Kapitel 32 - Brutale Realität - Svea

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Kyra und Lysander verabschiedeten sich um „nach Spawner zu sehen". Wer oder was auch immer das war. Noch etwas müde rieb ich meine Augen, bevor ich mich Nath zuwandte. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich geschlafen hatte – erneut – aber das Konzert war ganz offensichtlich zu Ende. Hatte ich heute den halben Tag geschlafen? Es fühlte sich zumindest so an. Trotzdem oder gerade deshalb, war ich müde.
„Wo bist du denn gewesen? Ich bin mir ganz sicher, dass du neben mir saßt, als ich eingeschlafen bin...", ich gähnte.
Nath zögerte einen Augenblick, was mich stutzig machte. Es kam mir so vor, als würde er überlegen, was er sagen sollte.
„War kurz etwas klären. Ist nicht mehr wichtig."
Ich entschied mich dazu, es gut sein zu lassen. Es ging mir zumindest emotional besser, das musste ich nicht mit Zweifeln und Misstrauen zerstören. Nathaniel konnte ich schließlich vertrauen.
„Hey, das Abendessen müsste bald fertig sein, wollen wir nach unten gehen?", er schmunzelte mich an.
Es kam mir gerade vor, wie das schönste Lächeln der Welt. Nath war immer eine Konstante in meinem Leben, auf die ich zählen konnte. Immer. Daran konnte niemand etwas ändern, solange ich noch etwas mitzureden hatte.
„Ich komm nach. Müsste noch einmal wohin", ich hob minimal meine Mundwinkel.
„In Ordnung", er nickte und wir verließen zusammen die Aula, bis wir an einer Damentoilette vorbeikamen. Ich wechselte meine Damenhygieneartikel gegen frische und ging einmal zur Toilette, bevor ich mir die Hände und das Gesicht wusch. Als ich wieder aus dem WC kam, stand Nath ein paar Meter entfernt an einer Wand und schien zu warten.
„Wieso bist du denn nicht vorgegangen? Das hat doch gedauert", ich war verwundert.
„Weil ich warten wollte", er grinste.
Schmunzelnd schüttelte ich meinen Kopf, dann gingen wir endgültig in die Cafeteria zum Abendessen.
Dort angekommen, erblickten wir überraschend wenig begeisterte Gesichter. Ich hörte Rosalia, wie sie sich mit Carla unterhielt, als ich mich mit Nath auf zwei freie Plätze bei Armin, Alexy, Viola und Kim setzte. Anscheinend hatten wir bereits jetzt nicht mehr viele frische Zutaten, hauptsächlich nur noch Dosen und ähnliches, weshalb es nur eine Suppe mit Gemüse und Croutons geben würde.
„Ausgerechnet mit Brokkoli...", der Schwarzhaarige sah unzufrieden aus.
„Nun stell dich nicht so an, Armin. Wann kriegen wir noch mal frisches Gemüse? Wir wissen es nicht!", sein Bruder rügte ihn.
„Lieber später als früher...", Armin verdrehte die Augen.
„Das sagst du nur solange, bis du zwei Wochen von Crackern gelebt hast", Nath lachte.
„Sei du nur still. Ich erinnere dich an deine Worte, wenn wir mal nur noch Süßkram als Essen haben", Armin grinste diabolisch.
„Ich bezweifle, dass das passiert, Armin", Viola lächelte.
Er sah sie entrüstet an.
„Auf wessen Seite bist du eigentlich?", er musste grinsen.
„Wir sind alle auf einer", sie schmunzelte, „Aber dass wir mal nur Süßigkeiten haben werden, ist mehr als unwahrscheinlich."
Armin seufzte auf.
„Du bist manchmal wirklich zu nett, weiß du das, Vio?", sein Lächeln wurde warm und er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Unpassenderweise entwich mir ein Gähnen.
„Müde?", Kim grinste und die Blicke der kleinen Runde lagen auf mir.
„Nur'n büsschen", ich schmunzelte.
„Was", Alexy sah mich verwirrt an, „bedeutete der letzte Teil?"
Ein bisschen", ich sprach es dialektfrei aus, „Deutsch für ein bisschen."
„Man lernt immer was Neues", Kim schmunzelte.
„Ihr müsst sie mal mit ihrem Vater sprechen hören, da versteht man nichts mehr", Nath lachte, „Sie reden so schnell."
Ich schüttelte den Kopf.
„Wir reden nicht viel schneller als jetzt. Eher langsamer. Aber du bist nur das klinisch korrekte und langsame Schuldeutsch gewöhnt, Nath", nun war ich es, die lachen musste.
„Wie langsam ist das denn für deine Ohren?", fragte Alexy.
Ich machte es ihm vor – und kam mir vor als würde ich in Zeitlupe sprechen.
„So klingt es für mich", mir entwich ein Kichern.
„Zum Glück bist du wieder besser gelaunt", Viola lächelte.
„Musik kann Wunder wirken, schätze ich."

Während des Essens wurden einige Dinge wegen der bald anstehenden Suche nach neuen Nahrungsmitteln besprochen.
„Wir sollten nicht alle raus – nur welche die sich in der Lage fühlen und sich verteidigen können", Castiel sah ernst drein, „Also wer mit Waffen umgehen kann oder ähnliches."
Sein Blick kreuzte meinen kurz.
„Einen Vorschlag?", John, ich war mir nicht sicher, ob ich richtig lag mit dem Namen, sah seinen Kumpel an.
„Du, ich, Kentin – dass ich das mal sage – Blondy und der Kampfzwerg", Cas schien es nicht zu gefallen auszusprechen, dass Nath sich gut gegen Zombies schlug. Ich sah nur, wie Naths Augenbrauen sich verwundert hoben.
Es war kurz still, als müssten alle die Namen sickern lassen. Was wahrscheinlich auch so war. Ich musste es auf jeden Fall. Ich sollte mit? Wobei ich Castiels Gedankengang verstand. Dass er meinte, dass Nath mit sollte, verwunderte mich eher. Allerdings... über John wusste ich nicht genug, Castiel war einer der immer selbst in die Offensive wollte, Kentin war beim Militär – die Begründung, warum er mit sollte, war offensichtlich. Nath boxte seit einer Weile und ich konnte eben Karate.
„Bitte wer ist der Kampfzwerg?", Kyra sah Cas verwirrt an.
„Svea", Rotkäppchen schmunzelte, „Glaub mir, der Spitzname ist begründet."
Ich versuchte gar nicht erst nachvollziehen zu wollen, warum Cas nicht einfach sagte, dass ich Karate beherrschte. Mein Blick traf den von Nath. Er sah ähnlich verblüfft aus, wie die anderen um mich herum.
„Jetzt seid ihr mal zumindest für ein paar Stunden ähnlich unwissend wie wir", Cas grinste diabolisch.
Sein Ernst? Er benutzte mich indirekt für seine Genugtuung? Ich schüttelte lachend den Kopf. Wenn er meinte. Mir sollte es recht sein.
„Will von den Aufgezählten jemand nicht?", Lysander erhob die Stimme, „Das ist keine Schande."
„Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mich drauf freuen würde. Aber es geht schon klar, was muss, das muss", ich verschränkte meine Arme. Ich sah Kentin und Nath nicken.
„Möchte jemand anderes unbedingt mit?", Castiel sah in die Runde. Niemand regte sich.
„Wäre sowieso nicht gegangen, das Auto ist voll", Kyras Bruder sprach.
„Wir sollten die Hunde mitnehmen. Die werden nicht angegriffen", ich erhob das Wort.
„Und wirklich jedes Fortbewegungsmittel nutzen. Das wären mit den Motorrädern zwölf Plätze. Jedes bisschen Stauraum ist hilfreich", Nath grübelte.
„Das stimmt", Wahrscheinlich-John nickte und sah dann Kyra an.
„Kommst du mit?"
Sie zögerte eindeutig, ihre Antwort war nur ein Nicken. In den nächsten Minuten wurde die zweite Gruppe eingeteilt. Castiels Platz im Auto übernahm nun Kim.

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