(48) Filmriss [1/4]

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Ich saß auf meiner Bettkante und starrte apathisch ins Leere. Sternchen tanzten vor meinen Augen und mein Kopf brummte.
Mein Blick wanderte zu meinem Wecker.
15:10 Uhr.
Was zur Hölle war gestern bitte los?
Ich hatte ja einen kompletten Filmriss. Das Letzte, an was ich mich erinnerte, war das Ende meiner gestrigen Frühschicht.
Ich rieb mir meine Augen und sah mich um. Meine Wohnung war relativ unordentlich und ich war am Abend anscheinend mit Anziehsachen ins Bett gefallen.

Langsam stand ich auf und hielt erstmal kurz inne, bevor ich dann mehr oder weniger geradlinig meinen Weg ins Bad fand.
Ich stützte mich auf dem Waschbecken ab und sah mich meinem Spiegelbild gegenüber. Blasse Haut, Haare zerzaust, Augenringe bis sonstwohin.
Und mir war schlecht.

Stöhnend ließ ich mich nach dem Übergeben neben der Toilette auf den Boden nieder. Was um alles in der Welt war gestern passiert?
Ich fühlte mich einfach nur wie ein Haufen Elend.
Einige Minuten lang saß ich beinahe bewegungslos auf dem Boden, bevor ich mich aufraffte und zum Duschen überwand.

Danach ließ ich mich in der Küche auf einen Stuhl fallen und schrieb eine Freundin an.
'Weißt du zufällig, was um Himmels willen ich gestern Abend gemacht habe?', fragte ich sie.
'Sorry Mann', kam es direkt zurück, 'Ich weiß nur, dass wir wohl auf ner Party bei Meyer's waren, dann ist alles weg. Hab wohl viel getrunken, bin eben erst aufgewacht.'

Ich legte mein Handy weg. Schön, es ging nicht nur mir so.
Aber allmählich wurde ich schon etwas nervös und versuchte angestrengt, noch irgendwelche Erinnerungen an den Vortag zu finden.
Nichts.
Gar nichts.
Es fühlte sich schrecklich an.
Diese Leere.
Gäbe es keine Wecker, die mir die Uhrzeit zeigen würden, hätte ich wahrscheinlich sogar geglaubt, dass noch gestern wäre.

Ich fluchte leise auf.
Ich war nie der Typ gewesen, der auf Partys besonders viel getrunken hatte. Meistens war sogar ich diejenige, die andere dann nach Hause brachte, weil ich die einzige noch nüchterne Person war. Dass ich gestern so viel getrunken haben soll, konnte ich mir also gar nicht vorstellen.
Und ich meine, wie viel Alkohol brauchte es schon, um sich an nichts mehr erinnern zu können?

Fast schon verzweifelt sah ich mich in der Küche um, als versuchte ich irgendwelche Hinweise zu dem gestrigen Abend zu finden. Aber nichts. Alles beim Alten. Wäre auch ungewöhnlich gewesen.
Frustriert goss ich mir ein Glas Wasser ein und nahm eine Aspirin. Wenigstens gegen die Kopfschmerzen konnte ich ja noch etwas machen.

Nach einem nahezu hoffnungslosen Versuch, meine Augenringe etwas zu überdecken und mein Gesicht generell etwas lebhafter wirken zu lassen, gab ich auf. Was soll's.
Ich nahm mir meinen Schlüssel und verließ meine Wohnung, um zur Wache zu gehen.
Damit war ich zwar noch etwas früh für die Nachtschicht dran, aber es brachte mir jetzt nichts, weiterhin durch meine Wohnung zu tigern.



Macht noch etwas aus dem Tag <3

ᴀsᴅs - sʜᴏʀᴛ sᴛᴏʀɪᴇs Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt