(39) Ziegentod [2/3]

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Egal, erstmal unwichtig. Ich beeilte mich, um meinen Kollegen die Haustür zu öffnen.
Franco stand allen voran schon direkt davor und atmete erstmal erleichtert aus, als ich im Türrahmen erschien. Okay? Ich hatte eigentlich direkt mit einer Standpauke gerechnet. Die ließ aber nicht lange auf sich warten.

"Mann Jacky", regte Franco sich auf, "du kannst doch nicht einfach irgendwo reingehen, wenn wir eine unklare Situation haben!"
Er trat einen Schritt zur Seite, um unsere Kollegen an sich vorbeigehen zu lassen und sah mich erwartungsvoll an.

"Sorry", sagte ich halbherzig und nahm Marion einen der Rucksäcke ab, die sie trug. "Aber ich dachte, ich gehe da jetzt einfach rein. Ich habe ja gesehen, dass es den beiden immer schlechter ging."
"Wer weiß, warum es ihnen überhaupt geht; was vielleicht in der Luft ist-", fuhr Franco fort, aber ich schnitt ihm das Wort ab.

"Später", sagte ich knapp, "okay?"
Er setzte zur einer Erwiderung an, brach dann aber ab und nickte ergeben.
Wir folgten unseren Kollegen mit einem fast schon unangenehmen Schweigen zwischen uns zu den beiden Patienten nach innen.

Während Franco direkt zu Birgit trat, blieb ich kurz stehen und wollte mir meine Handschuhe überziehen. Dabei fiel mein Blick wieder auf die Blumen, die immernoch unbeachtet auf dem Boden lagen.
Ich kannte die doch, woher kannte ich sie nur?

Ohne weiter darüber nachzudenken, fast schon gebannt beugte ich mich nach vorn und umschloss ein paar von ihnen mit meiner Hand. Langsam richtete ich mich wieder auf und hörte Francos Stimme, wie er zu der Frau sprach, die anscheinend wieder etwas klarer war.

"Was für Blumen meinen Sie?", fragte er sie deutlich.
"Ich- irgendwo müssten die liegen", antwortete die Patientin etwas verwirrt wirkend und sah sich um. "Aber das war Eisenhut, da bin ich mir ziemlich sicher… Mein Nachbar musste sich da geirrt haben."
Ich erstarrte.

"Eisenhut?!", wiederholte Franco entgeistert und blickte sich ebenfalls um. Dann sah er zu mir.
Zu meiner Hand.
Zu den Blumen.
Die ich umschlossen hielt.
Ohne Handschuhe. Ich wollte sie nämlich nur anziehen. Ich hatte es nicht gemacht.

Wie in Zeitlupe spürte ich, wie sich meine Hand öffnete und die Blumen zu Boden fielen. Ich war überhaupt gar nicht in der Lage, zu reagieren. Natürlich kannte ich die Pflanze. Eisenhut. Ziegentod. Hochgiftig, bei Berührung lebensbedrohlich.

Francos Gesicht verlor augenblicklich jegliche Farbe. Innerhalb weniger Sekunden war er neben mir und schob mich in die Richtung, in der er das Badezimmer vermutete. Ich bekam kaum mit, wie er den anderen noch etwas zurief.
In mir flammte Panik auf und ich spürte, wie ich begann, schneller zu atmen.

"Jacky, du musst dich beruhigen", flüsterte Franco und ich war mir sicher, dass er genauso gut wie ich wusste, dass diese Worte keine Wirkung zeigen würden.











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ᴀsᴅs - sʜᴏʀᴛ sᴛᴏʀɪᴇs Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt