Kapitel 57 - Komfort - Kyra

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Ich war eine ganze Weile draußen, bevor ich wieder zurück ins Haus ging, erkundete das Grundstück, spielte mit den Tieren. Nach meiner "Auseinandersetzung" mit den Zwillingen schlenderte ich eine Weile umher. Dabei entdeckte ich ein halb verstecktes Gartenhäuschen, in das ich in meiner Neugier hinein ging. Die Falltür, die sich in diesem in einer Ecke befand, jagte mir jedoch einen fiesen Schauer über den Rücken. Da bekam ich direkt "The Hole" oder "Nobody sleeps in the woods tonight" - Vibes. Wenn ich eines aus diesen Filmen gelernt hatte, dann dieses: Öffne niemals verriegelte Falltüren. Es hatte seinen Grund, dass sie verriegelt waren.
   Nachdem ich das Häuschen gründlich untersucht und alles registriert hatte, was man im Falle des Falles als gute Waffe verwenden könnte, ging ich wieder, bevor mich nicht vielleicht doch noch einer der Hausherren (oder -frauen) beim Herumschnüffeln erwischen konnte. Auf dem Weg zum hinteres Teil des Gartens, dort, wo der Wintergarten stand und die Tiere "hausten", begutachtete ich den langsam verwildernen Rasen, die Hecke und Beete. Wenn der Mensch nichts tat, holte sich die Natur ziemlich schnell das zurück, was schon immer ihr gehört hatte. Nur ihr, niemals uns. Wir dachten nur, es gehöre uns, wir könnten nehmen, was wir wollten. Doch das war ein Irrtum. Ein fataler Irrtum und das, was uns momentan widerfuhr, war wahrscheinlich lediglich die Rache eben jener Natur an uns. Unserer Fahrlässigkeit. Könnte ich ihr bei Gott nicht verübeln und ich würde sie wahrscheinlich sogar dafür feiern, wenn ich nicht direkt davon betroffen wäre. Beziehungsweise die, die ich liebte.
   "Ey! Schlafwandelst du, oder was?"
   Diese tiefe, laute Stimme jagte mich mal wieder aus meinen Grübeleien, in die ich in letzter Zeit so oft versank. Zwar war es schon immer leicht, mich zu erschrecken, da ich mit meinem Kopf leicht in andere Welten entschwebte, doch seit das Virus uns heimsuchte, war es echt extrem geworden.
   Castiel sah mich streitlustig an. "Lauf gefälligst deinen eigenen Hund über den Haufen und nicht meinen!"
   Erst als er das sagte, bemerkte ich den Beauceron direkt vor meinen Füßen, der mich mit einem Gottesvertrauen darauf, dass ich ihn nicht umnietete, aus großen Augen anschaute. Seine Zunge hing seitlich aus seinem Maul und alles an ihm schrie nach Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten. Natürlich hatte ich da gar keine andere Wahl, als in die Hocke zu gehen und dem Hund all die Liebe entgegenzubringen, die ich gerade aufbringen konnte. Und natürlich konnte ich dabei nicht anders, als in Babysprache mit ihm zu reden. Demons Schwanzwedeln hätte wahrscheinlich dafür gesorgt, dass es ihn von den Beinen jagt, hätte er sich nicht eh schon längst auf den Rücken geworfen. Mittlerweile hatte sich auch Sveas Huskey, womöglich aus Neid oder Eifersucht, dazugesellt und wollte ebenso geglückt werden. Während ich die beiden also so ausgiebig streichelte, schaute ich zwischenzeitlich zu Castiel hoch, der die Szenerie geduldig beobachtete.
   "Ich kann meinen eigenen Hund übrigens gar nicht über den Haufen laufen", bemerkte ich mit neutralen Stimme. "Shiva ist schon seit einer Weile tot."
   Der Rotschopf schaute zur Seite, seinen Blick konnte ich somit nicht deuten. "Das ist mir klar, du Klugscheißer."
   Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Nun kam auch Moon angelaufen, die ich wegen mangelnder Kapazitäten jedoch nur kurz streicheln konnte, um mich dann schweren Herzens von allen drei zu trennen. Es sollte schließlich keiner zu kurz kommen, also mussten sie sich wohl oder übel miteinander begnügen.
   "Und ihr zwei Turteltauben beschäftigt also die Tiere?", fragte ich schelmisch, während ich zu den beiden Jungs hinüberging. Castiel und Lysander wirkten manchmal wie ein älteres Ehepaar, weswegen ich sie diesbezüglich gern neckte. Allerdings konnte ich nicht sagen, ob ich traurig oder froh darüber war, dass deren Beziehung nicht über eine Bromance hinausreichte.
   "Irgendjemand muss es ja tun", brummte der Rotschopf. "Diese Rabenmutter an Svea kümmert sich ja nicht mal um Flip."
   Dieser Satz versetzte mir einen Stich und ich konnte nicht mal genau sagen, wieso. Es hinderte mich allerdings nicht daran, Castiel böse anzustarren.
   "Das war jetzt echt unnötig respektlos", zischte ich ihm entgegen und dachte wieder an das zurück, was ihr erst gestern widerfahren war. Klar war es besser, sich um den eigenen Hund zu kümmern, doch Svea musste enorm aufgewühlt und sich unterbewusst bestimmt sicher sein, dass sich um ihren Hund gekümmert wird, weshalb sie nicht selbst daran gedacht hatte. Ganz bestimmt war das so, das Unterbewusstsein regelte ganz oft Dinge so ein, wie sie tatsächlich waren, damit man sich nicht bewusst selbst um diese kümmern musste. Schon praktisch, so ein Unterbewusstsein.
   Rotkäppchen sagte nichts mehr dazu und das war auch besser so. Mit der Zeit hatte er gelernt, wie und wann ich auf welche Themen ernsthaft empfindlich reagierte und dass es dann besser war, mich diesbezüglich nicht weiter zu reizen. Auch ein Zeichen dafür, dass er mich gern hatte, denn bei Leuten, bei denen ihm die Meinung egal war, nahm er auch keine Rücksicht. Und da entschuldigen nicht so sein Ding war, zog er es dann halt vor, zu schweigen. Da ich allerdings wie vorhin bei Armin schon derzeit einfach reichlich wenig Nerven für Schwachsinn übrig hatte, hatte allein diese ganz normale, schwachsinnige Kleinigkeit von Castiel mir die Lust verdorben, weiter meine Zeit mit ihm zu verbringen. Wohl oder übel war davon dann auch seine Bromance betroffen, zumindest solange ich nicht die Absicht besaß, ihn aktiv von seinem Kumpel zu trennen. Und da ich diese nicht hatte, wandte ich mich allein zum Gehen. Keine Ahnung, wohin ich sollte, aber irgendwo würde ich doch sein wollen oder wenigstens gebraucht werden. Oder...?
   Jedenfalls machte ich mich auf den Weg zum riesigen Windergarten der Jacotts, kam dabei jedoch nicht umhin, nochmals zu Lysander zu schielen. Sein neuer Look zog meinen Blick wie magisch an, mehr als sonst schon. Wie konnte jemand, der mit einem mal - im Vergleich zu vorher - so normal aussehen sollte, eben dies überhaupt nicht tat? Auf eine Art und Weise wirkte er sogar noch exotischer als zuvor. Ob es daran lag, dass ich jahrelang nichts anderes gewohnt war? Dass dieses viktorianische Er in meinen Augen das Normale war, weshalb das moderne Er nun so fremdartig wirkte? Es musste so sein, der Mensch war solch ein Gewöhnungstier. Jedenfalls änderte sein neues Aussehen nichts an der Tatsache, dass ich sein fluffiges Haar berühren wollte. Im Gegenteil. Da es nun noch flauschiger wirkte, zog es mich sogar noch stärker an als zuvor. Hach ja, ich wünschte, diese Anziehungskraft wäre mein einziges Problem.
   Ich schenkte dem Silberschopf ein kleines, aber freundliches Lächeln, ehe ich ins Haus verschwand.
   Das Wohnzimmer war recht leer. Isabelle saß mit ihren Kindern und den Kids am großen Tisch und spielte mit ihnen irgendein Kartenspiel. Auf der Couch waren Patricia und Laeti und schienen in ein Gespräch vertieft. Ansonsten war hier niemand. Ich gesellte mich zu den beiden letztgenannten. Als sie meine Präsenz bemerkten, stoppten sie mitten im Satz und schauten zu mir auf. Laeti stieß einen komischen Ton aus.
   "Ach das meintest du mit 'solch ein Grauen schon am frühen Morgen'", meinte sie belustigt. Beleidigt verzog ich das Gesicht und starrte Patricia böse an. Sie tat jedoch so, als würde der Blick an ihr vorbeigehen und nicht sie sei gemeint.
   "Aber ich finde, du hast echt übertrieben, Mama", fügte die Blauhaarige dann hinzu. "Der neue Schnitt steht dir hervorragend! Richtig sexy!"
   Verschwörerisch zwinkerte sie mir zu und ich wollte schon mit den Lippen Worte formen, die sie zum Klappe halten bewegen sollte, doch Laeti wäre nicht Laeti, wenn sie nicht einfach raushauen würde, was ihr gerade so in den Sinn kam. Vor allem auf Kosten ihrer Freundinnen. "Ich kann mir schon fast denken, wen du damit aufreißen möchtest~"
   Was hatten die alle bitte für ein Problem? War ich wirklich die einzige, die keinen Schimmer hatte, wen ich mit was "aufreißen", "verführen" oder sonst was wollte? Genervt verdrehte ich die Augen. Mir stand nicht mal ansatzweise der Kopf nach sowas. Hatte ich das nicht schon mal festgestellt? Mir war, als hätte ich ein kleines Déjà Vu. Hatten die alle nichts Besseres zu tun, als mich imaginär zu verkuppeln? Schließlich, ich wusste auch nicht, befanden wir uns mitten in einer Apokalypse?!
   "Ihr nervt mich echt tierisch", seufzte ich angepisst, setzte mich aber trotzdem zu ihnen, um an dem Gespräch teilzuhaben, dass sie zuvor noch geführt hatten. Nun ja, mehr schlecht als recht, sie sprachen über belangloses Zeug, das mich nicht gerade interessierte und so schweiften mein Blick und meine Gedanken öfter als gewollt ziellos in der Gegend herum. Eine Weile blickte ich in Richtung des Wohnzimmertisches, dorthin, wo die Familie von Isabelle mit den kleinen Kindern saß, aber wirklich ansehen tat ich sie nicht. Vielmehr glitt mein Blick durch sie hindurch, während ich meinen Gedanken nachhing. Woran ich genau dachte, wusste ich nicht, denn von einem Augenblick auf den anderen wurden sämtliche Gedankengänge aus meinem Kopf radiert, als ich eine laute, männliche Stimme vernahm. Eine agressive, laute und männliche Stimme. Obwohl ich die Stimme nicht sofort zuordnen konnte, war mir direkt klar, dass sie Ärger bedeutete. Großen Ärger.
   Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf und lies mich von der Stimme zum Ursprungsort leiten. Abrupt blieb ich stehen und stolperte erschrocken zurück, als ich feststellen musste, dass es Nathaniels Vater war, der in der Küche stand und jemanden zur Sau machte. War es Nathaniel selbst? Vorsichtig linste ich um die Ecke und stellte mit Entsetzen fest, dass es niemand anders als Svea war, der gerade die übelsten Sprüche um die Ohren gehauen wurden. Ich wich wieder zurück und geriet in Panik. Was sollte ich nur tun? Was konnte ich nur tun? Svea litt und ich wusste nicht, was ich tun konnte, um sie aus der Situation zu retten. Ich konnte unmöglich einfach in das "Gespräch" reingrätschen. Womöglich würde er uns beide direkt im hohen Bogen aus dem Haus werfen. Denk nach, Kyra, denk!
   Furchtsam stand ich im nächsten Augenblick neben ihm und räusperte mich etwas lauter, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Eigentlich wollte ich ihn mit Worten auf mich aufmerksam machen, allerdings blieben sie mir vor Angst einfach im Halse stecken. Ohje, jetzt sah er mich mit diesen stechend dunkelbraunen und wütenden Augen an, die entgegen sämtlicher Klissches überhaupt nicht warm wirkten.
   Ich atmete tief durch, streckte den Rücken durch und kratzte so viel Mut und Entschlossenheit zusammen, dass ich für eine Minute die Angst beiseite schieben konnte. "Mr. Jacott. Ich, äh... ich soll Ihnen ausrichten, dass... mein Bruder, äh..." Ich wusste gar nicht, wo John war! "Nein, dass Lysander und Castiel Ihren Rat benötigen. Mein Bruder war nur kurz bei ihnen, aber um ihn ging es gar nicht, he. Also, sie sind draußen, sie haben ein Problem mit den Hunden. Oder eine Frage. Ich bin mir nicht ganz sicher, was es war. Und ich wollte eh gerade rein, darum sollte ich das ausrichten. Ja."
   Je mehr ich mich darum bemühte, gerade Sätze herauszubringen, die nicht verräterisch zitterten, desto mehr zitterte mein Inneres. Von wegen Angst beiseite schieben. Ich hatte sie nur von der Oberfläche in die Organe geschoben, die nun gefühlt alle verrückt spielten. Nur noch einen kleinen Augenblick Resthaltung bewahren, Kyra!
   Mr. Jacott beäugte mich äußerst argwöhnisch, "verabschiedete" sich dann aber tatsächlich von der Blondine und verschwand dann. Nun wagte ich es, tief durchzuatmen. Ohje, ohje, das war echt schlimm. Es tat mir ziemlich leid, dieses Ungeheuer auf meine beiden Freunde umgeleitet zu haben. Hoffentlich kamen sie klar mit ihm. Aber Svea hatte gerade die höhere Priorität.
   Leise ging ich zu ihr hinüber, um festzustellen, dass sie schluchzend auf den Boden gesunken war. Mein Herz verkrampfte sich bei dem Anblick einer sonst so starken jungen Frau. Auf ihrer Kleidung waren kleine Blutstropfen zu erkennen, die bei längerer Betrachtung von ihrem Gesicht zu kommen schienen. Ich nahm mir ein bisschen Zewa, das ich in der Spüle anfeuchtete, ehe ich mich zu Svea hinhockte. Vorsichtig legte ich eine Hand auf ihre Schulter, flüsterte ihren Namen. Sie zuckte zusammen, wirkte aber so, als ob sie nicht aufschauen wollte. Nach ein wenig Zögern tat sie es dann aber doch. Aus blutunterlaufenen blauen Augen starrte sie mich voller Verletzlichkeit an. Ihre Lippe blutete schlimm, sie musste sie sich aufgebissen haben. Ich sollte John bitten, sich das anzusehen, ich wusste nicht, was man da am besten tun konnte, damit es sich nicht entzündete und möglichst schnell verheilte.
   Wortlos hielt ich ihr das feuchte Tuch an die Lippe. Sie wehrte sich nicht, ließ mich einfach machen. Ich konnte nicht mal genau sagen, ob sie überhaupt in dieser Welt war, ihr Blick war ganz glasig geworden und schien durch mich hindurch zu gleiten. Dieses arme Mädchen... Das alles musste wahrlich schlimme emotionale Folter gewesen sein, dass sie das so zusammenbrechen ließ.
   "Alles wird wieder gut, Svea. Er ist weg, er kann dir nichts mehr tun." Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, was ich sagen konnte oder sollte und es ging mir wirklich gegen den Strich etwas zu sagen, was ich nicht garantieren konnte, doch ich kam mir so hilflos vor, dass mir nichts anderes einfiel.
   "Ich versuche mein Möglichstes, ihn von dir fernzuhalten." Zumindest das konnte ich garantieren.
   Ihr Blick fokussierte sich langsam wieder auf mich. "Was... Wo ist er hin? Wie hast du das gemacht?" Ihre Stimme war sehr leise, als sie sprach.
   "Ich hab ihn raus zu Lys und Cas geschickt 'wegen der Hunde'".
   "Ist was mit ihnen?", wurde sie mit einem Mal lauter und besorgt. Sie packte das Zewa, dass ich ihr noch immer an die Lippe hielt, und stand hastig auf. Zu hastig, ihre Knie waren scheinbar noch ziemlich weich, wodurch sie rückwärts gegen die Arbeitsplatte stolperte und sich festklammern musste, um nicht wieder umzufallen.
   "Woah, Svea, alles gut!" Ich stand ebenfalls auf und hob beschwichtigend die Hände. "Ich hab mir in der Eile nur was ausgedacht, um ihn fortzulocken. Den Hunden geht's prima."
   "Was...?" Ihre Augen wurden groß. "Mr. Jacott wird dich rausschmeißen, wenn er gleich herausfindet, dass du ihn belogen hast."
   "Das glaube ich nicht. Ich kenne die Jungs. Und sie mich. Vor allem Lys. Er wird sich schon was einfallen lassen, um meine Lüge echt erscheinen zu lassen. Du wirst sehen."
   Svea schwieg dazu. Sie drehte mir den Rücken zu und stützte sich an der Spüle ab. Wieder einmal wusste ich nicht, was ich tun sollte. Ob es etwas gab, womit ich ihr helfen konnte. Ich war so furchtbar in sowas!
   "Hey, Svea...", hauchte ich, als ich ihr etwas näher kam. "Ich, ähm... Wenn du Hilfe benötigst oder so was, egal bei was... Ich möchte, dass du weißt, dass ich dann gern mein Bestes tue, um dir beiseite zu stehen. Du kannst auf mich zählen."
   Ihr goldener Schopf neigte sich so, dass sie mich im Augenwinkel beobachten konnte. Hatte sie wieder Tränen in den Augen?!
   Überfordert wie ich war breitete ich instinktiv meine Arme aus. "Möchtest du... vielleicht eine Umarmung?"
   Sie zögerte. "Ist schon in Ordnung", behauptete sie heiser und kratzig, "mir... mir gehts wieder gut."
   Ihre Augen jedoch sprachen Bände. Es fehlte nicht mehr viel, bis die erneut überlaufen würden. Mitfühlend lächelte ich sie an. "Ich glaube, es bringt nichts, mir zu sagen, dir ginge es gut."
   Obwohl sie noch immer zögerte, taten es ihre Tränen nun nicht mehr. Stumm rollten sie über ihre eh schon geröteten Wangen, bis sich dann auch ihr Gesicht verräterisch verzog, sie ihren Körper zu mir drehte und sich in meine Arme schmiegte. Überrascht schoss ich meine Arme um sie und drückte sie an mich. Sie bebte unregelmäßig vor sich hin, im Versuch ihre Trauer und womöglich auch ihre Scham zu kontrollieren. Ich hätte nicht gedacht, dass sie sich dem tatsächlich hingeben würde. Wir kannten uns schließlich kaum. Es war allerdings nicht so, dass ich mir wünschte, sie hätte es abgelehnt. Diese Umarmung hatte etwas Freundschaftliches, Geborgenes an sich, obwohl sie aus einer sehr unangenehmen Situation heraus entstanden war. Aber ich bekam das Gefühl, dass nicht nur sie es war, die eine Umarmung nötig hatte. Und ich bekam auch das Gefühl, dass das erst der Anfang war, sie wirklich kennenzulernen.

Endless DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt