Zwar habe ich keine Ahnung, wie ich das geschafft habe, aber selbst nach etwa zwei Stunden bin ich noch immer Lysander nicht über den Weg gelaufen. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr frage ich mich, wie kindisch ich bitte bin. Vor Problemen wegzulaufen, darin bin ich schon immer großartig gewesen. Und damit will ich nicht sagen, dass Lys ein Problem ist, vor dem ich weglaufen will. Definitiv nicht. Ich kenne ihn nun schon eine ganze Weile und noch nie ist er in geringster Weise auch nur in der Nähe davon gewesen, ein Problem zu sein. Nein, ich bin es, das Problem bin schlicht und ergreifend ich selbst. Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich, seit ich hier angekommen bin, nicht lange an einem Ort verweilen kann. Weshalb ich nicht zur Ruhe komme. Weil ich versuche, vor mir selbst davonzulaufen. Dummerweise folge ich mir selbst überall mit hin. Und mit mir kommt die Dunkelheit...
Ich sah auf mein Geschreibsel und die Depressionen, die mir diese Worte praktisch entgegenspuckten, verursachten Übelkeit bei mir. Ich ekelte mich. Vor mir selbst. Wann war es nur so schlimm geworden? Ach ja, seit...
Mein Kulli zog weiter seine Bahnen.
Heute ist der 3. September. Heute wäre Leonies Geburtstag gewesen. Sie wäre neun geworden. Wenn ich die Augen schließe, kann ich sie mir in ihrem weißen, mit Blumen bestickten Kleid vorstellen, ihren gepflegten, langen rot-blonden Haaren, die kunstvoll in einen Fischgrätenzopf geflochten sind und ihren grün-grauen Augen, die vor Vergnügen nur so glühen. Ihre etwa gleichaltrigen Freunde, die sie aus der Schule kennt, hätten um sie herum getanzt und sie besungen und sie hätten womöglich den Kuchen fallen gelassen, den ich ihnen in die Hand gedrückt hätte, damit sie ihr den geben können. Ich hätte grinsend mit dem Kopf geschüttelt, mir sagend, dass ich das hätte kommen sehen müssen und beobachtet, wie ihr heimlicher Verehrer sich langsam an sie herantapst und ihr eine rosafarbene Lilie entgegenhält. Lilien sind Leonies liebste Blumen gewesen und Rosa neben Grün ihre liebste Farbe. Ich kann mir ihr entzücktes Quitschen nur zu gut vorstellen und ebenso, wie sie dem schüchternen Jungen daraufhin einen Kuss auf die Wange gedrückt hätte. Wenn die beiden älter gewesen wären, hätte ich mindestens einen von den beiden dazu geraten, den jeweils anderen zu einem Date zu bitten. Wahrscheinlich wäre es auf Leo hinausgelaufen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mit den Jahren zu ihrem „datefähigen" Alter ihre Lebhaftigkeit, ihren Mut und ihre Fähigkeit zur Initiative verloren hätte. Aus ihr wäre eine wundervolle, starke, selbstbewusste Frau geworden, wunderschön und gütig, da bin ich mir sicher. Sie hätte Berge versetzen können und sie hätte auch Berge versetzen wollen. Doch ihr ist etwas dazwischen gekommen. Es nennt sich Grippe und etwas Furchtbares, das mit ihr einhergegangen ist. Das lebhafte Mädchen wurde von Tag zu Tag schwächer, von Stunde zu Stunde und das zu beobachten ist die reinste Qual gewesen. Nun ist sie tot. Oder sie ist es nicht, sicher ist nur, dass sie nicht mehr am Leben ist. Sie ist gegangen, ohne die Chance darauf, das wundervolle, glückreiche Leben zu führen, dass ihr zugestanden hätte und für das ich alles getan hätte. Wenn es einen Gott gibt, so hat er anscheinend einen seiner Engel zurück gebraucht. Vielleicht ist er ja einsam. Meine Wahl wäre da wahrscheinlich auch auf sie gefallen...
Mein Kulli trennte sich vom linierten Blatt. Ein paar mal musste ich blinzeln, erst dann realisierte ich so wirklich, was ich da überhaupt geschrieben hatte. Es tat weh. Jedes einzelne Wort schmerzte wie ein Messerstich, lachte gehässig über mich und meinen Verlust, schrie praktisch nur so schadenfroh, dass es sich schon darauf freue, wenn ich über meinen schwer gestürzten und dann erschossenen Vater schriebe. Einen kurzen Moment hatte ich nur noch das Bedürfnis, eine Waffe zur Hand zu nehmen und mir eine Kugel durch den Kopf zu jagen. Doch dann... verblasste der Schmerz. Nicht ganz, das würde er wohl nie mehr. Aber als ich auf das Blatt schaute, fantasierte ich mir eine Leonie mit schneeweißen Flügeln zusammen, die sich aus dem Papier erhob und mich anlächelte. Wie eine Fee bildete ich mir ein, dass sie vor meinen Augen schwebte und eine Aura ausstrahlte, die vermitteln wollte, alles würde gut werden. Dann verblasste diese Halluzination schon wieder.
Ein paar Minuten saß ich einfach nur da und starrte in die Luft, dorthin, wo ich mir eben noch ein verstorbenes Familienmitglied in Fabelwesen-Gestalt vorgestellt hatte. Erst eine andere Stimme schaffte es, mich wieder in die reale Welt zurückzuholen. Ich blinzelte die Person an.
„Da bist du ja wieder! Mensch, ich habe bestimmt eine Minute versucht, dich aus deiner Traumwelt zu holen."
Echt?
„Du sieht aus, als hättest du einen Geist gesehen. Alles gut?"
War die Frage echt ernst gemeint? Ich wollte mir jetzt vielleicht keine Kugel mehr durch den Kopf pfeffern, aber... „Nein."
Rosalia legte sich die Hand an die Wange. „Gut, das war vielleicht eine etwas blöde Frage..."
So würde ich das nun nicht ausdrücken, aber ich erwiderte darauf nichts. Stattdessen sah ich mich um und erinnerte mich wieder daran, wo ich überhaupt war. Ich saß in irgendeiner Ecke der Cafeteria bei sperrangelweit geöffnetem Fenster. Mittlerweile waren die strömenden, fetten Regentropfen pfeifender Sprühregen geworden, der sich bei dem stechend scharfen Gewitter-Wind wie Nagelgeschosse anfühlen musste. Ich stand auf und schloss das Fenster.
Als ich mich wieder umdrehte, stand dort auf einmal ein rothaariges Mädchen neben Rosalia. Es war die Tochter von Isabelle, aber ihren eigenen Namen hatte ich vergessen. Sie sahen mich beide erwartungsvoll an.
„Ist was?", fragte ich sie, als es mir zu blöd wurde.
Die Rothaarige schreckte auf und sah mich dann freundlich an. Ich konnte die große Ähnlichkeit zwischen ihr und ihrer Mutter feststellen, wenn sie mich so ansah.
„Wir wollten wissen, ob du uns vielleicht helfen magst, den Spieleabend vorzubereiten. Spiele haben wir bereits rausgesucht, jetzt müssen sie nur noch rüber in den Pausenraum."
Mir konnte fast nichts egaler sein, aber ich zuckte nur mit den Schultern und meinte: „Warum nicht?" Iris – Rosalia hatte sie bei Namen genannt, vielleicht merkte ich ihn mir ja dieses Mal – führte mich daraufhin in die Mitte des Raumes und drückte mir ein paar Spiele in die Hand. Da ich ja wusste, wo ich hin musste, lief ich schon mal vor. Als ich dann aber im Raum angekommen war, blieb ich verwundert stehen. Im Augenwinkel fiel mir eine Bewegung auf. Normalerweise wäre es mir vollkommen latte gewesen, was wer wo trieb, aber die Proportionen verwirrten mich im Halbdunkeln doch zu sehr, als dass ich einfach hätte weitergehen können. Also ging ich stattdessen näher ran und stellte fest, dass mir die Proportionen nur seltsam erschienen, weil es sich hier um zwei Personen handelten. Beide waren sie blond, hatten kurze Haare und hielten sich in den Armen. Es war Svea und wieder jemand, dessen Name mir entfallen war. Ihr Gesicht konnte ich nicht sehen, aber seines war, soweit ich es erkennen konnte, traurig und rot, sein Griff um sie beinahe verzweifelt, als hätte er Angst, sie zu verlieren. Sprich, sah es sehr vertraut aus. Sie waren wohl zusammen.
Kurz flatterte das Gefühl von Neid durch meinen Bauch, doch so schnell es kam, war es auch schon wieder verschwunden. Mit einem schwachen Lächeln wandte ich mich dann von ihnen ab und hoffte, dass sie mich beim Weggehen nicht bemerken würden. Ich stellte die Spiele verteilt auf verschiedene Tische, den Feinschliff konnten dann ja die Spielenden selbst machen. Also, wenn sie zum Beispiel im exakten Winkel von 90° der Lampe zur Wand spielen wollten oder so, statt zwei Meter daneben immer über den Schatten zu fluchen, den ein anderer Spieler auf sie warf.
Ich wollte den Raum schon verlassen, da machte ich wegen der immer größeren Dunkelheit ganz automatisch den Lichtschalter an. Erst dann fiel mir das Paar von eben wieder ein und ich flüchtete schnell, um sie nicht in unangenehme Situationen zu bringen. Draußen kamen mir dann auch schon Iris und Rosa mit den restlichen Spielen entgegen.
„Du könntest noch Alexy dabei helfen, den Leuten, die ihr trifft, Bescheid zu geben, dass es nun langsam losgeht mit dem Spieleabend", lächelte mir die Rothaarige im Vorbeigehen noch zu und Rosalia hinter ihr schob noch zwinkernd ein „Alexy ist der schrille, blauhaarige Typ" hinterher, bevor sie im Pausenraum verschwanden. Ja... Ich glaubte eher nicht!
Ich machte die Biege und schaute nach meiner Ratte. Ich hatte sie im ersten Geschoss in einem Klassenzimmer gelassen, nachdem ich mit Castiel die Aula verlassen hatte und dann ziel- und rastlos durch die Schule geschlichen war. Ich hatte mittlerweile fast das Gefühl, jede Ecke hier zu kennen. Fakt war allerdings, dass ich mich noch immer hoffnungslos verlaufen würde, wenn ich meine Umgebung beim Laufen bewusst wahrnehmen würde. So war ich einfach durch die Schule gelaufen, mit dem Kopf halb in einer Fantasiewelt.
Erst verschwand ich im Schlafraum der Mädchen, um einen Beutel Mischfutter zu holen, ehe ich mich in das begab, in dem Spawner sicherlich fleißig das Holz annagte. Dort rief ich ihn und schüttete einen kleinen Haufen von seinem Futter auf den Boden, an dem er sich direkt bediente. Im Schneidersitz saß ich da und beobachtete ihn dabei, studierte sein gepflegtes schwarzes Fell und seine dunklen Knopfaugen, sofern es mir bei dem mangelnden Licht möglich war. Immer wieder schlich sich mir der Gedanke ein, wie sehr ich ihn quälen musste. Ich konnte ihn nicht allein lassen, denn als soziales Tier brauchte er andere Artgenossen oder wenigstens überhaupt Gesellschaft. Aber ich konnte ihn auch nicht immer mitnehmen, weil ich nur unterwegs war, mich wegen meiner Gedanken kaum noch richtig um ihn kümmern konnte und dann auch noch dauernd irgendwo war, wo es laut war. Zu laut für seine empfindlichen Öhrchen. Im Nachhinein tat es mir auch unglaublich leid, dass ich ihn auf den Flügel gesetzt hatte, während ich spielte. Das musste wie ein Erdbeben für ihn gewesen sein. Ich war eine Tierquälerin... So konnte das nicht ewig für ihn weitergehen...
Nach einer ungewissen Zeit stand ich auf und verließ das Klassenzimmer, Spawner dort lassend. Ich beschloss entgegen meiner eigenen Erwartung, nun doch zu diesem Spieleabend zu gehen. Oder vielmehr zwang ich mich dazu. Ich zwang mich zur gesellschaftlichen Interaktion, denn ich spürte meine düsteren Gedanken – mal wieder – aus ihren dunklen Kammern empor kriechen. Doch dieses Mal wollte ich mehr tun, um mich dagegen zu wehren. Ich musste anfangen, mir selbst entgegen zu treten, lernen, mit mir selbst klar zu kommen, auch wenn es schwer war. Ob es mir je gelingen würde – ungewiss. Doch im Zweifelsfall wusste ich ja noch immer, wo sich die Kugeln befanden...
Zum x-ten Mal heute stand ich nun also am Eingang zu diesem Pausenraum und schaute mich ein wenig verloren um. Hier und da hatten sich Grüppchen gebildet und waren vertieft in den verschiedensten Spielen. Die Stimmung war... ausgelassen, ja. Fröhlich. Lachen ertönte, mal ein böses, mal ein erfreutes. Vielleicht hätte ich doch nicht herkommen sollen...
„Kyra!", rief jemand enthusiastisch meinen Namen und ich zuckte leicht zusammen. Eine blauhaarige Gestalt stürmte auch mich zu und jemand rief ihm ein „Ey, Alexy, du bist dran!" hinterher. Aber er ignorierte das.
„Ich freue mich, dass du hier bist. Du wurdest schon vermisst!"
Ach ja? Wer vermisste mich denn bitte, es kannte mich schließlich hier kaum jemand.
Wahrscheinlich konnte er mir den Widerspruch von der Stirn ablesen. „Zieh' nicht so ein Gesicht", meinte er und plusterte beleidigt die Wangen auf. „Ich habe gehört, du spielst gern Schach? Das trifft sich sehr gut!"
Toll, jetzt tat er auch noch auf geheimnisvoll, während er mir das sagte und mich weiter in den Raum schob. Trotzdem bahnte sich ein ungutes Gefühl an. „Weshalb?"
Ein rothaariges Mädchen schob sich mir ins Sichtfeld. I-... I-... Ach verdammt, jetzt fiel mir doch nur wieder der Name ihrer Mutter ein. Jedenfalls antwortete sie für Alexy: „Na, weil Lysander ungeschlagener Meister hier bei uns im Schach ist. Du musst dich unbedingt mal mit ihm duellieren!"
Moment, Moment, Moment, halt! Stopp! Nein! Ich konnte jetzt nicht einfach auf ihn treffen, nachdem ich ihm den ganzen Tag erfolgreich aus dem Weg gegangen war. Nicht so! Da war die kämpferische Kyra von vor nur ein paar Minuten, die sich den Problemen stellen wollte, direkt wieder weg!
„Hey, Lys!", rief Alexy, woraufhin sich ein verschiedenfarbiges Augenpaar ein paar Tische weiter auf uns richtete. Ich erstarrte und obwohl ich weglaufen wollte, gehorchten mir meine Beine nicht mehr. „Wir haben eine würdige Schach-Gegnerin für dich gefunden~ Jedenfalls nach Hörensagen", machte der blauhaarige Flummi einfach weiter und scherte sich einen Dreck darum, wie unwohl mir war.
Lysander sah mir einige Sekunden lang in die Augen, ehe er aufstand und eine quadratische Verpackung holte. Er breitete das Spiel auf einem der leeren Tische aus und stellte die Figuren auf. Erst als er fast damit fertig war, ging ich ganz langsam auf ihn zu. Am Tisch blieb ich stehen und starrte einfach nur auf seine maskulinen und doch feingliedrigen Finger, die die letzten Figuren aufstellten. Danach wartete er geduldig darauf, dass ich mich ihm gegenüber setzte, bevor er den ersten Zug machen würde. Denn ich hatte die schwarzen Figuren. Er wusste, dass ich immer mit den Schwarzen spielte. Dann nahm er freiwillig die weißen Figuren, obwohl er auch am liebsten mit den Schwarzen spielte.
Zögerlich setzte ich mich und sah ihn an. Seine heterochromen Augen strahlten eine gewisse Sanftheit aus, die mich etwas beruhigte. Dann setzte er den ersten Zug. Die ersten Züge von mir waren Standart-Züge, die ich fast immer tat. Da ich hier aber gegen Lysander spielte, wurde dann schon sehr früh mein strategisches Denken abverlangt, bei dem ich versuchte, mindestens drei Züge vorauszudenken. Es gab eindeutig leichtere Sachen... Besonders, da ich derzeit ja ohnehin kaum geradeaus denken konnte. Alles war irgendwie durcheinander. Dementsprechend im Rückstand lag ich auch.
Ich hatte gerade meinen zweiten Läufer verloren und machte einen Zug, bevor ich den Silberhaarigen betrachtete und auf seinen nächsten wartete. Meine chaotischen Gedanken kamen nicht umhin, ihn heiß zu finden, wie er dasaß und nachdenklich auf die Figuren schaute. Ich wusste gar nicht, ob ich jemals so von meinem besten Freund gedacht hatte. Klar, gutaussehend fand ich ihn immer, aber heiß? Ich war immerhin auch eine Zeit lang in einer Beziehung gewesen, während wir bereits miteinander befreundet waren, wenn auch diese Beziehung nie so ganz rund gelaufen war. Aber es gab gewiss schlimmere.
Mit einem Mal wurde mir wieder bewusst, wie lange wir beide tatsächlich schon befreundet waren. Wir hatten nie die gleiche Schule besucht, aber wir waren praktisch immer entfernte Nachbarn gewesen. Ich hatte ihn eines Tages im Park kennen gelernt, er saß an einem Baum und schrieb etwas und unsere damalige Hündin sprang ihn einfach an. Sie war ein sehr friedlicher Hund, besonders auf ihre alten Tage, für solche Manöver war sie gar nicht bekannt. Dementsprechend oft entschuldigte ich mich bei ihm. Er aber nur lächelte mich an und winkte ab, erzählte, er sei das von dem Hund seines besten Freundes gewohnt und schien sowas magisch anzuziehen. Wir unterhielten uns eine Weile und mit der Zeit trafen wir uns immer öfter. Zufälliges Aufeinandertreffen wurde immer mehr zu verabredetem und je mehr Zeit verging desto klarer wurde mir auch irgendwie, warum er wohl ungewöhnliches Verhalten von Hunden – oder vielleicht allgemein Tieren – anzog. Weil er selbst ein ungewöhnlicher Mensch war. Und das keineswegs im negativen Sinne, nein, ganz im Gegenteil. Die Tiere schienen das wohl zu bemerken.
Seine Freundschaft hatte ich nie bereut. Er war mir all die Zeit über eine riesige Hilfe, stand mir bei kleinen Dingen und großen bei, auch mein Liebeskummer nach meiner Trennung hielt dank ihm nicht sehr lange an. Er brachte mich zum Lachen und sorgte sich bei praktisch jedem Pups, ob es mir gut ging, verwöhnte mich geradezu, wobei er mir manchmal schon echt auf den Keks gehen konnte. Alles natürlich ganz subtil, ganz er, und das war das, was mich in der Regel noch am meisten aufregte. Aber ich liebte ihn für all seine Eigenheiten, für jede Sekunde, in der er für mich da war. Er hatte mich schon endliche Male schwach gesehen. Ich musste mich genau genommen gar nicht vor ihm schämen. Doch weil ich nun nicht nur schwach, sondern auch gebrochen war, ruinierte ich dieses Mal fast unsere Freundschaft an nur einem Tag. Wenn ich dies zuließe, würde ich nie mehr in der Lage sein, aufzustehen.
„Kyra?"
Zum tausendsten Mal heute blinzelte ich ein paar Mal, ehe ich wieder in der Realität war. Vor mir schaute mich Lysander besorgt an. Als er bemerkte, dass ich aus meiner Traumwelt zurück war, lächelte er leicht. „Schachmatt."
Was?
Ein Blick auf das Schachbrett verriet mir, dass ich meinen König nicht mehr in Sicherheit bringen konnte. Wann war das denn passiert? „Oh..."
Ich schaute wieder auf und sah meinem besten Freund in die Augen. Er ließ mich einen Teil seiner Gefühle lesen und sie verstärkten eigentlich nur mein schlechtes Gewissen. Mir blieb nur noch eines zu tun, wenn ich ihn nicht verlieren wollte. Zeit für die kämpferische Kyra.
„Kö-... Können wir... vielleicht irgendwo reden?"
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Endless Death
FanficZwei Menschen, zwei Orte, ein Schicksal. Verdammt, sowas geschah doch normalerweise nur in Horrorfilmen! Doch für Kyra war es brutale Realität geworden. Als Zeugin von Patient 0 floh sie nun gemeinsam mit ihrem Bruder vor der rasant um sich greifend...