Kapitel 73 - Partyphase 3 - Kyra

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Ich konnte nicht gerade behaupten, den Ausläufern des aktuellen Spiels sonderlich viel Beachtung zu schenken. Die einzigen, bei denen es mich interessieren würde, wie sie bereits über die Stränge geschlagen hatten und dort in der Runde saßen, waren Castiel und Laeti - und ich war mir sicher, ziemlich viel von den beiden bereits zu wissen. Erst recht von meiner besten Freundin. Außerdem... ließ meine Aufmerksamkeitspanne ohnehin ziemlich zu wünschen übrig. Und es liefen so gute Lieder! Wo waren die vorhin bloß alle gewesen??
   "I want your love, and I want your revenge
You and me could write a bad romance
Oh-oh-oh-oh-oh
I want your love, and all your lover's revenge
You and me could write a bad romance
Oh-oh-oh-oh-oh- hey!"
   Viel zu sehr war ich in mein hässliches Tanz-Gesangs-Gemisch vertieft, um mitzukriegen, wie sich jemand heimtückisch an mich herangepirscht und dann auch noch angestoßen hatte. Und viel zu besoffen war ich, um mein Gleichgewicht halten zu können und dieses Mal gab es niemanden, der mich vorm Fallen bewahrte. Unsanft machte ich Bekanntschaft mit dem Boden. Hallo Boden! Mir war, ich hätte dich vorhin erst gesehen? War mir da auch schon so schwindelig? Auf einmal war mir echt schwindelig. Das kam bestimmt vom Sturz. Und müde war ich auch. Konnte sich die Welt bitte aufhören zu drehen? Einem Impuls folgend legte ich nun auch den Rest meines Körpers auf den Boden und schloss die Augen.
   "Was zur...? Wie besoffen bis'n du bitte?"
   Die Stimme schien von ganz nah und gleichzeitig von ganz weit weg zu kommen. Wie im Halbschlaf. Schlief ich schon? Ging ja schnell. Dann war ich mit einem Ruck wieder auf den Beinen, was natürlich direkt mit einer schlimmen Schwindelattacke gestraft wurde. Ich zischte und hielt mir den schmerzhaft pulsierenden Kopf.
   "Wenn wir jetzt von Zombies überrollt werden sollt'n, bist du definitiv die erste, die gefress'n wird", lachte mich die nervtötende, rauchige Stimme aus. Mit zusammengekniffenen Augen stierte ich ihn so böse an wie ich konnte, was sicherlich nicht sehr überzeugend war.
   "Ich schubs' mich vor dich... dichvormich. Pissssnelke."
   "Oh nein, jetzt has'du mich aber verletzt."
   "Will isch auch hoff'n!"
   "Kanns'du Idiotin jetzt allein steh'n oder soll ich dich direkt ins Bett trag'n?"
   Ich quengelte wie ein Kleinkind: "Neeein, isch will noch nich' ins Bett!"
   Castiel rollte mit den Augen und ließ von mir ab. Natürlich konnte ich ohne ihn stehen. Konnte ich ja auch vorher schon, war ja nur wegen ihm umgefallen! Trotzig hob ich das Kinn.
   "Hol' mal Lys, wenn's dir ja so gut geht."
   "Hol'ihndochselbst", haspelte ich so schnell, bevor ich überhaupt begriff, was er gesagt hatte. Lys? Wo war Lys? Lyyyyyssss? Sehnsüchtig blickte ich mich im Raum um.
   "Du suchst jetzt nicht ernsthaft Lys, obwohl ich ihn angeblich hol'n soll, oder?"
   Ich sah ihn gar nicht an, als ich antwortete: "Schnauze, Pumuckl."
   Er hob eine Augenbraue, sah mich abschätzig an. Zumindest vermutete ich, das er das tat, so wie ich ihn kannte. Dann hörte ich aber eine gewisse ironische Belustigung in seiner Stimme. "Gott, wenn du besoff'n bist, kannst du deine cringe Verliebtheit ja echt gar nich' mehr verbergen. Wie fremdschämend."
Ein unangenehmer Schauder durchzog meinen Körper. Was? Seine Worte brachten mein Herz zum Rasen, wieso wusste ich nicht. Aus Scham? Vor Ärger? Weil es die anderen hören und falsche Rückschlüsse ziehen könnten? Weil sie... richtige ziehen könn- Nein. Nein, definitiv nicht.
   "Laber' nicht", lallte ich. "Ich bin Suff."
   Der Rotschopf grinste mich schelmisch an. "Eben. Darum kannst du's grad auch nicht verbergen. Leider."
   Was für'n Scheiß quatschte er da? Und ich dachte, ich wäre die Besoffenere von uns beiden, dabei war ganz klar er es, der den größeren Bullshit von sich gab.
   "Undwennauch!", zischte ich, wahrscheinlich viel zu schnell. "Dasch ginge dich so'n feucht'n Pups an!"
   Wütend zu sein beziehungsweise wütend zu tun war ziemlich anstrengend, musste ich feststellen. Ich war grundsätzlich nie auch nur ansatzweise aggressiv, wenn ich betrunken war, eher im Gegenteil. Nüchtern würde ich ihm definitiv die Meinung geigen, intellektueller als dieses genuschelte Gebrabbel natürlich. In meinem jetzigen Zustand hingegen bekam ich beinahe ein schlechtes Gewissen. Beinahe.
   "Sehr erwachsen. Und ob duschs glaubst oder nicht, aber das geht mich sehr wohl was an. Denn bevor du ihn in uns'rem Zimmer flachlegst, muss ich das wissen, um meine Augen vor diesem Grauen zu bewahren."
   "Wer legt wen flach?!", rief auf einmal eine nur zu bekannte weibliche Stimme viel zu euphorisch. Mein Kopf brannte und drohte zu explodieren. Mit einem zu lauten und frustrierten Laut stolperte ich aus dem Wohnzimmer. Wo genau war nun Lys??

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 09, 2023 ⏰

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