Irgendwann war ich wohl eingenickt. Etwas weckte mich aus dem unruhigen Schlaf, der mich mehr erschöpft als erholt zurückließ. Ich öffnete meine Augen und bemerkte zuerst wie alles in nächtliche Dunkelheit gehüllt war. Die Sonne schien auch hinter den Regenwolken bereits untergegangen zu sein. Ich lag auf meinem Rücken und um mich herum war es warm. Ich spürte die Polster der Couch des Wintergartens unter mir, doch mein Kopf ruhte auf etwas Warmen, das etwas zu hoch war um richtig bequem zu sein. Etwas strich mir sanft über die Wange, aber ich brauchte noch ein paar weitere Berührungen bis ich realisierte, dass es Finger waren, die sanft meinen Kiefer entlang fuhren. Ich bewegte meine Augen ein wenig und erkannte Nath. Er sah nach draußen und erst in diesem Moment realisierte ich das laute Plätschern des Regens auf dem Glasdach. Um uns herum war es ansonsten mucksmäuschenstill, ich hörte nicht einmal die Tiere. Nathaniel sah nachdenklich aus, seine Augenbrauen waren minimal gerunzelt. Für andere war es vielleicht nicht ersichtlich, aber ich erkannte, dass er sich um etwas Sorgen machte. Was ging ihm durch den Kopf? Ich bewegte meine Finger, die auf meinem Bauch lagen. Über mir lag die Decke, die ich bereits um mich gewickelt hatte, als ich einschlief. Mein Kopf brummte, meine Kehle war trocken und mir tat der ganze Körper weh als hätte ich ein Intensivtraining hinter mir. Waren das die körperlichen Nachwirkungen meines Nervenzusammenbruchs? Nath... ich erinnerte mich an seinen von mir belauschten Streit mit Melody. Nein. Das war kein Streit, es war eine Konfrontation – ein Schlussstrich. Er hatte den bereits ausgedünnten Faden ihrer Freundschaft endgültig durchtrennt. Ich verspürte ein schnürendes Gefühl in meinem Magen, das ich als Bedauern identifizierte. Auch wenn er mehr Freunde gewonnen hatte seit er aus diesem Haus ausgezogen war, hatte er doch keinen riesigen Freundeskreis. Vor allem wenn man von engen Freunden ausging. Mit den Klassensprechern der anderen Klassen hatte er mehr Kontakt geknüpft, mit unseren Klassenkameraden hatte er mehr über Privates gesprochen, er hatte zwei gute Bekannte beim Kickboxen. Dann war da noch Melody als unsere Klassensprecherin gewesen. Abgesehen davon hatte er als wirklich enge Freunde nur Armin... und mich. Die guten Bekannten und anderen Klassensprecher waren nicht hier und höchstwahrscheinlich tot – was ich schade fand. Ich hatte erstere einmal getroffen und sie eigentlich ganz nett gefunden – auch wenn sie zu denen gehörten, die mich für seine feste Freundin hielten. Mich selbst zählte ich jetzt gerade wirklich nicht mit. Denn fast genauso oft wie wir für ein Pärchen gehalten wurden – warum auch immer – hielt man uns für Geschwister. Letzteres, okay, konnte ich vielleicht noch nachvollziehen, ich kannte ihn in einigen Dingen besser als Amber – und die beiden waren Zwillinge – aber warum Leute dachten, dass Nath und ich verliebt wären entzog sich mir. Ja, ich war in den vielen Jahren, in denen wir zusammen aufwuchsen zweimal in ihn verliebt, aber da war ich irgendwas um sieben und dreizehn herum. Diese Gefühle hatten sich schnell wieder verflüchtigt. Nath schloss seine Augen und seufzte, was mich aus meinen Gedanken riss. Sein Blick legte sich auf mich und seine Augen weiteten sich, als er realisierte, dass ich wach war. Er lief rot an und fing an zu stammeln.
„'Tschuldige, ich... du hast so unruhig geschlafen und ich dachte... es...", er seufzte, „'Tschuldigung."
Ich runzelte meine Stirn, nahm meinen Kopf von seinem Schoß und setzte mich auf.
„Wofür entschuldigst du dich?"
„Ich hab deinen Kopf einfach auf meinen Schoß gelegt?", er sprach recht leise und wich meinem Blick aus.
„Und?", ich musterte ihn genau. Warum war er so nervös? „Darf ich dich daran erinnern, dass wir schon alleine in deiner eigenen Wohnung übernachtet haben, zusammen in deinem Bett und dann morgens ineinander verknotet aufgewacht sind?"
„Das war aber nie geplant, dass wir beide im gleichen Bett schlafen", er sah mich immer noch nicht an, „Und da hab ich dich nicht ungefragt gestreichelt."
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Endless Death
FanfictionZwei Menschen, zwei Orte, ein Schicksal. Verdammt, sowas geschah doch normalerweise nur in Horrorfilmen! Doch für Kyra war es brutale Realität geworden. Als Zeugin von Patient 0 floh sie nun gemeinsam mit ihrem Bruder vor der rasant um sich greifend...