Kapitel 29 - Verweigerung - Kyra

12 0 0
                                    

Ich fühlte mich schlecht. Es war nicht dasselbe Unwohlsein, welches mich die letzten Tage und insbesondere den vorigen begleitet hatte, nein. Ich hatte ein schlechtes Gewissen der ganz besonderen Sorte; Die Menschen, die ich fest beschlossen hatte, zu beschützen, hatte ich mutwillig oder zumindest fahrlässig in Gefahr gebracht durch bloßes Stillschweigen. Das ganze Durcheinander beim Essen wurde zwar versehentlich von Patricia verursacht, aber das, was wir von Papa erfahren hatten, kurz bevor er starb. Hätten wir den anderen direkt mitteilen sollen. Wir, meine Gruppe, waren zwar erst den zweiten Tag hier, doch in Zeiten wie diesen konnten zwei Tage maßgeblich über Leben und Tod entscheiden. Ach, was redete ich da, jede Stunde bereits, womöglich sogar noch weniger! Und wir hatten ihnen diese wirklich prekäre Information vorenthalten... Ich mochte mir gar nicht vorstellen, was alles hätte passieren können, denn wenn ich dies täte, würde ich wohl nur wieder in das dunkle, furchtbare Loch fallen, aus dem mich Lysander und Laeti eben erst mühevoll, zumindest einigermaßen herausgeholt hatten.
   Dieses schlechte Gewissen war der Grund dafür, weshalb ich nun hier stand und dabei half, haltbares Proviant in die Fahrzeuge zu verladen. Mit diesen hätten wir wohl noch eine Woche recht problemlos in der Schule überstehen können, aber ohne diese würden wir bereits die nächsten zwei, bestenfalls drei Tage dringend raus müssen, um aufs Neue eine Suche zu starten. Allerdings... Allerdings war ich der Meinung – und diese hatte ich mich nicht getraut, den anderen mitzuteilen -, dass es vielleicht sogar am besten wäre, unsere Sachen zu packen und abzuhauen! Wohin, wusste ich selbst nicht so genau, doch wenn ich meinen Vater richtig verstanden hatte, wurde der Bereich Boston und Umgebung abgeriegelt und das wiederum würde bedeuten, dass die Situation hinter den Abriegelungen die gleiche war, wie bei The Walking Dead. Im Gegenteil, es würde bedeuten, dass die Seuche örtlich begrenzt war, die Regierung beziehungsweise das Militär die Situation im Griff hatte – wenn man das nun so definieren mochte. Ob bedingungslose Ausrottung betroffener Gebiete nun die richtige Entscheidung war, war fraglich und könnte in endlichen moralisch-ethischen Diskussionen enden, doch zu ändern war das alles nun nicht mehr. Nicht von uns jedenfalls. Fakt war, wir konnten nicht einfach hier bleiben und hoffen, diese verdammte Apokalypse aussitzen zu können. Früher oder später würde das Militär auch hier vorbeikommen und dann bräuchte es nur noch eine einzige unaufmerksame Sekunde, in der wir von ihnen entdeckt... und eliminiert werden würden. Da konnte der braunhaarige Typ, der nicht mein Bruder war, sagen, was er wollte. Das Militär hatte es auf uns abgesehen. Daran gab es nichts zu Rütteln.
   Ich war gerade dabei, ein paar kleinere, wenige Nahrungsmittel in den Koffern meines Motorrads zu verstauen, als ich jemanden meinen Namen nennen hörte.
   „John." Hatte ich gestern bei der Sache seines Vorwurfs gegen Lysander tatsächlich das letzte Mal mit ihm gesprochen? Wir hatten bisher ein sehr gutes Verhältnis zueinander gehabt, zu praktisch allen Tageszeiten miteinander gesprochen, bis auf natürlich dann, wenn wir in der Schule beziehungsweise auf der Arbeit waren, und selbst dann hatten wir manchmal miteinander geschrieben. So lange nun nicht mit ihm gesprochen zu haben, fühlte sich im Nachhinein merkwürdig an.
   „Hey...", Er wirkte mindestens genauso zurückhaltend wie gestern schon. Die Atmosphäre zwischen uns war angespannt.
   „Wie geht es dir?", fragte er, ganz der fürsorgliche Bruder, den ich kannte.
   „Nach wie vor grenzwertig. Aber besser." Mein Blick wurde so scharf, dass er fast einen Baum hätte zersägen können, als ich mich vollends zu ihm umdrehte. „Doch das habe ich nicht dir zu verdanken."
   Ich konnte beobachten, wie in Johns Haltung etwas einknickte. Es war nicht wirklich so, dass ich sauer auf ihn war, allerdings verspürte ich eine erschreckende Genugtuung dabei, diese Reaktion bei ihm zu sehen.
   „Kyra... Ich... Es..."
   „'Es' was, John? Wo ist deine Entschlossenheit geblieben? Die, mit der du Papa erschossen hast? Die, mit der du Lysander den größten Mist vorgeworfen hast? Wo ist sie?"
   „Kyra, bitte!", rief er geradezu, in seinem Blick Forderung und zugleich tiefste Verzweiflung. Es tat mir nicht leid.
   „Nichts 'bitte'. Ich will nichts hören. Wir haben gerade wirklich wichtigere Dinge zu erledigen, als dieses Gespräch zu führen. Zum Beispiel, wie wir nun tatsächlich vorgehen sollten. 'Mit dem Licht vorsichtig sein', 'keinen Lärm machen', 'unauffällig sein', alles schön und gut, aber du weißt genauso gut wie ich, dass das so auf Dauer nicht funktionieren wird. Wie wir das den anderen klar machen sollen, DAS ist hier von Bedeutung!
   „DU bist von Bedeutung!", erwiderte er barsch, so barsch, wie ich es gar nicht von ihm kannte. „Den anderen beizubringen, dass sie nicht hier bleiben konnten, lässt sich auch noch um fünf Minuten verschieben, aber ich ertrage es einfach nicht, zu wissen, dass sich der Graben zwischen uns immer weiter auftut. Bitte, Kyra, du bist die einzige Familie, die mir noch geblieben ist. Ich darf dich nicht auch noch verlieren."
   Mein Gesichtsausdruck verriet nichts. Es gab nicht mal einen Ausdruck. „Ich bin doch noch da."
   „Körperlich, ja", murmelte er. „Doch psyschisch habe ich dich praktisch verloren..."
   Ich war kurz davor, ihn zu fragen, wessen Schuld das denn nun war, aber ich entschloss, keine Energie mehr in dieses Gespräch stecken zu wollen und drehte mich auf Absatz um. Und lief prompt in jemanden hinein.
   „Wow, Vorsicht", drang es mir sanft in die Ohren und die Stimme würde ich fast genauso gut unter Tausenden erkennen wie die meines besten Freundes. Diese Grazie und Zartheit, gleichzeitig aber diese gewisse männliche Tiefe, besaßen nur die Mitglieder der Ainsworth-Familie.
   „Leigh, entschuldige. Ich habe dich nicht gesehen."
   „Das habe ich gemerkt", lächelte er sanft. Erst jetzt bemerkte ich auch Rosa, die neben ihm stand und mich ebenfalls anlächelte. Seit wir hier angekommen waren, hatte ich die beiden nie getrennt gesehen, bis auf die paar Minuten, in denen wir uns darum gekümmert hatten, die Spiele in den Pausenraum zu bringen. Was aber nicht so viel heißen musste, denn ich hatte seit wir hier waren auch fast gefühlt niemanden gesehen und eher in meiner eigenen kleinen, dunklen Welt die Zeit verbracht.
   „Sucht ihr jemanden?", fragte ich die beiden, zumindest etwas freundlicher, als ich es vor zwei Minuten noch war.
   Nun meldete sich auch mal Rosalia zu Wort: „Ja, naja, tatsächlich haben wir denjenigen schon gefunden. Wir wollten zu John. Aber dass du auch hier bist, ist genauso gut. Wir wollten noch etwas mehr über diese Militär-Sache in Erfahrung bringen. Wie ihr das zum Beispiel alles erfahren habt, mein ich. Ist das in Ordnung?"
   Möglichst unauffällig schluckte ich den Kloß herunter, der sich peu à peu in meinem Hals bildete. Oder versuchte es eher... Ich musste hier weg und das so schnell wie möglich.
   „Es tut mir leid, aber ich wollte gerade etwas erledigen gehen. Fragt einfach John!"
   Bevor sie auch nur ihre Mimik verändern konnten, war ich schon gefühlt um die halbe Schule gelaufen. Wirklich konzentrieren darauf, wo ich mich befand, konnte ich nicht, aber ich wusste direkt, dass ich hier mehr als nur unerwünscht sein werde, wenn mich Svea und der blonde Typ, dessen Name ich mir immer noch nicht merken konnte, bemerkten. Ich sollte echt den Leuten hier Namensschilder an die Stirn kleben... Jedenfalls war das anregende Gespräch laut genug, dass ich es größtenteils verstehen und es somit direkt in die Kategorie „Kyra, das geht dich nun wirklich so überhaupt gar nichts an" stecken konnte, weshalb ich erneut auf die eleganteste Weise – also stolpernd – kehrt machte und blind irgendwo anders hin lief. Bis ich schließlich erneut gegen jemanden knallte. Ich sollte echt mal besser aufpassen, wo ich hinlief, das entwickelte sich hier noch zu einem echt peinlichen Klischee.
   „Du..."
   „Ich?" Irritiert sah ich auf zu dem Gesicht, aus dessen Mund die fast schon bedrohliche, männliche Stimme kam. Es war der braunhaarige Typ, der nicht mein Bruder war.
   „Ich kann mir nicht mal deinen Namen merken und du erlaubst dir schon, den von anderen durch den Dreck zu ziehen?"
   Meine Irritation nahm nicht ab, eher im Gegenteil und ich schätzte, dass mir das auch unverblümt ins Gesicht geschrieben stand. Was laberte der mich jetzt blöd von der Seite an?
   „Tu' nicht so, als wüsstest du nicht, wovon ich rede! Ich rede von deiner beziehungsweise der Dreistigkeit deiner ganzen Gruppe, so einen Mist über das Militär zu verbreiten. Ihr versetzt meine Leute grundlos in Panik, habt ihr denn gar kein Ehrgefühl?!"
   Also, wenn ich nach meinen Gesprächen mit Lysander und Laeti tatsächlich runtergekommen war und mich das mit John nicht wieder aufgeregt hatte, so tat es nun spätestens dieses hier. Was bildete der sich bitte ein?
   „Geht's noch? Wir lügen doch nicht! Wir hätten euch das eigentlich direkt sagen sollen, hier geht es schließlich um Leben und Tod!"
   Ich hatte den Typen mit dem ersten Eindruck in die Kategorie „schüchtern/zurückhaltend" gesteckt, denn immer, wenn ich ihn mal gesehen hatte, sprach er kaum oder nur mit Alexy und seinem Bruder und/oder hielt sich im Hintergrund auf, wie beim Grillen, der Vorstellungsrunde oder dem Spieleabend. Nun aber baute er sich vor mir auf, seine eigentlich recht schönen grünen Augen standen in Flammen. Ich fragte mich automatisch, ob er beim Militär oder unter irgendeinem militärischen Einfluss aufgewachsen war, dass er sich diesbezüglich so angegriffen fühlte.
   „Ihr hättet einfach gar nichts sagen sollen, denn an der Sache ist nichts dran! Daran kann einfach nichts dran sein!", pampte er mich an und ich wusste nicht, ob ich es mir einbildete, aber ich glaubte zu hören, wie sich Verzweiflung in seine wutverzerrte Stimme mischte.
   „Du kennst die Werte des Militärs nicht, aber ich kenne sie! Sie würden nie auf Überlebende losgehen!"
   Die Wut brodelte immer stärker in mir, doch versuchte ich, sie zu bändigen. Er sprach davon, als wäre sie seine Familie und ich kannte mich, ich wusste, wie ich reagieren würde, wenn jemand über meine Familie „herzog". Nun aber stand ich im moralischen Zwiespalt mit mir selbst. Einerseits wollte ich ihn beruhigen, die „Ehre" seiner „Familie" wahren, wertschätzen oder so, doch andererseits war ich dem Schutz der anderen und der Wahrheit verpflichtet. Und das Wohl aller stand in unserer Situation über dem Wohl eines einzelnen...
   „Wenn du so gut über das Militär Bescheid weißt, dann müsstest du auch wissen, dass sie Befehle ausführen. Sie führen Befehle aus. Es war nie unsere Absicht, ihren Namen in den Schmutz zu ziehen oder sie als die Bösen abzustempeln, aber wenn sie nun mal verpflichtet sind, ihren Schieß-Befehl durchzuführen, dann tut es mir leid, aber dann sind sie unsere Gegenspieler. Und wir wünschten uns genauso sehr, dass das nicht der Fall wäre..."
   Kurz dachte ich, meine Worte würden fruchten, doch dann veränderte sich der Ausdruck in seinen Augen wieder. Und der Ausdruck gefiel mir nicht.
   Als er auf mich zukam, machte ich genauso viele Schritte rückwärts von ihm weg. Nach nur wenigen Schritten stieß ich gegen ein Hindernis und konnte nicht weiter ausweichen. Bis mir dann auffiel, dass das Hindernis im gewissen Grad nachgiebig war. Mein Kopf wanderte in den Nacken und rotes Haar stach mir direkt ins Sichtfeld. So wie Castiel über mich hinweg starrte, kamen mir die zehn Zentimeter Größenunterschied sehr viel mehr vor, als sie es bisher getan hatten. Eine Hand legte sich locker auf meine Schulter.
   "Gibt es hier ein Problem?", brummte die tiefe, rauchige Stimme des Rothaarigen. Mir fiel auf, dass Lysander mit von der Partie war. Seine Haltung war selbstbewusst und unparteiisch wie immer und dennoch hatte ich das Gefühl, irgendetwas sei anders. War es die Art und Weise, wie er den Braunhaarigen anschaute?
   "Brauchst du Babysitter, oder was?", murmelte der Typ missgünstig und sehr leise. Ich konnte ihn trotzdem verstehen. Ich wünschte, ich hätte ihn nicht verstanden. Denn nun kam das Gefühl der Hilflosigkeit wieder hoch, das Gefühl, dass ich mich partout nicht selbst verteidigen konnte, auf andere angewiesen war, zur Last fiel. Das wollte ich nicht, das wollte ich nicht sein. Nach wie vor. Egal, was Lys meinte.
   "Das Problem hier ist, dass er einfach nicht glauben will, dass das Militär auf uns schießen wird, sobald es uns sieht", meinte ich genervt und trat einen Schritt von Castiel weg. Keine Lust mehr, wenn auch zugegeben nur minimale Rücksicht auf den unverschämten, grünäugigen Typen zu nehmen.
   „Das will keiner von uns glauben, na und? Ist das ein Grund, direkt auf kleine Mädchen loszugehen?", blaffte „mein Freund" den anderen Kerl passiv-aggressiv an und ich dankte ihm gedanklich mal für rein gar nichts. Ich war älter als er, wenn auch nicht mal einen Monat. Aber ich war älter. Das vergaß er wohl gern mal...
   Military-Boy wich einen Schritt zurück, bemüht, die Haltung zu wahren. Ich sah allerdings etwas in seinen Augen blitzen, etwas, was er wahrscheinlich auch in einer Million Jahren nicht hätte zugeben wollen. Ich kannte den Typen nicht, aber man konnte einfach direkt sehen, dass er mindestens Respekt vor Fräulein Rotkäppchen besaß.
   „Doch nicht das glauben, Feuerlöscher! Ihr wollt es nicht wahrhaben, ja, aber glauben tut ihr denen trotzdem ohne nachzudenken, ohne zu hinterfragen!"
   „Das Militär hat dir wohl ein bisschen zu sehr das Gehirn gewaschen, oder irre ich mich da?!"
   Mir platzte gleich der Kragen. „Reicht jetzt!"
   Beide verstummten, Lysander betrachtete nach wie vor das Schauspiel, die verschiedenfarbigen Seelenspiegel nun auf mir liegend.
   „Hört gefälligst auf, so laut zu sein!", schnitt meine Stimme scharf und autoritär durch die Luft. „Es kratzen schon genug Infizierte an den Gemäuern und dem Tor, wir müssen wirklich nicht noch mehr Aufmerksamkeit erregen!"
   „Kentin", kam mir Lysanders sanfte und getarnt unparteiische Stimme zur Hilfe. „Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, wir müssen so oder so auf das Schlimmste vorbereitet sein. Denkst du nicht?"
   „Kentin" sah uns drei einige Sekunden lang an, der Ausdruck in seinem Gesicht alles andere als zufrieden, bis er schlussendlich schnaubte, sich wegdrehte und einfach ging. Unsympathischer Typ... Aber in Situationen wie diesen konnte ich mir „mag ich" und „mag ich nicht"-Denken nicht leisten. Wir mussten irgendwie alle miteinander klar kommen, wenn das alles irgendwie klappen sollte. Mit dem Überleben, meinte ich.
   Ich stand da, zählte bis weißichnicht und schaute dem Braunhaarigen nach. Er wurde immer verschwommener in meinem Sichtfeld, bis ich nur noch einen Klecks sehen konnte. Dabei war er noch nicht so sehr weit gegangen.
   „Kyra?"
   Die Stimme ließ mich umdrehen. Nun waren die Personen wieder scharf vor meinen Augen. „Ja", sagte ich, bevor Lys was fragen konnte. „Alles gut soweit. Ich kann schon irgendwie verstehen, wenn er partout nicht daran glauben kann, obwohl das kein Grund, irgendwelche Leute anzupampen. Nun gut, was soll's?" Resigniert zuckte ich mit den Schultern, ich hatte absolut keine Lust, weiter über die eben geschehene Szene nachzudenken. Das war mir gerade definitiv zu doof und wir hatten wirklich wichtigere Dinge zu klären. Und eine dieser „wichtigen Dinge" für mich derzeit wäre zum Beispiel mein bescheidenes Sichtfeld. Ich seufzte.
   „Ihr habt nicht ganz zufälligerweise gesehen, ob ich meine Brille hierher mitgebracht habe?"
   „Hast du nicht deine Kontaktlinsen drin gehabt?"
   „Hatte, ja. Hab sie heute morgen vergessen, einzusetzen und langsam bin ich der Meinung, dass ich wirklich lieber meine Brille nutzen sollte. Kontaktlinsen sind so unpraktisch..." Erneut seufzte ich und ich sah, dass Cas das Problem verstand. „Aber ich befürchte, ich habe sie Zuhause gelassen, ich Volldepp."
   Rotkäppchen grinste hämisch. „Erwarte bloß keinen Widerspruch~"
   Als ob ich je auf die Idee käme.
   „Aber du bist doch kurzsichtig, oder? Also wirst du doch wohl auch Klavier spielen können, gell?"
   Hä? Wo kam das jetzt her? „Kontext?", fragte ich.
   Nun mischte sich auch mein bester Freund wieder in das Gespräch ein: „Castiel ist auch die Idee gekommen, ein, sagen wir, kleines Konzert zu veranstalten. Zur Beruhigung der Gemüter."
   „Ähhhhh..." Was sehr viel Intelligenteres kam erst gar nicht aus meinem Mund. Perplex schüttelte ich den Kopf. „Ist das nicht, nun ja, ein biiiiisschen zu laut oder so?"
   „Nop!", widersprach Prinz Fliegenpilz. „Wir spielen ruhige Lieder, wodurch auch Lys was dementsprechend Ruhiges singt, ich spiele auf der Akustik und das Klavier muss an sich ja schon nicht laut sein. Außerdem, wenn wir in der Aula spielen, da wird von außen nichts zu hören sein."
   Ich war zu 95% überzeugt, was mich selbst überraschte. Dennoch blickte ich zu meinem silberhaarigen Freund, suchte in seinen Augen. Ich hätte ihn auch fragen können, ob er das denn auch für eine gute Idee hielt, aber das war gar nicht nötig. Er wusste, was mir durch den Kopf ging und schenkte mir lediglich ein Lächeln, dass bestätigend und aufmunternd war. Und damit stand der Entschluss fest. Die Macht der Musik sollte also nochmal zur Geltung kommen.

Endless DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt