Kapitel 34 - Versteckspiel - Svea

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Ich sah Kyra noch bei ihrem halsbrecherischen Stunt hinterher, als sie zurück zur Schule fuhr, bevor meine Aufmerksamkeit dem Gammelfleisch auf Beinen galt. Ich eilte den anderen zu Hilfe, die von einigen Zombies drangsaliert wurden – also trat ich einige Male beherzt zu. Wir alle zusammen bekamen die Fleischhaufen dann schließlich unter Kontrolle, was bedeutete, dass diese endgültig tot auf dem Boden lagen und deren Gehirnsuppe aus ihren malträtierten Köpfen floss. Erst dann sahen einige von uns um die naheliegende Ecke, ich eingeschlossen. Vom Militär war nichts mehr zu sehen, ich erkannte aber eine Menge Einschusslöcher überall. In den Straßen, Hauswänden, Bäumen... einfach überall. Aus der Entfernung meinte ich noch Schüsse zu hören, aber vielleicht bildete ich mir das in der Aufregung auch ein. Wobei nein – das war die brutale Realität. Genauso wie die Tatsache, dass Kentin tot war. Erschossen vom Militär, dem er so sehr vertraute. Wie bitter, aber wir hatten gerade keine Zeit zum Trauern. Ich konnte seine Leiche von hier nicht sehen, aber der kurze Augenblick, in dem ich seinen Körper auf der Straße liegen sah, hatte sich in mein Gehirn gebrannt. Es hatte sich so schnell eine Pfütze aus Blut unter ihm gebildet – und sein leerer Blick vor meinem inneren Auge ließ mich erschaudern.
„Und?", es war Rosalias Stimme, glaubte ich. Ich war so vollgepumpt mit Adrenalin, dass ich mir nicht sicher war.
„Sie sind weg", ich drehte mich zu den anderen um. Tatsächlich, es stand Rosa neben mir.
Die Kinder weinten leise und das machte mich unruhig. Damit konnte ich nicht umgehen, es verunsicherte mich. Zum Glück kümmerte sich Isabelle um Sarah und Josh, während Pia Devi im Arm hatte.
„Wir sollten nicht hier bleiben", kam es von John, „Vielleicht fangen sie an, hier zu patrouillieren."
„Wo sollten wir denn hin? Wir sind viel zu viele für das Auto", Leigh grübelte.
Zumindest in meinen Augen sahen alle aufgewühlt und ratlos aus.
„Die Kinder müssen auf jeden Fall ins Auto", John sah die weinenden Knirpse besorgt an, „Ich fahre. Isabelle, steig bitte auch ein, die Kinder vertrauen dir."
„Pia sollte auch mitfahren. Devi ist schließlich ihre Schwester", Viola erhob leise ihre Stimme.
„Die Kinder sind allein zu klein für die Sitze. Jemand muss sie sowieso auf den Schoß nehmen", Patricia hielt Laetis Hand. Ich schätzte, sie wollte auf keinen Fall von ihrer Tochter getrennt werden.
„Ich begleite Devi auf jeden Fall!", Pia drückte ihre Schwester an sich.
„Ehrlich gesagt, wäre ich ungern von meinen Kindern getrennt", erwiderte Isabelle.
„Thomas kommt auf jeden Fall ins Auto, er ist auch zu jung", kam es von Melody, die sich bisher im Hintergrund gehalten hatte.
„Aber ich bin sehr reif für mein Alter, denkt ihr nicht?", kam es von dem rothaarigen Jungen.
„Das stimmt, Thomas. Das bezweifelt auch keiner. Aber hier geht es eher um die körperliche Stärke", Lysander schmunzelte ihn an.
„Svea ist kleiner als ich", erwiderte er und sah mich an. Ja, ich war wenige Zentimeter kleiner als der Dreizehnjährige.
„Sie kann aber Karate, du nicht", kam es von Rosa.
Im Gesicht des Jungen wurde die Einsicht deutlich.
„Na gut."
„Wir sollten Familien nicht auseinander reißen. Iris, steig du noch ins Auto zu deiner Mutter und deinem Bruder", Leigh sah sie ruhig an.
Meine rothaarige Klassenkameradin hatte verweinte Augen, nickte aber.
„Okay..."
„Der Rest muss wohl laufen, schätze ich", kam es von John, der bereits alle Autotüren öffnete und die ausgewählten Personen hineinbat, „Aber wir sollten unbedingt zusammenbleiben!"
„Wohin sollen wir? Hier ist es ja überall ultra eklig! Und wo ist Aaammber?!", Li betrachtete angewidert einen Kadaver der Zombies. Dem Mann hing ein Auge nur noch an einem einzelnen Strang aus der Augenhöhle.
„Amber sitzt im anderen Auto", ich sah sie an.
„Wir sollten wirklich los!", John wurde ungeduldig.
„Ja, wohin denn?!", kam es von Peggy und Carla.
Es kam ein Chaos auf und es bahnte sich ein Streit an. Das durfte doch nicht wahr sein...
„Leute, Ruhe!", niemand hörte mich.
„Leute! Ruhe jetzt!", ich wurde einige Male weiter ignoriert, „Leute! Fresse halten!"
Es wurde erst jetzt still und dass, obwohl die meisten meine deutsche Aufforderung wohl nicht verstanden haben werden. Ich war wütend. Wir hatten keine Zeit für den Scheiß! Die Situation war todernst und ich musste erst laut werden, damit sie ihre verdammten Klappen hielten!
„Es ist egal, wohin wir gehen, Hauptsache weg!", ich deutete in Richtung der nächsten Straße, „Den Rest können wir regeln, wenn wir nicht mehr Gefahr laufen, wie Vieh erschossen zu werden und vorübergehend ein halbwegs sicheres Versteck gefunden haben!"
„Svea hat Recht, auch wenn ich es vielleicht etwas mitfühlender ausgedrückt hätte", Lysander sah in Richtung der im Auto sitzenden Kinder, die wieder zu weinen begonnen hatten. Ups... war das meine Schuld? Oder die vom Streit? Wie auch immer, wir mussten uns beeilen!
„Ein paar sollten vor dem Auto gehen und die Ecken absichern, ob da Untote oder das Militär sind", kam es von John.
Ich hob bereitwillig meine Hand. Leigh ebenfalls gemeinsam mit Rosalia, die wütend aussah, so wie sie guckte. Sie beide hatten wie noch Lysander jeweils einen Baseballschläger in der Hand. Die anderen, die keine Schläger hatten, waren mit dicken Ästen bewaffnet, die wohl der kürzliche Sturm von den Bäumen gebrochen hatte.
„Wir passen hier am und hinterm Auto auf", Lysander sah ebenfalls zorniger aus, als ich ihn jemals gesehen hatte.
Rosa, Leigh und ich gingen vor, bevor John das Auto auf Schrittgeschwindigkeit losfahren ließ. Ich war angespannt, meine Konzentration messerscharf, erneut hatte ich diesen Tunnelblick, der alles Unwichtige ausblendete. Mein Puls wurde ruhig, ich atmete langsam. Es zählte nur, diese Menschen hier zu beschützen und Gefahren frühzeitig zu erkennen.

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