Prolog - Svea

52 3 0
                                    

Und weil es so toll ist: Direkt noch das erste Kapitel von @Nastalia (https://www.fanfiktion.de/u/Nastalia), damit ihr noch ein bisschen mehr in die Geschichte schnuppern könnt. Die folgenen Kapitel werden regelmäßig im 2-Wochen-Takt Freitags erscheinen. Nein, nein, nicht weinen. Die Zeit vergeht schnell (¬‿¬)

___________________________________________

„Das Leben nimmt merkwürdige Bahnen, Veränderungen können schnell eintreten und manchmal... erscheinen sie einem wie ein böser Alptraum, aus dem man jederzeit erwachen könnte."

Ich presste lustlos meinen Feudel in den Wassereimer, als ich durch das Fenster neben mir nach draußen blickte. Das Wetter war angenehm und die Schule leer, alle Schüler waren auf einem Schulausflug. Nun ja, fast alle, bis auf meine Klasse. Die schrubbte aktuell den Gang der zweiten Etage. Wieso das ganze? Weshalb waren wir nicht mit auf dem Ausflug? Das war ganz einfach damit zu beantworten, dass sich unsere geliebten Klassenprinzessinnen intelligenterweise auf die glorreiche Idee kamen sich für die angeblich unmögliche Deutschklausur zu rächen. Es war eine schwere gewesen, aber keine unmögliche. Das hatte Amber und Li überraschenderweise nicht interessiert und so kamen sie auf die wundervolle Idee, den Flur, auf dem unser Klassenzimmer lag, mit schmierigen, glitzernden Gelee zu fluten UND sich auch noch erwischen zu lassen. Wahrlich eine großartige Idee. Und da die Direktorin sich sicher war, das davon natürlich jeder der Klasse - weil wir ja auch alle absolut beste Freunde waren - gewusst haben muss, waren wir nun hier. Das Schönste war ja, dass unsere zwei Grazien nicht mal anständig putzten, die wischten nur teilnahmslos von rechts nach links und wieder zurück. Die Arbeit durften wir machen. Oder ein paar von uns. Unser Aufsichtslehrer war vor ein paar Minuten verschwunden, wahrscheinlich vor dem großen Tor rauchen. Ich konnte es ihm nicht verübeln.
„Miller ist aber lang weg. Raucht der 'ne ganze Schachtel?", Kim, die es sich gerade auf der Fensterbank des Flures gemütlich machte, blickte in die Runde.
„Der Spacken soll nur wegbleiben!", dämliches Gekicher von Amber ertönte, wir ignorierten sie.
„Es ist schon merkwürdig", Pia pflichtete Kim bei und lehnte ihren Mopp gegen die Wand.

ACHTUNG! ACHTUNG! WARNUNG! UNAUTORISIERTE GEWALTEINWIRKUNG AM HAUPTTOR, AUTOMATISCHE VERRIEGELUNG DES SCHULGELÄNDES IST ERFOLGT!"
Die Blicke aller, mir eingeschlossen, legten sich auf den Lautsprecher, bevor jeder, der nicht bereits an einem war, zu einem der Fenster eilte. Sofort fiel uns auf, dass die Menschen draußen anscheinend panisch waren. Sie flohen vor irgendetwas. Wovor? Während einige unsicher und leise murmelnd am Fenster blieben, schaltete ich und verließ das Fenster. Das Tor konnten wir von der Seite nicht sehen, also drehte ich mich um und jagte zum Fenster in unserem Klassenzimmer gegenüber. Ich war aufgeregt und irritiert, als ich versuchte auf die Fensterbank zu klettern. Nathaniel erschien neben mir, um ebenfalls zum Tor zu schauen, das wir von unserer Position aus, bestens überblicken konnten. Außerdem waren wir etwas links vom Tor, sodass wir von unserer erhöhten Position etwas hinter dieses blicken konnten. Während er die Szenerie schon genau beobachtete, kämpfte ich mich noch mit der schmalen Fensterbank ab und gab schließlich auf.
„Was siehste?", ich sah meinen wohl besten Freund genau an. Mit seinen stolzen 25 Zentimetern mehr als ich sah er natürlich auch deutlich weiter.
„Da ist eine Gruppe Menschen am Tor und schlagen und kratzen dagegen. Die benehmen sich echt merkwürdig...", unser Schülersprecher runzelte die Stirn nachdenklich.
„Kratzen und schlagen?", ich war entgeistert. Was zum Geier passierte da?
„Ja, aber sie wirken nicht, als würden sie dabei viel Verstand benutzen. Es wirkt mehr so, als würden sie planlos gegen das Tor laufen. Als wären sie strohdoof.", ich hörte Naths Verwirrung deutlich. Mir ging es ebenfalls so. Das war ja sehr merkwürdig. Leise murmelte ich etwas vor mich hin.
„Was?", er sah mich fragend an.
„Hm?", ich erwiderte den Blick.
„Du hast irgendetwas Unverständliches gemurmelt. Auf Deutsch, glaube ich", er schmunzelte, „So schnell hab ich nichts verstanden."
„Sorry...", ich zog meine Antwort lang, „Muttersprache bleibt Muttersprache."
„Und wieso dann Deutsch und nicht Schwedisch?", sein Blick ging wieder nach draußen zum Haupttor.
„Schwedisch ist nun einmal nicht meine Muttersprache.", ich schmunzelte und stellte mich auf die Zehnspitzen, um vielleicht doch noch was von den sich komisch verhaltenden Menschen zu erblicken, aber nichts da. Ich konnte nicht mal Schöpfe erkennen. Inzwischen trudelten unsere Klassenkameraden ebenfalls in die Klasse ein. Sie schienen bemerkt zu haben, dass es hier etwas zum Sehen gab. Ich konnte Armins Ellenbogen, als er sich zwischen mich und Nath drängte, nur knapp ausweichen.
Die anderen klebten uns am Rücken, nur Viola, Iris und Alexy saßen auf einem Tisch in der hinteren Ecke des Klassenraum. Es war der übliche Platz von Viola und Iris. Die beiden sahen besorgt aus und der quirlige Zwilling von Armin schien sie beruhigen zu wollen. Ich befreite mich aus der Traube und ging zu ihnen.
„Svea, was ist da los?", Viola flüsterte ängstlich. Was sollte ich ihr, der empfindlichen Knospe, erzählen? Ich entschied mich für die Wahrheit.
„Da sind Leute am Tor, die sich komisch verhalten.", ich zog meine Mundwinkel zu einem bitteren Lächeln nach oben.
„Öffnet mal das Fenster, vielleicht hören wir was!", Pia schrie gegen das laute Stimmenmeer in unserer Klasse an. Mit einem Mal wurde es plötzlich still. Sie rückten vom Fenster weg und die Neue öffnete es.
Sofort veränderte sich die Geräuschkulisse. Von dem Lärm, die unsere Stimmen verursacht hatten, zu dem von draußen. Doch wir hörten keinen Verkehrslärm. Also keinen normalen, der von dem geregelten Verkehr entstand. Es war nur wildes Hupen, Reifenquietschen und es hörte sich... einfach nach Chaos an . Es klang wie ein Geräuschdschungel aus Panik. Es lief mir eiskalt den Rücken hinunter, doch es breitete sich eine beängstigende Ruhe in mir aus. Anders bei Viola und Iris. Unsere Künstlerin begann ängstlich zu weinen. Ich fühlte mich überfordert und beobachtete sie hilflos. Iris hatte ängstlich ihre Beine zu sich auf den Tisch gezogen. Alexy zog die beiden tröstend an sich. Ich setze mich auf den Tisch neben ihnen und betrachtete unsere Klassenkameraden, die noch am Fenster standen. In ihren Gesichtern sah ich unterschiedliche Reaktionen. Einige wirkten besorgt, andere neugierig und wieder andere ungläubig und fassunglos.
„Wo bleibt Mr. Miller?", Carla löste sich aus der Menge und sah sich suchend, als würde er dadurch auftauchen, im Raum um.
„Der kratzt da auch am Tor.", Castiels Stimme war trocken und er sah nach wie vor nach draußen.
„Ohje...", Pia kam zu uns in die letzte Reihe, „Das wird langsam unbestreitbar kritisch und besorgniserregend."
„Langsam?", Alex, unser Knallbonbon, sah die Inderin fassungslos an.
„Oder schneller.", sie schmunzelte besorgt, „Was sagst du dazu, Svea?"
Ich grübelte kurz.
„Es ist wirklich eine merkwürdige Situation. Es ist ja nicht sonderlich normal, dass Menschen sich so verhalten.", ich ignorierte, dass ich mal wieder Denglisch sprach.
„Vielleicht wollen sie hinein? Gab es einen Anschlag?", Rosalia pflanzte sich auf ihren Stuhl, zwei Reihen vor mir.
„Dann würde uns Mr. Miller anrufen. Zumindest Naths Nummer muss er haben. Der ist doch Schülersprecher.", Pia schüttelte den Kopf und holte ihr Smartphone hervor, „Aber es schadet nichts, mal nachzuschauen."
Es wurde kurz still in unserer Gesprächsrunde.
„Es gibt nur eine Meldung über merkwürdiges Verhalten von Menschen von der Lokalzeitung, aber der Artikel wirkt irgendwie... unfertig.", Rosa fand schneller etwas als Pia.
„Versteh ich ja gar nicht, die da draußen verhalten sich doch völlig normal.", ich grinste zynisch.
„Wie kann ein niedliches Ding wie du bloß immer so zynisch sein?", Alexy klang fragend und resigniert.
„Es macht vieles angenehm.", ich zuckte mit den Schultern. Ich lies mir nicht all zu sehr etwas anmerken, aber ich war nervös. Dieses Verhalten der Menschen machte mir Angst. Um irgendetwas mit meinen Fingern tun zu können, erneuerte ich meinen Zopf und fuhr mir durch mein Klischee-Schwedinnen, also hellblondes Haar. Mein Blick traf zufällig den von Amber.
„Was guckst du so blöd?", sie keifte mich an und Li kicherte dumm. Wie konnte so eine Hohlpratze eigentlich auf dieser Schule sein? Ich dachte, wir hatten ein gewisses Niveau, damit man angenommen wird? Trotz Schulgeld.
„Oh, entschuldige bitte, Amber. Ich spüle mir meine unwürdigen Augen sofort mit Flusssäure aus.", ich benutzte mit Absicht die deutsche Bezeichnung und mein Sarkasmus war deutlicher denn je.
Sie wand mit einer erhobenen Nase den Blick ab. Ich unterdrückte mein Grinsen nicht. Ich schrak auf, als mein Smartphone in der Tasche meiner Strickjacke vibrierte. Ich hatte eine Nachricht von Mama. Sie musste wirklich wichtig sein. Die Vorschau auf dem Display machte mir schnell klar, sie hatte schnell und mit Tippfehlern geschrieben. Auf Schwedisch. Das machte sie nur, wenn sie besonders emotional wurde. Rosalias Kopf tauchte neben meinem auf und blickte auf meine Nachricht, bevor ich sie überhaupt wegziehen konnte.
„Ist das Schwedisch?", sie sah mich an und schien meine ärgerlich zusammengezogenen Augenbrauen zu ignorieren. Ich schluckte meinen Unmut hinunter.
„Ja.", allerdings war ich dafür nun kurz angebunden.
„Was schreibt deine Mutter?", Alexy kam dazu, schaute im Gegensatz zu Rosalia aber nur auf den Namen des Chatverlaufes.
„Sie meint, wir sollen bloß in der Schule, beziehungsweise hinter den Mauern bleiben und sparsam mit dem Essen und Trinken sein.", ich blickte noch einmal kurz auf die Nachricht und fasste ihren Inhalt zusammen.
„Wieso?", Pia kam dazu.
„Dazu schreibt sie nichts.", ich zuckte mit den Schultern und rutschte vom Tisch. Dann ging ich zu Armin, der wieder am Fenster stand. Es hatten sich kleine Gruppen gebildet, die diskutierten, oder schwiegen. Das Fenster hatten sie wieder geschlossen.
„Weißt du, an was mich das ganze erinnert?", er sah mich an und sah im Gegensatz zu uns anderen nicht besorgt aus.
„Nope?!", ich sah ihn fragend an. Er begann breit zu grinsen und schient sich wie ein Kleinkind an Weihnachten zu freuen.
„An eine Zombieapokalyse! Total genial, oder nicht?! 'The Last Of Us' im Real Life!"
Ich sah ihn entgeistert und an seinem geistigen Gesundheitszustand zweifelnd an. War das sein verdammter Ernst?
„Den Gedanken solltest du wirklich nicht so genial finden.", mein Blick war kühl auf ihn gerichtet, doch in mir loderte die böse Vorahnung, dass er recht hatte.

Endless DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt