"Jacky?"
Überrascht drehte ich mich zu Phil um. Eigentlich dachte ich, er wäre nach Dienstschluss direkt nach Hause gegangen.
"Ja?", sagte ich erwartungsvoll.
Phil löste sich von der Wand, an der er lehnte und sah mich etwas nervös an.
"Du weißt ja, ich habe eine Freundin...", begann er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Ja, wusste ich. Seit Jahren. Weswegen war er bitte so nervös?
"Jaah?", sagte ich langgezogen mit fragendem Unterton, als er nicht weitersprach.
"Und ich-", Phil wirkte jetzt komplett überfordert. Er raufte sich die Haare und ein leichter Rotton legte sich über seine Wangen.
Meine Augenbrauen hoben sich.
"Und du?", wiederholte ich seine Worte. Musste ich ihm denn jetzt wirklich alles aus der Nase ziehen?
Phil holte tief Luft.
"Ich will ihr einen Antrag machen", sagte er schließlich so schnell, dass sich seine Worte fast überschlugen und die Röte kroch nun bis zu seinem Haaransatz. Er vergrub seine Hände in seinen Hosentaschen und sah mich unsicher an.
Auf meinem Gesicht breitete sich ein Grinsen aus.
"Mega süß", kommentierte ich und konnte mir ein kleines Lachen nicht verkneifen. Seine Nervosität war ja wirklich zu niedlich. "Wurde auch langsam Zeit, ihr seid ja wirklich zu süß zusammen."
Phil grinste verlegen.
"Jedenfalls wollte ich dich fragen, ob du mir helfen könntest. Mit dem Ring. Ich... hab keine Ahnung", gestand er und der Rotton auf seinem Gesicht wurde noch eine Nuance dunkler.
Mein Grinsen wurde noch breiter.
"Natürlich kann ich dir helfen", sagte ich lachend. "Wenn es nur das ist, weswegen du aufgeregt wie ein kleines Kind vor mir stehst, dann gerne."
Phil atmete erleichtert aus. "Danke", sagte er ehrlich, "Ich hatte keine Ahnung, wie ich dir das sagen sollte."
"Jetzt hast du es ja getan." Ich musste immer noch grinsen. "Hast du schon einen Plan, wann du nach dem Ring schauen willst?"
"Ehrlich gesagt wollte ich dich fragen, ob du heute Zeit hast", kam es verlegen von ihm, "Weil wir gerade beide Dienstschluss haben und so."
"Also ich habe heute nichts weiter vor", erwiderte ich nach kurzem Überlegen, "Meinetwegen können wir gerne gehen."
"Gut, super, danke." In Phils Gesicht zeichneten sich gleichzeitig Überforderung und Erleichterung ab."Findest du, es passt Silber oder Gold besser zu ihr?", fragte Phil mich, während wir an einer Straße vorbei an einigen Geschäften entlanggingen.
Ich rief mir ein Bild von Melanie ins Gedächtnis und dachte einen Augenblick nach.
"Zu ihr passt beides", sagte ich dann entschieden, "Aber ich glaube, dass Silber ihr sogar noch besser stehen würde."
Phil nickte wissend.
"Und wie stellst du dir den Ring vor?", fragte er weiter. Und klang dabei sehr interessiert.
"Schlicht auf jeden Fall", sagte ich, während wir in eine Seitenstraße einbogen. "Vielleicht mit einem kleinen Steinchen oder einer Gravur."
Ich musste schon wieder grinsen. Irgendwie war der Gedanke, dass Phil mir als Arzt immer Anweisungen gab und jetzt selbst Fragen stellte, äußerst witzig.
Phils Augen leuchteten auf.
"Also bei der Gravur hätte ich direkt eine Idee", sagte er beflissen.Er wollte mir gerade mehr darüber erzählen, als es neben uns urplötzlich einen Knall gab. Ein lautes Scheppern zerriss platzartig die Luft, gefolgt von einem dumpfen Aufprall. Mehrere entsetzte Schreie wehten zu uns rüber.
Erschrocken fuhr ich herum. Die Ursache des Lärms war nicht schwer zu entdecken.
Wenige Meter hinter uns, an der Kreuzung, war offenbar ein Auto in einen Fahrradfahrer gerast. Scheiße.
Mein Blick war wie gebannt auf den Unfall gerichtet. Auf das Fahrrad, welches halb unter dem Auto vergraben war. Auf den jungen Mann, der regungslos auf dem Asphalt lag. Das alles war binnen Sekunden passiert.
Nach einem Schockmoment, der mir das Herz bis zum Hals schlagen ließ, löste ich mich allmählich aus meiner Starre. Meine Beine trugen mich automatisch zu der Unfallstelle.Mit einem kurzen Blick nach hinten sah ich, dass Phil noch immer wie versteinert dastand und ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen war.
Dann folgte er mir.
"Du rufst an!", rief ich ihm zu, während ich auf den am Boden liegenden Mann zueilte.
Im Augenwinkel sah ich, wie Phil zu seinem Handy griff und parallel die Fahrertür des Autos öffnete.
Dann wandte ich meine gesamte Aufmerksamkeit dem jungen Mann zu.
"Hallo, können Sie mich hören?", fragte ich laut und tätschelte seine blutverschmierte Wange.
Ein Stöhnen war die Antwort, gefolgt von einem Versuch, den Kopf zu heben.
"Nein, Sie bleiben bitte genau so liegen. Zu Ihrer Sicherheit", forderte ich und fixierte seinen Kopf mit beiden Händen. Der Mann ließ seine Anstalten bleiben."Wie heißen Sie denn?", fragte ich weiter, "Mit welchem Namen kann ich Sie ansprechen?"
"Jansen", kam es gepresst als Antwort, "Till Jansen."
"Herr Jansen", wiederholte ich, "Können Sie mir sagen, wo Sie Schmerzen haben?"
"Kopf", kam es leise zurück.
"Ja, das sehe ich. Sonst noch?"
Herr Jansen murmelte etwas unverständliches.
"Bein", meinte ich schließlich zu verstehen.
Mein Blick schnellte zu dem Bein des Patienten und augenblicklich presste ich mir meine Hand auf den Mund.
Das sah gar nicht gut aus.-----------
Macht noch etwas aus dem Tag <3
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ᴀsᴅs - sʜᴏʀᴛ sᴛᴏʀɪᴇs
FanfictionHier werden voneinander unabhängige Oneshots und mehrteilige Kurzgeschichten zu der Sat 1-Fernsehserie 'Auf Streife - Die Spezialisten' erscheinen, die sich hauptsächlich um die Sanitäterin Jacqueline Wendt drehen werden. Es ist nicht unbedingt notw...