"Boah ey... Bin ich Garfield?!", blaffte ich und erntete einige bejahende Lacher. Energisch riss ich mir den Zettel von der Stirn und betrachtete den krackelig geschriebenen Namen der dicken, orangefarbenen Katze. Castiel, dieser Sack. Der hatte Ed Sheeran sowas von verdient, diesen rothaarigen Schnulzenliedsänger. Gespielt wütend starrte ich ihn an. "I schwör' dir, Cassstiel, eines Tages nehm' ich mir Dämon und färb' sein Fell pink für allen Scheiß, den'u dir ausdenkst!"
Fehlendes Lachen und fragende Gesichter machten mich stutzig und etwas sagte mir, dass sie mich nicht aufgrund des Lallens nicht verstanden hatten. So weit war ich nicht. Noch nicht.
"Das war Deutsch, habe ich recht?", säuselte Dake neben mir und suchte mit seinen tiefgrünen Augen meinen Blick. "Sie klingt ja tatsächlich so hart, wie man sich sagt, aber aus deinem Mund hat sie gleichzeitig auch etwas sehr Anziehendes an sich~"
Ich lehnte mich weit zu ihm herüber, ein süffisantes Lächeln zierte dicht vor den seinen meine Lippen. "Ach, ischt das so?", flötete ich lieblich und bemerkte, wie sein Blick von meinen Augen herunterhuschte. "Dasss Problem an'er Sache is' nur, dass ich dich total unsexy beleidigen kann un' du verstehst kein Wort davon~"
Der Ausdruck in seinen Augen verriet mir, dass er mich nicht verstanden hatte. "Zwar habe ich nur etwas von wegen Problem verstanden, doch etwas sagt mir, dass es hierbei keins gibt, Süße~ Beziehungsweise keines, was wir zwei Hübschen nicht ganz schnell lösen könnten."
Unsere Gesichter waren ohnehin schon gefährlich nah, doch als er Anstalten machte, sich meinem noch weiter entgegenzubeugen, wich ich zurück. Wohl ein wenig zu schwungvoll, ich krachte volles Rohr gegen meinen anderen Nebenmann, der sich wahrscheinlich nur aufrecht halten konnte, weil er unsere Konversation verfolgt und mich somit hatte kommen sehen. Einer seine Arme schlang sich wie selbstverständlich um meinen Oberkörper und ich musste mich nicht umdrehen, um zu sehen, dass Dake von meinem besten Freund aufs Finsterste angestarrt wurde.
"Sorry, Dake", lallte ich und natürlich tat es mir nicht leid. "Ich bin nich' besoffen genug, um mit dir rumknutsch'n zu woll'n. Und dieser werte Herr hier-" Ich versuchte blindlings über meinen Kopf hinweg Lysander zu patten, egal wohin, erwischte jedoch nichts als gähnende Leere. Halb drehte ich mich in seinem irgendwie ziemlich besitzergreifenden Griff und schlang meine Arme um seinen Hals. "Und dieser Herr hier wird darauf acht'n, dass das auch so bleibt, stimm's?"
Bei dem Tonfall seiner Bestätigung fing ich an zu lachen. Er klang geradezu bedrohlich, das war super lustig. Ich drückte mich von ihm weg, nahm sein Gesicht in die Hände und zwang fast schon gewaltsam, seinen Todesblick vom Surfertypen abzuwenden. Doch genau in dem Moment, als seine Augen die meine trafen, wurde der Ausdruck in ihnen weich. "Nich' garstig sein, Darling", lachte ich ihn an, beflügelt vom Alkohol und pattete seine Wangen. "Du weischt doch, ich gehör' nur dir!"
Er wurde rot, seine Augen glänzten, doch er entschied sich, dazu zu schweigen. Der Blondschopf neben uns hingegen entschied sich leider nicht dazu und lächelte mich beschwichtigend an: "Sorry, ich wusste nicht, dass du einen Freund hast."
Ich hievte mich umständlich auf die Beine, ehe ich ihn stirnrunzelnd anschaute. "Lys is' nicht mein Freund. Ich hab' an sich keinen. Hab nur kein' Bock auf dich, des alles." Ich ließ meinen Blick dorthin wandern, wo Lysander saß. Sein... Ich konnte nicht einmal sagen, was genau das für ein Gesichtsausdruck war, doch er ließ etwas in meiner Magengrube kribbeln. Ich riss einen weiteren Satz an, den ich allerdings ganz schnell wieder abbrach, bevor ich mich in komplizierte Erklärungsnöte reiten konnte. 'Allerdings würde ich ihn im Vergleich zu dir wahnsinnig gern küssen' war etwas, das, nahm ich mal an, ich nicht einfach so daher sagen sollte. Zumindest nicht, ehe nicht noch mehr Alkohol geflossen war. Stattdessen belauschte ich lieber ein Gespräch am anderen Ende unseres Kreises. Natürlich musste Laeti wieder ihren unsinnigen Tratsch kundtun. Ich rief ihren Namen, während ich zu ihr herüberging, was sie mit einem zischenden Laut und einem Zeigefinger an den Lippen quittierte. Ach ja, da war ja was. Je mehr Alkohol ich zu mir nahm, desto öfter und angestrengter musste ich mich daran erinnern, leise zu sein. Ich war lange noch nicht fertig damit, Spaß zu haben.
"Lass' die beiden mal", lallte ich und forderte sie auf, mir ihre Hand zu geben. "Ich weiß, du kannst's nich' lassen, aber wenn's da was zu realisier'n gibt, wird's nich' an dir lieg'n, sie dazu zu bringen." Mit einem Ruck zog ich sie auf die Füße und schlang einen Arm um ihre Taille, da ich sonst das Gleichgewicht verloren hätte.
"Ichhhh bin dafür, wir Süßen geh'n frische Luft schnapp'n, bevor wir das näschste Spiel spiel'n, ja?"
"Was? Warum? Bist du echt schon so besoffen, dass du einen Spaziergang machen willst?" Die Blauhaarige lachte mich an – oder aus? -, als sie das fragte. Beleidigt blies ich die Wangen auf. "I-wo..." Mein Blick wanderte zu Svea herunter, die nicht so aussah, als würde sie gerade in dieser Welt existieren. Sie schaute unentwegt das leere Glas in ihren Händen an, als würde es ihr die interessante Geschichte, die sie je gehört hatte, telepathisch erzählen. Dabei wiegte sie ihren Kopf langsam hin- und her. Ehrlich gesagt sah das absolut liebenswürdig aus.
"He, Svea."
Sie reagierte nicht.
"Sveaaaaa."
Die Blondine war geistig echt so null in dieser Welt. Ich warf Nathaniel einen Blick zu, der verstand und seiner Freundin etwas kräftiger an den Schultern schüttelte. Desorientiert sah sie auf, schaute erst den Blondschopf an und nachdem er auf mich wies mich. Belustigt lachte ich. "Duh siehst auch aus, als könntest du 'n klein' Spaziergang gebrauch'n. Ich wollt' dich ohnehin noch was frag'n! Un' Flippy freut sich bestimmt auch, dich zu seh'n. Was sachst du?"
Es dauerte einige Sekunden lang, bis meine euphorischen Worte zu ihr durchgedrungen waren. So lange starrte sie mich einfach nur an, beziehungsweise geradezu durch mich hindurch. Dann aber schüttelte sie leicht den Kopf, wie um sich selbst zu wecken. Ob das im betrunkenen Zustand eine gute Idee war, war die andere Frage.
"Ich schätze... das ist 'ne gute Idee", murmelte sie und kämpfte sich etwas unbeholfen auf die Füße. Sie überreichte Nath ihr Glas und sagte ihm irgendetwas, was ich aber schon gar nicht mehr hörte, weil etwas völlig anderes meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Ruckartig drehte ich mich in den Raum. "Oh mein Gott, ich LIEBE dieses Lied!", jubelte ich. „Wo der Typ grad noch Thema war!" Bereits seit Stunden lief über irgendein Handy Party- und gute-Laune-Musik. Viele Lieder waren mir bekannt, allerdings gab es nur wenige, die mich wirklich begeisterten, da meine Präferenzen in Musik größtenteils woanders lagen. Doch es gab Ausnahmen. Wie dieses zum Beispiel. Lag womöglich daran, dass der rothaarige Schnulzenliedsänger mit diesem Werk einen wesentlich intimeren Song komponiert hatte und die mochte ich in der Regel ziemlich gern. Automatisch bewegte ich mich zur einleitenden Musik.
"I took an arrow to the heart
I never kissed a mouth that tastes like yours
Strawberries and somethin' more
Ooh yeah, I want it all~
Lys!"
Der Angesprochene fuhr erschrocken zusammen, während mir andere zischende Geräusche zuwarfen, nicht so laut zu sein. Gekonnt ignorierte ich sie und lief auf ihn zu. Woher ich auf einmal die Kraft nahm, meinen Körper sicher von A nach B zu bewegen, wusste ich bei Weitem nicht und war mir auch ziemlich egal. Gerade hatte ich etwas ganz anderes im Sinn.
"Lys! Komm, tanz mit mir! Ich weiß du kannst tanz'n!"
Verdattert starrte er mich an. "Ich... Äh, ja, aber nur Standard."
"Perfekt!", stieß ich enthusiastisch aus. "Ich kann eh nur Discofox. Komm hoch!" Ich griff nach seinen Händen und zerrte ihn hoch, was sehr wahrscheinlich nicht funktioniert hätte, wäre er nicht freiwillig aufgestanden. Das brachte mich zwar wie bei Laeti schon voll aus dem Gleichgewicht, allerdings sorgte der Silberschopf natürlich dafür, dass ich auf den Füßen blieb. Bestimmend legte ich seine Hand auf meine Taille, die andere hob ich mitsamt meiner hoch. Breit grinsend sah ich zu ihm auf, sein liebevoller Gesichtsausdruck ließ mein Herz einen Takt höher schlagen.
"Führ' mich ab dem Refrain~"
Kaum hatte ich das gesagt, kam dieser auch schon. Gekonnt begann Lysander, mich tanzend durch das Wohnzimmer zu führen, dabei schaute er mir unentwegt in die Augen. Zumindest tat er das, wann immer auch ich ihn mal ansah. Mein betrunkenes Gehirn brachte mich ständig zum Kichern, der Alkohol beflügelte mein Herz, meine Beine, lockerte meine Zunge, weshalb ich trotz fehlendem Gesangstalent selbstbewusst vor mich hin sang.
"And we'll say, ooh, I love it when you do it like that
And when you're close up, give me the shivers
Oh baby, you wanna dance 'til the sunlight cracks
And when they say the party's over, then we'll bring it right back."
Mein bester Freund fing an, mich unter unseren Armen Drehungen vollführen zu lassen. Ziemlich mutig von ihm, mich das so betrunken tun zu lassen, doch ich war selbst ganz erstaunt darüber, wie sicher ich mich mit ihm bewegen konnte. Zudem sang ich die ganze Zeit weiter. Es war fast so, als sei ich in diesem Moment wieder nüchtern, wenn man mal von meiner besoffenen Dauergrins-Attacke absah.
"Into the car
On the backseat in the moonlit dark
Wrap me up between your legs and arms
Ooh, I can't get enough
You know you could tear me apart (ooh)
Put me back together and take my heart
I never thought that I could love this hard
Ooh, I can't get enough."
Wieder eine Drehung. Und noch eine. Ich hatte das Gefühl, Lysander wurde immer mutiger, schien immer mehr auszutesten, wie gut ich den Tanz tatsächlich beherrschte. Es waren definitiv mehr als die simplen Grundschritte. Und es machte mir so verdammt. Viel. Spaß.
"Mm, you got me feeling like
I wanna be that guy, I wanna kiss your eyes
I wanna drink that smile, I wanna feel like I'm
Like my soul's on fire, I wanna stay up all day and all night
Yeah, you got me singin' like:"
Der Refrain wurde wiederholt. Der Nebel in meinem Kopf lichtete sich etwas, mir wurde immer bewusster, was genau ich da überhaupt sang. Mir war schon vorher klar gewesen, dass der Song intim war, doch mit einem Mal schien sich ein Schalter in meinem Kopf umzulegen. Schlagartig fokussierte ich mich auf sein Gesicht, sah ihm tief in die Augen und senkte meine Stimme, um mehr Bedeutung in die schlecht gesungenen Worte zu legen. Mich überkam das starke Verlangen, ihn anzuflirten. Der Alkoholpegel in meinem Blut verhinderte, dass ich dieses Verlangen überhaupt in Frage stellte.
"Baby, you burn so hot
You make me shiver with the fire you got
This thing we started, I don't want it to stop
You know you make me shiver-er-er."
Lysander war definitiv heiß. Scheiße, war er schon immer so heiß? Ich übernahm kurz die Führung und brachte uns dazu, zu den Grundschritten zurückzukehren, damit ich möglichst nah an seinem Gesicht meine Stimmfarbe noch weiter herunterfahren konnte. Die Strophe wurde noch einmal wiederholt und ich wollte so deutlich wie möglich machen, dass ich die Worte für ihn sang.
"Baby, you burn so hot
You make me shiver with the fire you got
This thing we started, I don't want it to stop
You know you make me shiver."
Wieder kam der Refrain, doch den sang ich nur noch halbherzig mit. So eng, wie es bei dem Tanz möglich war, standen wir beieinander, verschlangen uns gegenseitig mit unseren Blicken. Ich konnte in seinen Augen lesen, dass er es verstanden hatte, dass er verstanden hatte, dass ich den Songtext nicht nur einfach vor mich hergesungen hatte. Doch was er mit diesem Wissen anfing, konnte ich nicht lesen. Er war mein bester Freund. Seine beste Freundin machte sich gerade extrem offensichtlich an ihn ran. Gefiel ihm das? Zumindest ließ er mich nicht los.
Das Lied war vorbei und somit auch unser Tanz. Unsere Füße verharrten an Ort und Stelle und auch wir erstarrten, wichen nicht voneinander. Seine verschiedenfarbigen Augen brannten sich in meine Seele, schienen nach einer Antwort zu suchen, die nicht einmal ich selbst kannte. Was könnte er wohl finden wollen? Mein Kopf war zu sehr in Watte gepackt, als dass ich wirklich darüber nachdenken konnte, ich wusste nur, dass es etwas in mir erregte. Ein Schaudern durchzog meinen Körper und auf meine Lippen schlich sich ein leichtes Grinsen, als ich mich seinem Gesicht noch etwas näherte und flüsterte: "Du bereitest mir auch 'ne Gänsehaut~"
Ein Funkeln huschte über seinen wunderschönen Seelenspiegel und ich bekam den Eindruck, er würde sich leicht, ganz leicht meinem Gesicht entgegen beugen. Mein Herz machte einen Purzelbaum. Wollte er mich küssen? Würde er mich küssen? Wollte ich ihn küssen?
Scheiße. Ja. Natürlich wollte ich.
Ich wich etwas zurück und stieß ein dümmliches Alkohol-Lachen aus. "Küss' mich nich' vor versammelter Mannschaft, Darling~", säuselte ich. "Ich kann mich nämlich vielleicht nich' zurückhalt'n~"
Lysander schreckte zurück. Warum verdammt sagte ich so einen Scheiß?! Was juckte es mich, ob Publikum da war? Ich wollte ihn doch küssen, oder nicht? Ich sollte es nicht, aber ich wollte! Oder wollte es nur der Alkohol in mir? Würde ich es bereuen, wenn der Alkohol nicht mehr da war? Ich konnte es mir nicht vorstellen, allerdings konnte ich mir auch gerade nicht einmal vorstellen, richtig geradeaus zu denken.
Grinsend stolperte ich zurück, machte eine Drehung mit ausgestreckten Armen, so als sei alles ganz normal und nur ein Spaß für mich. "Du kannst wahnsinnig toll tanz'n, Lys", lobte ich und meinte es wirklich so. "Das müssen wir wiederhol'n, ja?"
Bevor ich noch etwas Dummes tun konnte – beziehungsweise etwas noch Dümmeres - , lief ich zu Laeti und Svea zurück, die mehr als nur aufmerksam mein Tun verfolgt hatten. Die Blauhaarige warf mir ein enorm breites, enorm dummes Grinsen zu, das absolut alles sagte und mit einem bitterbösen Blick versuchte ich sie zum Schweigen zu bringen, noch bevor sie überhaupt etwas gesagt hatte. Tatsächlich klappte das sogar. Oder sie sparte sich ihre Sprüche für den Moment auf, wo ich entweder komplett aus dem Ruder lief oder ich wieder nüchtern war. Zumindest schnappte ich mir jeweils einen Arm, hakte mich bei beiden unter und ging mit ihnen zuerst in den Wintergarten. Schon hier fielen die Temperaturen rapide ab. Ein Frösteln überkam mich und gleichzeitig sog ich die kühle, frische und vor allem wohltuende Luft tief in meine Lungenflügel ein. Hach ja, das war eine gute Idee. Einen klaren Kopf durch einen kleinen Spaziergang zu bekommen. Oder es zumindest zu versuchen. Das, was vor ein paar Minuten passiert war... Ohje. Mein Herz beschleunigte sich erneut. Für einen Bruchteil einer Sekunde hatte ich angenommen, die frische Luft würde helfen, doch wenn ich nur einen Augenblick daran zurückdachte, wurde mir bewusst, dass mein Verlangen noch genauso groß war wie zuvor. Okay, nur ruhig, Kyra. Nur weil du gerade einmal eine Minute frischen Sauerstoff schnuppertest, bedeutete das nicht, dass du direkt nüchtern warst und das mit mehr Abstand betrachten konntest. Gab dir mehr Zeit.
Eine silbergraue Katze schlich um meine Beine und quietschvergnügt widmete ich mich direkt ihrem weichen, warmen Fell. Ich vergrub mein Gesicht darin, nur um es Sekunden später wieder herauszuziehen und heftig zu verziehen. Mit beiden Händen versuchte ich krampfhaft, die langen Haare aus meinem Gesicht zu wischen. Bah, kitzelten die! Ich warf einen Blick zur Seite, um festzustellen, dass Svea gerade genau das gleiche Problem mit Flip hatte. Demon stand bedröppelt daneben und winselte um Aufmerksamkeit. Leider war die Blondine geistig wieder zu weit weg, um das zu realisieren. Also warf ich mich auf den Beauceron, der daraufhin so heftig mit dem Schwanz wedelte, das dieser als Waffe durchgehen könnte. Hoffentlich hatten wir alles in Sicherheit gebracht, was zu Bruch gehen könnte.
"Du wolltessst misch was fragen?", ertönte es nach ein paar Sekunden – oder Minuten? - neben mir. Oh, war da etwa wieder jemand im Diesseits erwacht?
"Ah, ja." Mühsam rappelte ich mich auf, deutete nach draußen. "Ihr habt 'n Brecheisen hergebracht. Ich will die seh'n. Würd' die gern mal von der Handlichkeit her testen. Zeigst duh mir, so se is'?"
Die Blondine blinzelte mich ein paar Mal an. Schwer zu sagen, ob sie das tat, weil sie betrunken war und dadurch eine lange Leitung besaß oder einfach nur dachte, ich hätte den Verstand verloren. Schließlich hatte sie mich ebenfalls volle Kanne mit Lys flirten sehen und da dachte selbst ich, dass ich den Verstand verloren hätte. Womöglich hatte ich das auch. Immerhin war mein erster Instinkt, wenn ich an ihn dachte, noch immer, mit ihm rumzumachen. Ooookay, Kyra, raus mit dir in die Kälte!
Schließlich bejahte Svea meine Frage.
"Kyra, ich hab dich ja sehr lieb und so, ne?", meinte auf einmal meine beste Freundin. "Aber so leid es mir auch tut, ich bin da raus. Die spielen da gleich 'Wer hat noch nie' und das darf ich auf keinen Fall verpassen! Zudem habe ich genau gesehen, wie der Rotschopf mir gewisse Blicke zugeworfen hat und das muss ich abchecken."
Rotschopf? Der Rotschopf? Das konnte sie doch nicht ernst meinen. Als ob. Herzhaft lachte ich. Sollte sie sich ruhig die Zähne an dem Spacken ausbeißen.
Der Wildfang drehte sich zurück zum Wohnzimmer, doch bevor sie wieder darin verschwand, wandte sie sich uns nochmal zu. "Zu 'Wahrheit oder Pflicht' seid ihr aber spätestens zurück! Vor allem du, Kyra, so kann das eben auf keinen Fall stehen bleiben! Ansonsten zerr' ich dich zurück!"
Ich streckte ihr die Zunge raus. Was eine blöde Kuh. Morgen würde ich sie umbringen. Aber irgendwo hatte sie recht. Mich beschlich das Gefühl, dass ich das ebenfalls nicht so stehen lassen konnte...
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Endless Death
FanfictionZwei Menschen, zwei Orte, ein Schicksal. Verdammt, sowas geschah doch normalerweise nur in Horrorfilmen! Doch für Kyra war es brutale Realität geworden. Als Zeugin von Patient 0 floh sie nun gemeinsam mit ihrem Bruder vor der rasant um sich greifend...