haare über den Rücken und hinterließen eine unangenehme Gänsehaut.

Mittlerweile fühlte ich mich einfach nur noch elend.
Mein Kopf brummte und eine urplötzliche Müdigkeit überkam mich.
Das Adrenalin ließ allmählich nach und ich spürte die Schmerzen immer deutlicher. Ich wollte mich schon fast gar nicht mehr bewegen, aus Angst davor, ungeahnte Beschwerden zu bekommen.

"Franco?", fragte ich etwas heiser und räusperte mich, "Hast du vielleicht ein paar Ersatzklamotten für mich?"
"Ja, natürlich", sagte er sofort, "Ich hole schnell welche, dann kannst du dich im Bad umziehen gehen."

Ich nickte dankbar und erhob mich vorsichtig. Doch schon bei dem ersten Schritt nach vorn schoss mir ein stechender Schmerz durch den Fuß und ich verzog mein Gesicht und beugte mich leicht nach vorn.
Phils Hände schlossen sich sofort um meine Oberarme.
"Was ist? Was hast du?" Er klang besorgt.
"Geht schon", sagte ich mit zusammengepressten Zähnen und klammerte mich an Phils Arm fest, "Ich hab mir nur den Fuß umgeknickt."

"Darf ich mal sehen?"
Ich ließ mich als Antwort einfach zurück auf das Sofa sinken und schloss erschöpft meine Augen.
Keine Kraft zum Diskutieren.

"Lass bitte deine Augen auf", sagte Phil gedämpft.
Ich kam seiner Bitte wortlos nach und er tastete meinen Fuß ab.
"Dass er frakturiert ist, würde ich ausschließen", diagnostizierte er, "Hast dir vielleicht ne Bänderdehnung geholt."

In diesem Moment kam Franco zurück in den Raum und musterte uns einen Augenblick schweigend. In seiner Hand hielt er einen Jogginganzug.
Phil half mir auf.
"Geht das wirklich?", fragte er zweifelnd, als ich zu Franco humpelte.
"Passt schon", antwortete ich nur und meine Stimme klang merkwürdig hohl.

Ich nahm die Klamotten und ging auf mehr oder weniger sicheren Beinen ins Bad; zwei besorgte Blicke im Rücken.
Ich schloss die Tür hinter mir und stützte mich auf dem Waschbecken ab.

Das, was mir im Spiegel entgegenblickte, war einfach nur noch eine Hülle.
Eine ausdruckslose, leere Hülle mit blasser Haut und blauen Flecken.
Ich erkannte mich selbst kaum wieder.

Langsam zog ich mich um.
Dabei sah ich ein relativ großes Hämatom an meiner linken Seite. Argwöhnisch musterte ich es und fühlte mich absolut nicht in der Lage dazu, einzuschätzen, welches Ausmaß es hatte.
Unschlüssig blickte ich einen Moment mein Selbst im Spiegel an.
Dann zog ich mir den Pullover über und band meine Haare zu einem einfachen Zopf zusammen.

Dank der frischen, warmen Klamotten fühlte ich mich etwas besser und nicht mehr ganz so beschmutzt.
Aber immernoch viel zu dreckig.
Fast fühlte es sich an, als könnte man mir ansehen, was passiert war. So unfassbar unrein fühlte ich mich in diesem Moment.
Als ich aus dem Bad kam, hörte ich Phil und Franco im Wohnzimmer leise miteinander reden. Ich war zu fertig, um alles zu verstehen. Nahm nur "Polizei", "nicht heute" und "schafft sie nicht" wahr.

Ich meinte, irgendwie einen Zusammenhang herstellen zu können, wollte aber weiß Gott jetzt nicht darüber nachdenken.
Wollte am liebsten über gar nichts nachdenken.
Einfach nur noch schlafen; irgendwie von dieser drückenden Realität wegkommen.

Phil und Franco sahen mich im Türrahmen stehen und verstummten. Ich humpelte schweigend zum Sofa und legte mich hin.
"Möchtest du schlafen?", fragte Phil leise.
Ich nickte.
"Passt ihr auf mich auf?"
"Immer."



Macht noch etwas aus dem Tag <3

ᴀsᴅs - sʜᴏʀᴛ sᴛᴏʀɪᴇs Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt