Das Gästezimmer, in dem ich mich befand, war viel größer als das Kinderzimmer, das ich in Somerville bewohnt hatte. Jedoch auch viel weniger persönlich und chaotisch. Es war sehr sauber, ordentlich, wenig möbliert. Ich saß auf einem modernen, etwa 1,60m breiten Bett. Es war grau. Die meisten Möbelstücke hier waren weiß bis grau. Die Wand hatte dieselbe sandige Farbe, wie der Großteil des Hauses, den wir bisher besichtigen konnten. Das war das einzig irgendwie Angenehme, das ich diesem Zimmer entnehmen konnte. Ich hatte nichts gegen einen moderen Einrichtungsstil. Tatsächlich zog ich diesen den altbackenen oder sehr unkonventionellen Stilen vor. Ich fühlte mich nicht wohl in einer Wohnung, die manchmal genauso roch, wie sie von der Einrichtung her aussah. Ebenso wenig wie in einer Wohnung, die im Prinzip in nur einer Farbe gehalten wurde, einem extremen Sammelwahn zum Opfer gefallen war oder schlichtweg zu Hippies gehörte, die aus jedem Zimmer einen halben Dschungel gemacht hatten. Das war alles nicht meins und dann irgendwie doch. Ich mochte eine sorgfältig ausgewählte Mischung aus all diesen Stilen. Ich mochte die eine oder andere Antiquität, wobei ich moderne Möbel bevorzugte. Ich mochte Farben und Pflanzen und ein wenig Unordnung gehörte auch schon fast so sehr zu mir wie mein rechter Augapfel. Ich mochte hier und dort einen spirituellen Gegenstand, ohne wirklich daran zu glauben. Ich mochte Aufkleber und Bilder. Ich mochte es, in fast jeder Ecke irgendetwas zu finden, was mir persönlich viel bedeutete.
Dieses Zimmer hier aber mochte ich nicht. Es hatte nichts von all dem, was ich schmerzlichst von Zuhause vermisste. Hier klebten keine Schmetterlinge an der Wand. Hier war keine einzelne Wand anders gestrichen, als die übrigen. Hier war keine charmante Unordnung von Klamotten und Gegenständen, die nicht sofort wieder dorthin geräumt wurden, wo sie hingehörten. Und was am meisten diesem Ort die Freude entzog war: Hier gab es keinen Spawner. Keinen Papa. Keine Leonie. Keinen John. Keinen Lysander, keine Pia, keine Laeti. Castiel war ein paar Zimmer entfernt, die anderen Jungs kannte ich gar nicht oder kaum. Das Haus zu diesem Zimmer gehörte einem Tyrann und einer Frau, die ich überhaupt nicht einzuschätzen wusste. Und ich befand mich irgendwo in einem Teil von Boston, in dem ich selbst noch nie gewesen war und mir nur kartentechnisch vorstellen konnte, weil man mir unseren Aufenthalt immer sehr gut beschrieben hatte.
Obwohl ich nicht allein war, fühlte ich mich von der gesamten Welt allein gelassen. Ich sollte glücklich sein, endlich wieder hinter sicheren Mauern zu sitzen. Aber dem war nicht so. Die Wände komprimierten vielmehr meine Einsamkeit und Angst. Sie kamen fast schon beängstigend auf mich zu und waren damit kaum besser als die Viecher, vor denen wir draußen geflohen waren. Nur konnte ich hier nicht mehr fliehen. Ich konnte nirgendwo hin.
Neben mir miaute es. Ich zuckte zusammen und schaute neben mir aufs Bett. Moon rollte sich neben mir zusammen und drückte sich dabei gegen meinen Oberschenkel. Meine Mundwinkel bogen sich minimal nach oben. Das weiche Fell schob sich zwischen meine Finger, als ich sie sanft streichelte. Als wir hier ankamen, hatte ich schon wieder ganz vergessen, dass sich ein riesiges Fellknäuel in meinem Rucksack befand. Erst in diesem Zimmer hatte sie sich bemerkbar gemacht. Und nun wieder. War das Zufall? Vielleicht wollte sie mir etwas sagen. Aber ich kannte mich kaum mit Katzen aus, also würde ich sie wohl eine ganze Weile nicht verstehen können, falls dem wirklich so sein sollte.
Erneut miaute sie und sprang vom Bett. Dabei wollte sie sich doch gerade hinlegen? Sie schlenderte an einer der Wände entlang, ehe sie sich dort hinpflanzte. Ich war irritiert. Katzen waren echt merkwürdig. Dann leuchtete mir etwas ein, woraufhin ich die Wand anstarrte, an der Moon lag. Castiel.
Ich richtete mich schnell auf, sah ein paar Sterne wegen meines beschissenen Kreislaufes und verließ mein Zimmer. Dann lief ich ein paar Räume in die Richtung, in der die Katze lag. Ich klopfte gar nicht bei dem Zimmer an, das ich suchte, sondern ging direkt rein. Ich hatte gar nicht darüber nachgedacht. Hätte ich das getan, hätte ich dann wohl keinem nackten Castiel gegenübergestanden. Schockiert sah er mich an. Ich selbst realisierte die Situation erst einige Sekunden später, bevor dann endlich das Schamgefühl einsetzte. Verlegen wandte ich den Blick ab und schloss die Tür. Doch nicht so, dass ich im Flur stand. Nun war ich ja schon hier.
Als ich mich wieder umdrehte, hatte Castiel zumindest schon mal eine Boxershort an. Mein Gesicht fühlte sich etwas warm an, aber es war ja nicht so, als hätte ich noch nie einen nackten Mann gesehen, also versuchte ich, normal zu sein. So normal, wie ich derzeit halt sein konnte.
Geduldig setzte ich mich auf das Gästebett, während sich der Rotschopf weiter anzog. Mein Blick wanderte durch das Zimmer. Es war fast identisch zu dem, in dem ich hauste. Also mochte ich auch das nicht. Allerdings war Castiel hier und das machte es erträglicher.
„Was gibt's, Kätzchen?", fragte er irgendwann in Jogger und Shirt neben mir sitzend.
Ich umging das: „Tschuldige." Ich wusste nicht mal genau, wofür ich mich entschuldigte. Womöglich dafür, dass ich einfach in seine Privatsphäre geplatzt war.
„Als ob dir das leid tut", meinte er neckisch.
Ich war mir ehrlich gesagt nicht sicher, antwortete aber trotzdem: „Doch, schon."
„So wie du gestarrt hast, kann ich mir das nicht vorstellen. Hat dir die Aussicht etwa gefallen~?"
Ich ditschte ihm halbherzig gegen den Arm, wie ich es immer machte, wenn ich keine Antwort wusste oder er schlichtweg etwas Dummes gesagt hatte. Jetzt war es wegen beidem.
"Ich verstehe das mal als 'Ja'", grinste er. "Also, weswegen ignorierst du schon nach einer halben Stunde Mr. Arschlochs klare Anweisungen, das andere Geschlecht nicht in ihren Schlafräumen aufzusuchen?"
Das war eine gute Frage. Weswegen genau? Ich hatte nicht weiter darüber nachgedacht. Selbst diese Anweisung war mir keine Sekunde zurück vor Augen gekommen. Im Prinzip... hatte ich nur auf die Katze gehört.
"Moon hat mir gesagt, dass ich zu dir gehen soll."
Castiel blinzelte. "Sie hat es dir... 'gesagt'?" Er schaute mich schräg an. Ich zuckte mit den Schultern. Es klang ja auch dämlich. Aber ich wusste nicht, was es sonst gewesen sein sollte oder ob es auch einfach nur Zufall war, dass das Fellknäuel an der Wand tigerte und mich somit gedanklich zurück zu der einzigen Person brachte, der ich nahe stand und die noch bei mir war.
"Vielleicht wollte das Vieh dich auch nur loswerden. Wer soll's ihr verübeln?" Castiel lachte und ich lächelte ein wenig mit. Der Rotschopf war süß. Obwohl er es nicht sein lassen konnte, mir bei jeder Gelegenheit einen Spruch zu drücken, wusste ich ganz genau, dass er das nur tat, weil es seine Art von Humor war und er mich damit zum Lachen bringen wollte. Und oft auch konnte.
Mich interessierte es nicht, was Mr. Jacott zu sagen hatte. Da ich bezweifelte, dass er sich die Zeit nahm, sämtliche Zimmer der halbstarken „Nichtsnutze", wie er uns so schön nannte, zu kontrollieren, genehmigte ich es mir, mich der Länge nach auf Castiels Bett zu legen. Er folgte mir. So lagen wir eine ganze Weile nur da und quatschten nebeneinander auf dem Rücken liegend über dies und jenes. Das entspannte mich tatsächlich so sehr, dass ich müde wurde und gar nicht bemerkte, wie ich irgendwann in das Land der Träume rutschte. Ich wachte erst wieder auf, als es draußen schon dunkel war. Verschlafen knotete ich mich aus der Emryostellung, in die ich mich während des Schlafens gebracht hatte, und richtete mich langsam auf. Die Nachttischlampe brannte orange und ließ Castiels rotes Haar fast schon feurig flimmern. Er trug noch immer das Gleiche, saß aber nun mit dem Rücken an der Lehne und hatte ein Buch in der Hand. Moment, ein Buch?
„Du liest?", stolperte es mir schon aus dem Mund, ehe ich mich hätte bremsen können. Der Flammenkopf schreckte auf. Scheinbar war er sehr vertieft gewesen.
„Guten Morgen, Dornröschen", stichelte er und klappte das Buch zu. Auf dem Cover erkannte ich nicht mehr als irgendwas Blutiges.
Ich wiederholte mich: „Du liest?" Das erste Mal war es unbeabsichtigt, aber nun wurde meine Verwunderung und Neugier immer größer. In seinem Zuhause beziehungsweise in seinem Zimmer hatte es niemals Anzeichen für Bücher gegeben. Nur irgendwelche Magazine.
„Selten. Da mein Handy aber nun im Wesentlichen das Zeitliche gesegnet hat und ich meine Gitarre nicht habe, bleibt mir nicht so viel an Beschäftigungs-Alternative.
Frech streckte ich ihm die Zunge raus: „Könntest ja mit Nath zusammen chillen."
Castiel verzog das Gesicht, was mich zum Schmunzeln brachte. Nach wie vor wusste ich nicht, was zwischen ihnen vorgefallen war, doch wusste ich auf jeden Fall, dass man ihn damit ärgern konnte.
„Eigentlich wollte ich dir ja was vom Abendessen abgeben, das du verpasst hast", sinnierte der Fliegenpilz. „Aber wenn du schon so frech bist, esse ich es vielleicht doch lieber selbst."
Auf Kommando knurrte mein Magen. Seit Tagen hatte ich kaum gegessen und nun war mein Körper dank des Trottels hier vor mir so heruntergefahren, dass es sich auch bemerkbar machte. Mit großen Augen schaute ich den eben erwähnten Trottel an, woraufhin er lachte. Ich glaubte, er lachte mich aus. Aber freundlich, wie dieser Trottel war, erbarmte er sich doch meiner und reichte mir eine Schüssel mit einem Löffel. Es gab Suppe. Sie war schon kalt, aber Suppe aß ich ohnehin am liebsten so. Ich kippte sie geradezu herunter.
„Sehr sexy, diese Manieren, das macht mich richtig an", hörte ich den Rotschopf zwischen meinen Löffeln spotten, beachtete ihn aber nicht weiter. Erst als ich brav aufgegessen hatte, fühlte ich mich wieder imstande, meine Aufmerksamkeit anderen Dingen zu widmen. In diesem Fall Castiel. Und natürlich bedankte ich mich wohlerzogen. Er verdrehte nur grinsend die Augen. Vielleicht war das keine große Sache für ihn, doch streng genommen war das mit das rücksichtsvollste, was er je für mich getan hatte. Er ließ mich schlafen, eventuell weil er wusste, wie schlecht ich in der letzten Zeit geschlafen hatte und brachte mir sogar für später etwas von dem Abendessen mit, dem ich nicht beiwohnen konnte. Dafür musste er gewiss seine Bad Boy Haltung fallen lassen, ich konnte mir nämlich nicht vorstellen, dass er die Suppe hinter dem Rücken der Jacotts stibitzt hatte. Allerdings redeten wir hier noch immer von Castiel Arouet. Der machte manchmal wirklich das unmöglichste Zeug.
Egal, wie er was angestellt hatte, eines war sicher: „Danke, dass du für mich da bist..."
Der Grauäugige zuckte mit den Schultern. "Klar. Du bist die Freundin meines besten Freundes. Ich habe versprochen, auf dich aufzupassen."
"Ich dachte, ich bin auch deine Freundin?", erwiderte ich gekränkt. Hatte ich das falsch interpretiert? Quatsch, ich konnte das doch nicht fast drei Jahre lang falsch interpretiert haben!
Er verdrehte die Augen. "Ich meine feste Freundin, du Vollidiotin."
Tausend Fragezeichen ploppten in meinen Kopf auf. "Ich bin doch gar nicht mit Lys zusammen?" Hatte ich irgendwas getan, dass es so aussehen ließ? Nicht mehr als sonst eigentlich. Oder?
"Nein, aber fast", behauptete er. Die Fragezeichen in meinem Kopf wurden nicht gerade weniger. Wusste er etwas, was ich nicht wusste? Lysander und ich kannten uns nun schon ein paar Jahre, nur ein wenig länger, als ich Castiel kannte. Aber ich konnte im Gegensatz zu Castiel nicht behaupten, je romantische Gefühle oder so etwas in der Art für den Silberkopf empfunden zu haben. Er bedeutete mir unglaublich viel, schon allein, weil er ein unglaublicher Mensch war. Doch konnte ich mir eine Beziehung mit ihm vorstellen? Ich war ganz weit davon entfernt, überhaupt eine Beziehung führen zu wollen. Oder über Gefühle nachzudenken, die nicht mit Einsamkeit, Angst und Tod zu tun hatten.
"Ich war mal in dich verknallt", gestand ich. Die Story wollte ich ihm sowieso irgendwann einmal erzählen, jetzt bot es sich an. In Zeiten wie diesen konnte man sich kein Zögern mehr leisten. Ich schob noch hinterher: "Also, nicht richtig eigentlich. Aber ich hatte zumindest mal für dich geschwärmt."
Der Rotschopf lachte kurz. "Gutes Timing, Kleine!"
Was das heißen sollte, keine Ahnung.
"Wer kann's dir verübeln? Absolut jede hatte zumindest für mich geschwärmt~"
"Flieg' nur nicht durch die Decke, du Spacken", kommentierte ich monoton. "Aber was soll das heißen, "gutes Timing"?"
Castiel legte sich mit hinter den Kopf verschränkten Armen der Länge nach ins Bett und grinste blöd. "Du warst mir auch mal eine Zeit lang nicht ganz so unsymphatisch wie jetzt."
Verwundert hob ich meine Augenbrauen. War das jetzt eine Beleidigung in einem verspäteten Geständnis?
„Wie, aber jetzt schon? Ich bin gekränkt." Beleidigt plusterte ich die Wangen auf.
„Wieso?", stichelte er. „Hast du etwa doch noch Interesse, das ich erwidern soll?"
Meine Wangen entplusterten sich wieder. „Nö." Zumindest nicht in der Hinsicht.
Castiel richtete sich wieder auf – der konnte wohl nicht still sitzen oder liegen bleiben – und setzte sich mir direkt gegenüber, sah mir fest in die Augen. Der Sturm in diesen schönen grauen Augen tobte und ließ sie somit sehr lebendig wirken, obwohl man Grau wohl kaum als erstes mit diesem Adjektiv beschreiben würde.
„Was ist?", fragte ich verwirrt. So nah war er mir selten und wenn, nicht so lang und/oder intensiv.
Der Rotschopf schmunzelte schelmisch. „Möchtest du vielleicht den Kuss haben, der dir damals aus Feigheit entgangen ist?"
Mein Kopf blockierte. „Äh?!"
Er lachte boshaft und lehnte sich wieder ein Stück zurück. „Ich dachte, das würde dich vielleicht aufmuntern. Jemand wie ich kann dir deine Niedergeschlagenheit bestimmt genauso gut rauben wie deinen Atem~"
„Was heißt hier bitte, mir ist das aus Feigheit entgangen? Du warst mindestens genauso feige, wenn nicht sogar mehr!", stänkerte ich, gedanklich noch beim Satz davor. Mal davon ab, mir war doch nichts "entgangen". Wir hatten uns bereits durch Zwang an meinem letzten Geburtstag geküsst!
In der selben Sekunde hatte ich abermals sein Gesicht vor meinem. Er provozierte: „Beweis' es doch."
Stinkig starrte ich ihm in die Augen, schloss sie dann und küsste ihn. Ich spürte ihn überrascht zucken, also hatte er nicht damit gerechnet, dass ich das wirklich tun würde. Ich ehrlich gesagt auch nicht. Seit der ganze Mist ausgebrochen war, verfiel ich entweder in Schockstarre oder handelte intuitiv. Nun war ich definitiv intuitiv.
Nachdem er realisiert hatte, dass ich auf seine Provokation eingegangen war, erwiderte er den Kuss. Nun war ich es, die überrascht war. Castiel küsste mich. Nein, ich küsste ihn. Wir küssten uns! Warum taten wir das? Es fühlte sich schön an. Er konnte gut küssen. Das alles wusste ich jedoch schon vorher. Und ich empfand nichts für ihn. Tat es nie wirklich, damals war es nur bloßes Geschwärme. Und ich würde es wohl auch nie tun. Also warum? Im Prinzip... war es egal, warum. Wen interessierte das? Zu normalen Zeiten hätte es niemanden interessiert oder zu interessieren und jetzt noch viel weniger. Es war unsere Sache.
Irgendwann lösten wir uns voneinander. Es war ein schöner, süßer Kuss. Nicht leidenschaftlich, innig, feurig oder sonst was. Nur schön. Den Atem hatte er mir zwar nicht in dem Sinne geraubt, doch zumindest meine Niedergeschlagenheit. Ich konnte es kaum glauben.
„Jetzt kann ich beruhigt schlafen, im Wissen, dass du irgendwann am Ende deines Lebens nichts verpasst hast", grinste er. So eine Grinsekatze heute Abend. Hatten die ihm beim Abendessen was untergemischt?
„Komisch, das Gleiche wollte ich gerade dir sagen", stieg ich drauf ein und augenblicklich wusste ich, dass sich nichts bei uns verändert hatte. Seine Nähe fühlte sich noch genauso an, als wäre der Kuss lediglich eine freundschaftliche Umarmung gewesen. Bei unserem ersten Kuss damals war noch ein vergessen geglaubter Rest an Schwärmerei hochgekommen. Dieses Mal nicht. Das war sehr beruhigend.
Ich quasselte mit dem Grauäugigen noch bis spät in die Nacht. Unter anderem erzählte er mir, dass er, während ich schlief, „das Ungeheuer" versorgt hatte, für den Fall, dass ich nicht mehr dazu käme. Das rechnete ich ihm sehr hoch an. War er schon vor der Apokalypse so gewesen? Oder kam diese Fürsorglichkeit erst mit dem ganzen Scheiß? Ich konnte es nicht genau sagen. Er hatte schon immer seine Hochs und Tiefs gehabt.
Schließlich ging ich irgendwann ins Bett. In meinem neuen Zimmer angekommen, überkam mich mit einem Mal so die Müdigkeit, dass ich mir nicht einmal mehr die Mühe machte, mich umzuziehen, sondern mich lediglich bis auf die Unterwäsche auszog und ins Bett plumpsen ließ. Schon fast weggesackt spürte ich, wie sich etwas Haariges, Schnurrendes an mich schmiegte und mich in die Traumwelt begleitete.Das Frühstück am nächsten Tag verschlief ich nicht. Es war mal wieder ein regnerischer Tag. Niemand hatte mitbekommen, dass ich mich den gestrigen Tag seit unserer Ankunft fast ausschließlich in Castiels - also einem gegengeschlechtlichen! - Zimmer aufgehalten hatte. Und falls doch, hatte zumindest niemand bei Mr. Jacott gepetzt. Würde ja auch nichts nützen. Wir standen alle auf der selben Seite. Der Tyrann auf der anderen.
Eben jener Tyrann stand in dem Augenblick, als ich an ihm vorbei lief, an der Sprechanlage für das Tor und zog sämtliche Aufmerksamkeit auf sich, als er ganz aufgeregt rief: „Amber?!"
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Endless Death
FanfictionZwei Menschen, zwei Orte, ein Schicksal. Verdammt, sowas geschah doch normalerweise nur in Horrorfilmen! Doch für Kyra war es brutale Realität geworden. Als Zeugin von Patient 0 floh sie nun gemeinsam mit ihrem Bruder vor der rasant um sich greifend...