(51) Filmriss [4/4]

3K 101 21
                                    

Bevor ich am Einsatzort aus dem Wagen stieg, atmete ich tief durch.
Ich musste mich jetzt auf die Patienten konzentrieren; auf den Ablauf. Ich war hier, um zu helfen.
Alex war bereits ausgestiegen und machte sich am Kofferraum zu schaffen, während ich langsam die Tür öffnete und ihm folgte, als er in Richtung der Bar ging.

Ein ungutes Gefühl beschlich mich, als ich sechs Polizisten und einige weitere Personen am Eingang sah. Die aufgeheizte Stimmung schlug uns schon entgegen, auch ohne dass wir ein Wort verstanden. Die Situation vor uns wirkte durcheinander, hektisch, aufgewühlt.
Also definitiv nicht das, was mir jetzt helfen würde. Ich wäre am liebsten woanders.
Beinahe schon mechanisch lief ich neben Alex her, während im Hintergrund die beiden RTWs eintrafen.

"Hi", empfing uns Paul, der sich aus der Gruppe von Menschen löste und auf uns zukam. In diesem Moment hasste ich es, heute NEF-Fahrerin zu sein und damit alles organisieren zu müssen.
"Hi", erwiderte ich seine Begrüßung, während Alex nach einem kurzen Nicken auf die am Boden liegende Frau zuging, die noch provisorisch von den Polizisten versorgt wurde.
Ich riss meinen Blick von dem Mann los, der eine Platzwunde am Kopf hatte und von zwei Beamten fixiert wurde und fokussierte mich auf Paul vor mir.

"Also", begann er, "wir wurden wegen Verdacht auf GHB-Missbrauch gerufen und konnten hier einen Mann dingfest machen, der nach eigenen Angaben schon seit einigen Tagen Frauen in dieser Bar dieses Liquid Ecstasy untermischt."

In mir kochte auf einmal eine heiße Wut auf.
Mittlerweile fühlte ich mich nicht mehr hilflos und unschlüssig, sondern fast schon rachsüchtig.
Nach Gerechtigkeit.
Was fiel dem ein?! Und vor allem: Was hatte er mit diesen Frauen dann vor?
Ich versuchte einen Moment lang auszublenden, dass ich mich ebenfalls zu diesen zählen musste.
Meine Hände ballten sich zu Fäusten und meine Fingernägel drückten sich tief in meine Handinnenfläche.

"Hat er auch gesagt, was er vorhatte?", brachte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Paul sah mich einen Moment lang verwirrt an, bevor er nickte.
"Ja", bestätigte er, "Der Mann hat wohl irgendwie diese Tropfen in die Finger bekommen und wollte testen, wie sie wirken. Er hätte keine weiteren Absichten gehabt, sagt er."
Ich ließ die Luft raus, die sich in mir angestaut hatte.

"Weil-", begann ich, löste meine Hände und sah auf die blassroten, sichelförmigen Abdrücke, die meine Fingernägel hinterlassen hatten.
"Weil?", wiederholte Paul, als ich nichts weiter sagte und hob meinen Kopf etwas an, damit ich ihn ansah.
Seine Augenbrauen waren leicht zusammengezogen und sein Blick war ernst und fest auf mich gerichtet.
Er als Polizist hatte wahrscheinlich schon eine Vorahnung. Ich konnte dem Blick nicht standhalten und sah zu meinem Team, welches gerade die beiden Patienten versorgte.
"Jacky?", hakte Paul nocheinmal nach.

"Ja weil ich verdammt nochmal gestern hier war und mich daran nicht mehr erinnern kann", sagte ich lauter als ich wollte.
Francos Blick, der eben noch auf den Mann gerichtet war, schnellte zu mir und auch Alex sah einen Augenblick in meine Richtung.
Paul war ruhig geblieben.
"Und du warst damit noch nicht bei der Polizei, nehme ich an?", fragte er.
Ich nickte. "Wir, also Alex- wir haben erst vorhin darüber... nachgedacht, dass-"
Zwei Hände legten sich mit bestimmtem Druck auf meine Schultern und ich sah Alex hinter mir.
"Ganz ruhig", sagte er leise, "wir kümmern uns schon darum."

Ich nickte und ließ mich von ihm etwas zurückschieben. In einem ganz so psychisch stabilen Zustand war ich dann wohl doch nicht.
Als ich mich dann meinem Team zuwandte, um zu schauen, wo ich helfen konnte, fiel mein Blick wieder auf den verletzten Mann und meine Gesichtszüge verhärteten sich.
Franco sah auf und bemerkte das. Binnen Sekunden stand er neben mir und wollte gerade etwas sagen, als plötzlich die junge Frau auf mich zukam, die dem Mann eine gescheuert hatte.

"Entschuldigen Sie!", sagte sie und klang etwas aufgeregt.
"Ich habe das eben so mitbekommen... ", begann sie, als sie vor mir stand, "und ich wollte Ihnen sagen, dass ich Sie gestern Abend noch zu Ihrer Wohnung begleitet habe, als es Ihnen nicht so gut ging. Sie waren wirklich ziemlich neben der Spur. Aber ich wusste ja nicht, was die wirklich Ursache deswegen war."
Sie klang ziemlich nervös.
Überrascht sah ich sie an.
"Danke, dass Sie das gesagt haben", sagte ich ehrlich und lächelte sie erleichtert an. "Ich hatte mich schon gefragt, wie ich überhaupt nach Hause gekommen bin, nach allem- und ich dachte- also ich hatte Angst, dass-", druckste ich herum.
"Gerne", sagte die Frau und schien erleichtert, dass ich es ihr nicht übel nahm. Aber ich meine... warum auch? Sie hatte mir gerade definitiv einiges an Sicherheit gegeben.

Franco neben mir wirkte ein wenig, als wüsste er nicht ganz wohin mit sich, aber ich hingegen fühlte mich irgendwie etwas besser. Auch wenn es eine echt skurrile Situation war.
Wenn die Blutuntersuchung bestätigte, was wir vermuten, dann würde ich Anzeige erstatten und dann hoffentlich mit dem Thema abschließen können.








Die andere Hälfte dieser Worte hier findet ihr unter dem neuen Kapitel von _asds_storys_ {11- Verratendes Husten}

Jeder einzelne von euch ist auf seine eigene Art und Weise besonders. Lasst euch nicht von bestimmten Dingen herunterziehen.
Seid glücklich.
Schätzt alles, was ihr habt, genießt, dass ihr leben dürft. Steckt andere mit eurer guten Laune an.
Es ist nicht immer leicht, positive Aspekte aus gewissen Situationen zu ziehen, das kennt jeder, das weiß jeder. Aber man sollte trotzdem immer das Beste aus einer Situation rausholen. Und wenn das nicht klappt, dann denkt daran, dass euer Leben immer wieder positive Ereignisse für euch bereithält.

"Immer Mensch bleiben."
Das sagt Franco immer. Und das sollten wir beherzigen.
#Team

Und in dem Sinne -
Macht noch etwas aus dem Tag. <3

ᴀsᴅs - sʜᴏʀᴛ sᴛᴏʀɪᴇs Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt