„Es reicht mir! Ich werfe diese Trulla über die Mauer zu den Zombies, die haben dann wenigstens was zu tun!", Castiel fuchtelte wild mit seinen Armen und deutete dabei immer wieder auf Amber, die ihn mal wieder auf die Palme gebracht hatte. Ich war froh, dass Nathaniel gerade nicht anwesend war, ich hatte keine Lust auf eine Prügelei zwischen den Zweien, wo es in der letzten Woche, trotz der angespannten Situation, doch so verhältnismäßig friedlich war.
„Cas, entspann dich...", Lysander versuchte seinen besten Freund zu beruhigen.
„Nein! Dieses Weib treibt mich zur Weißglut! Die trägt doch zu nichts bei, die verschwendet nur unsere Vorräte sinnlos, genauso wie ihr Anhängsel!", Castiel war wirklich aufgebracht und ich musste zugeben, ich verstand ihn. Unsere Nerven waren zum Reißen angespannt und ja, weder Amber, noch Li, taten irgendetwas. Die Situation eskalierte immer stärker, während ich in meinen Gedanken war und so fühlte ich mich gezwungen, einzuschreiten. Ich trat an Castiels Seite und legte ihm nur kurz die Hand auf den Oberarm.
„Castiel, bitte. Ich versteh deine Wut, aber wir brauchen sie noch.", ich sah ihn ruhig an, schaute dann zu Amber, „Es werden viele Menschen gestorben sein und wir müssen so viele wie möglich am Leben erhalten. Denk mal rational nach. Wir müssen die menschliche Rasse erhalten und wenigstens ihre Gebärmutter sollte funktionieren, wenn es ihr Hirn schon nicht tut."
Castiel sah mich angewidert an, Amber hingegen entrüstet. Ich hörte Armin und Pia hinter mir prusten.
„Die Ziege würde ich nicht mal anfassen, wenn sie die letzte Frau auf dem Planeten wäre!"
„Ich habe auch nicht gesagt, dass du es sollst.", ich sprach rational und ruhig. Aufregung hätte uns nicht geholfen, „Und nun, geh ihr bitte einfach aus dem Weg. Den Luxus haben wir hier ja zum Glück. Tu dir selbst und deinen Nerven den Gefallen."Nun schlich sich ein schwaches Schmunzeln auf meine Lippen. Ich wand mich von der Gruppe ab, schnappte mir meinem Baseballschläger, wir hatten uns vorsichtshalber alle mit einem ausgestattet und verließ das Klassenzimmer, das wir mehr oder weniger zu unserem hauptsächlichen Aufenthaltsraum gemacht hatten. In den Klassen daneben schliefen wir nach dem Geschlecht getrennt. Viola saß im Mädchenschlafraum und hockte auf ihrem Lager. Sie weinte mal wieder, wie sie es die letzte Woche über oft tat. Ich wusste nicht, wie ich ihr helfen konnte, ich war ein Empathiekrüppel. Ich verstand, dass nicht jeder so ruhig bleiben konnte wie ich, aber ich wusste eben auch nicht, wie ich auf ihre Gefühle eingehen sollte. Also schlich ich mich davon und hing weiter in meinen Gedanken. Wir hatten Glück, dass wir in der Schule eingesperrt waren. Es gab Strom, Wasser, das trinkbar war, Essen gab es auch noch, wenn auch nicht mehr so viel. Eine Woche würde es vielleicht noch reichen. Mit Glück. Ich hielt momentan mit meinen Eltern über Nachrichten Kontakt. Wir hatten WLAN an der Schule und das mobile Netz hatte das Militär auch öffnen lassen, also hielten meine Eltern mich, was Ankündigungen anging, auf dem Laufenden. Als Forscher an der Uni erhielten sie mehr Informationen als die normale Bevölkerung. Natürlich durften sie mir nicht alles verraten, aber sie gaben mir Ratschläge. Das wir den Austausch von Körperflüssigkeiten mit den Zombies vermeiden sollten, um nicht infiziert zu werden. Also kein Rumzüngeln mit Untoten, wie schade...
Ich verdrehte ironisch grinsend die Augen über mich selbst und blieb an einem Fenster im ersten Stock stehen. Ich spiegelte mich im Glas und kam nicht um den Gedanken, mir frische Kleidung zu wünschen. Wir konnten unsere zwar waschen, aber ganz frische wäre trotzdem schön. Ich seufzte. Luxusprobleme ohnegleichen. Wie es Flip wohl ging? Ich vermisste meinen Husky sehr. Hoffentlich war er am Leben. Ich fragte mich, ob der Rest der Schule noch lebte oder zumindest ein paar von ihnen. Klar, ich kannte nicht alle, aber es beschäftigte mich. Hatten die zwei Diven uns unbeabsichtigt das Leben gerettet?
Ich wusste nicht, was ich von dem Gedanken halten sollte. Grübelnd zog ich den Baseballschläger hinter mir her. Wie das alles wohl ausgehen würde? Würden wir überleben? Würde die Seuche, Apokalypse, was auch immer es nun war, überstanden werden können oder würden wir und der Rest der Menschheit elendig krepieren? Ich seufzte ratlos, dieser Situation so entgegen zu blicken erschien mir merkwürdig und meine Ruhe verwirrte mich. Ich hoffte noch immer, dass das bloß ein langer, schlechter Traum war. Ohne einen großen Plan irrte ich durch die Schule. Nath war mit Kentin in der Mensa und überprüfte noch einmal die Vorräte. Da wollte ich nicht stören. Unbewusst fing ich an, die Melodie von „Geboren um zu Leben" zu summen. Hier in den USA kannte niemand „Unheilig", aber ich mochte seine Lieder – oft trafen sie einen einfach mitten ins Herz. Ich schüttelte wild meinen Kopf. Hatte ich nichts Sinnvolleres zum Nachdenken? Wahrscheinlich wollte ich nur nicht weiter an die bittere Wahrheit denken. Trotz meiner Ruhe sorgte es mich und ich hatte Angst. Würden unsere Leben jemals wieder normal werden? Ein betrübtes Seufzen entwich mir und ungewollte Tränen sammelten sich in meinen Augen. Vor anderen konnte ich meine Zweifel einfach nicht zeigen. Aber wenn ich allein war, bröckelte meine Fassade. Ich bemerkte nicht, dass mich jemand ansprach, bis ich in das vertraute dunkelblaue Oberteil lief.
„Svea?", ich hatte die ganze Zeit auf deutsch gedacht und so verwirrte mich die englische Aussprache meines Namens kurz. Mein Blick hob sich und ich blickte in Nathaniels Gesicht, noch immer mit vor Tränen verschleiertem Sichtfeld. Nath sah mich besorgt an. Ich trocknete mir die Augen.
„Es geht mir gut.", ich sah ihn an und versuchte mich glaubwürdig klingen zu lassen. Er begann, traurig zu schmunzeln und zog mich einfach in seine Arme.
„Du musst nicht immer stark sein.", er sprach ruhig. Ich bemerkte natürlich, dass er auf deutsch sprach und musste schmunzeln. Er wusste, wie sehr ich diese Sprache mochte und wie sehr mich meine Muttersprache beruhigte.
„Will ich aber.", meine Antwort war ebenfalls auf deutsch. Doch es kamen mir wieder neue Tränen.Wir standen ein paar Minuten auf dem Gang, bevor wir ziellos nebeneinander hergingen. Ich brach die Stille nach zweimaligem Ablaufen des Erdgeschosses.
„Wie sieht es mit dem Essen aus?", ich sprach leise, hatte mich aber wieder gefangen.
„Es wird wohl noch für eine Woche oder so reichen. Wenn das Frühstück gekürzt wird.", Nath schien sich noch Sorgen zu machen, „Sveezy?"
„Ich hab mich wieder beruhigt, Nathaniel.", ich schmunzelte schief zu ihm hoch.
„Dass du das so schnell kannst, ist ja, was mich sorgt.", er seufzte._____________________________________________________________________________
Credits to @Nastalia (on FF.de) :'D
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Endless Death
Hayran KurguZwei Menschen, zwei Orte, ein Schicksal. Verdammt, sowas geschah doch normalerweise nur in Horrorfilmen! Doch für Kyra war es brutale Realität geworden. Als Zeugin von Patient 0 floh sie nun gemeinsam mit ihrem Bruder vor der rasant um sich greifend...