Kapitel 26 - (Ent)Spannung - Svea

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Sowohl Nath als auch ich schreckten hoch, als plötzlich das Licht anging. Unsere Köpfe knallten gegeneinander und ich hörte es scheppern, während der Schmerz meine Stirn durchzog und meine Kopfschmerzen noch verstärkte. Wir rieben beide die Stelle unserer Köpfe, an der es geknallt hatte und unsere Blicke trafen sich.
„Was zum...?", kam es aus unseren beiden Mündern.
„Oh, hey! Ihr seid ja wie immer überpünktlich!", Rosalia lachte. Iris stand neben ihr und beide hatten ein paar Brettspiele auf den Armen. Ich sah mich um. Ein paar lagen bereits auf den Tischen verteilt. Wie und wann waren die dahin gekommen? Mein Schädel hämmerte. Ich setzte mich aufrecht auf das Sofa und schlüpfte wieder in meine Schuhe. Nathaniel machte es mir gleich.
„Ähm... haben wir bei euch irgendetwas verpasst?", Iris wurde ein wenig rot. Die Frage war ihr wohl unangenehm. Ich nahm es ihr nicht übel, dass sie fragte. Die Position, in der wir uns eben noch befanden, war sicherlich einfach zu missinterpretieren. Dennoch hörte der Schmerz in meinem Kopf nicht auf und verhinderte jeden grammatikalisch korrekten Satz aus meinem Mund. Nath nahm mir das Antworten ab.
„Nein, ihr habt uns bloß erschreckt...", auch er rieb sich noch immer die Stirn.
„Was habt ihr da getrieben? Sah ziemlich nach knutschen aus!", Rosa grinste über beide Ohren. Ich konnte nicht verhindern, dass mein Gesicht heiß wurde. Als ich zu Nath hinüber schielte, sah er nicht anders aus.
„Wir haben uns bloß umarmt. Nicht besonders spektakulär zwischen Freunden, nicht?", ich stand auf und sah einmal kurz jeden an, „Bin gleich zurück."
Mein Weg führte mich auf die nächstgelegene Damentoilette, denn mein Schwindel wollte nicht wirklich besser werden. Ich stützte mich auf das Waschbecken und sah in den Spiegel. Meine Stirn war rot und ich würde mit Sicherheit eine Beule bekommen, aber sonst war alles normal. Mit verschwommener Sicht drehte ich den Wasserhahn auf, spritzte mir Wasser ins Gesicht und wusch es, bevor ich etwas trank. Das kalte Wasser schärfte zumindest meinen Blick wieder und ich kühlte meine Stirn, trank immer wieder ein paar Schlücke. Nachdem es mir etwas besser ging, ging ich kurz auf die Toilette. Ich wusch noch meine Hände und als ich die Tür öffnete, hörte ich, wie jemand „Hey, Lys!" rief.
Es klang nach Alexy, zumal es sonst wenige bei uns gab, die so fröhlich rufen würden. Ich kehrte jedenfalls in den Pausenraum zurück. Als mein Blick umherwanderte sah ich, dass die meisten schon begonnen hatten, zu spielen. Ich sah Alexy neben Lysander und Kyra. Lys verteilte gerade Schachfiguren auf dem dazugehörigen Brett. Mein Blick wandte sich ab. Wo war Nathaniel?
„Nath ist eben gegangen. Er sah echt müde aus", Pia tauchte neben mir auf.
„Kann ich mir vorstellen...", mein Blick wanderte nach draußen, wo es noch immer in Strömen regnete.
„Hey, Pia, Svea! Spielt ihr mit Uno?", Kim saß mit Viola und Armin am Tisch und grinste uns entgegen, hatte einen Arm gehoben, damit wir sie im Durcheinander besser sahen.
„Klar, gerne!", Pia trottete zum Tisch und ich folgte ihr eher automatisch als aus Lust am Spielen. Die Runde fing an und ich beobachtete die Karten auf meiner Hand. Die hätten wirklich besser sein können. Wir spielten zu fünft und jeder hatte ebenso viele Karten auf der Hand. Ich hatte zweimal gelb - eine Fünf und eine „Spielrichtung ändern"-Karte - eine blaue Vier, eine rote Eins und ein grünes Aussetzen. Das Spiel begann bei Viola und auf dem Tisch lag eine rote Sieben. Ich war als Letzte dran und blickte desinteressiert auf die einzelne Karte neben dem Stapel zum Ziehen. Als ich sah, wie Pias gebräunte und mit dem Hennatattoo versehene Hand eine grüne Sechs auf die blaue legte, platzierte ich wie automatisiert meine Aussetzenkarte. Viola übersprang also und Armin legte eine grüne Eins, Kim eine gleichfarbige Zwei und Pia eine Farbwunschkarte. Sie forderte Gelb ein und ich legte meine Fünf. Viola zog eine Karte vom Stapel und Armin legte die passende Plus-Zwei-Karte. Kim murrte und griff zum Stapel, Pia legte die gelbe Sieben und mir blieb nur die Karte zum Richtungswechsel. Pia war also wieder an der Reihe und zog, Kim legte die Eins, Armin dann die gelbe Neun. Ich hatte noch zwei Karten auf der Hand, ohne bisher eine gezogen zu haben - es war wirklich mehr Glück als Verstand. Viola legte die grüne Neun und ich musste das erste Mal eine Karte ziehen. Die rote Drei. Pia legte die grüne Acht und Kim die Plus-Zwei-Karte. Armin ärgerte sich lautstark, was mir zumindest ein Schmunzeln entlockte. Viola legte dann die grüne Null.
So ging das Spiel von mir unkommentiert zu Ende. Ich wurde im ersten Durchlauf Dritte, im zweiten gewann ich und im dritten wurde ich fünfte. Die ganze Zeit über sprach ich nicht. Nach einer halben Stunde stand ich schließlich auf.
„Ich werde dann mal aufhören."
„Schon?", Armin sah mich verwundert an.
„Mein Kopf bringt mich um", ich legte meine Karten auf den Tisch.
„Bis morgen", ich schmunzelte und hörte die gleichen Worte noch von der kleine Gruppe, ehe ich ging. Auf dem Weg zum Schlafraum hörte ich aus einem Klassenzimmer undeutlich zwei Stimmen, aber ich ging einfach weiter. Schließlich hatte das nichts mit mir zu tun und ging mich auch nichts an. Ich ging zum Mädchenschlafraum, öffnete vorher aber leise die Tür zum Raum der Jungen. Nur ein Kopf war unter einer Decke zu sehen, eindeutig Nathaniels, sein blondes Haar stach aus der Dunkelheit besonders dann hervor, wenn draußen einer der inzwischen auftretenden Blitze zuckte. Es beruhigte mich, ihn tief und fest schlafen zu sehen, also schloss ich die Tür wieder und ging in den Nebenraum, um meine Zahnbürste zu holen. Als ich vom Zähneputzen zurückkam, zog ich mich um, dann legte ich mich auf mein Lager, von dem Flip im Schlaf hinuntergerollt war. Er hatte sich im Schlaf immer viel bewegt. Ich legte mich auf meine Decken, wickelte mich in den Stoff und schloss die Augen. Draußen zuckte ein Blitz und wenig später grölte der Donner. Das Gewitter war fast direkt über uns. Trotzdem - oder gerade deswegen - dauerte es nicht lange, bis ich einschlief. Ich hatte Gewitter immer als beruhigend empfunden, zusammen mit den rauschenden Regen und den gelegentlichen Blitzen. Während einer Zombieapokalypse mehr denn je - das Unwetter übertönte mögliche Schüsse und andere Geräusche, die einen daran erinnerten, dass draußen Untote herumtaumelten.

Endless DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt