Kapitel 70 - Gesellschaftsspiele - Svea

2 0 0
                                    

Die Party hatte bereits angefangen, als ich dazu kam. Kaum, verlor ich mich in meinen Gedanken und hatte meinen Block und einen Stift und schon kam ich irgendwie zu spät. Aber da es ja keine offizielle Startzeit gab...
„Svea!“, Iris‘ Stimme ließ mich zusammenzucken. Sie griff nach meiner Hand und ihr Strahlen brachte mich zum Lächeln. Es mag an der insgesamt ausgelassenen Stimmung gelegen haben, ich wusste es nicht, aber es war schön.
„Komm, spiel Uno mit uns! Nath ist auch da!“
Wieso wurde ich in letzter Zeit noch mehr darauf hingewiesen als sowieso schon? Erstens hatte ich Augen und zweitens bin ich seine Mama? Sie zog mich mit sich und bemerkte meine Irritation scheinbar nicht. Sie drückte mich beim Esstisch auf einen Stuhl neben Nath und nahm dann selber wieder Platz.
„Wir spielen eine Runde ohne Alkohol um die Regeln abzustecken.“
Es standen aber schon bei fast jedem Gläser. Wie spielte sich Uno überhaupt als Trinkspiel? Ich hatte eine Idee, aber…
„Also, ich hatte es mir so überlegt: wenn die Person vor uns eine +2 Karte legt müssen wir nicht nur die Karten ziehen, sondern auch einen Schluck trinken. Bei der +4 Karte zwei Schlücke und wer bei unrechtmäßigem „Uno“-sagen erwischt wird trinkt dreimal.“ Iris beantwortete meine Frage, ohne dass ich sie stellen musste.
„Klingt einfach, aber was ist mit den anderen Regeln, die sonst die Gesellschaft spalten? Karten aufnehmen bis man legen kann oder nur eine etc.?“ Nathaniel neben mir hatte ein entspanntes Lächeln auf den Lippen. Aber noch kein Glas vor sich. Die Diskussion, die er mit dieser unschuldigen Frage anstieß, ließ, meinen Kopf auf den Tisch sinken, bevor ich wieder aufstand und mich Nath zuwandte.
„Soll ich dir was zu trinken mitbringen?“
„Wenn es irgendeine Mische ohne Cola oder so gibt, gerne.“
„Jaja, du Anti-Naschkatze“, ich schnipste ihm gegen die Schläfe und ging hinüber in Richtung Küche, vorbei an einer Runde, die auf dem Boden saß und ein Spiel spielte, das ich nicht kannte.“
„Ey, Svea! Spielste mit?“, Armin winkte mir zu.
„Sorry, bin schon eingespannt“, ich grinste, winkte und huschte dann in die Küche. Dort fand ich Laeti an der „Bar“, wo sie sich mit ihrer Mutter unterhielt.
“Wenn das nicht Svea ist, hast du Spaß?“, die Jüngere grinste mich an.
„Schon, ja“, ich lehnte mich auf die Arbeitsplatte, „Was hast du so im Angebot? Irgendwas Nicht-süßes?“
„Oh, ich hätte dich ja für eine Naschkatze gehalten“, Patricia neben mir schmunzelte mich an.
„Bin ich auch in den meisten Punkten, ich frag aber nicht für mich“, ich zuckte mit den Schultern.
„Tonic Water hab ich hier. Das mit Vodka und Zitrone – oder in unserem Low Budget Fall – einem Spritzer Zitronenei, sollte schmecken!“ Laeti hielt theatralisch die Zutaten hoch und grinste. Ich nickte.
„Einmal bitte das und für mich einmal Vodka mit irgendeiner Limo“, mein Lächeln war ehrlich, aber fühlte sich fremd an. Zu fremd.
„Verhältnis?", Laeti hob eine Augenbraue.
„Beim ersten...“, ich wusste, dass Nath sich nicht gerne abschoss und da die Nacht noch jung war… „Mach mal mehr Tonic als Vodka rein. So 30:70 für den Anfang?“
„Kay-kay, etwas harmlos, aber gut…", sie grinste.
„Gut Ding will manchmal Weile haben, Laeti“, Patricia nippte an ihrem Getränk. Ich nickte bloß.
„So, die ist nicht für dich, wie willst du deine haben?“, sie hielt eine Zitronenlimo hoch.
„Fifty fifty?“, ich überlegte eine Sekunde, „Ja, halb halb klingt gut.“
Ein Nicken kam von Laeti, die dann beinahe professionell wirkend die Getränke zusammenstellte und dann in meine Hände drückte.
„Lasst es euch schmecken!“
„Danke“, grinste ich, nippte an meinem und kniff kurz die Augen zu. Aye aye aye…
Auf dem Rückweg stolperte ich im dämmrigen Licht fast über Rosalias Bein, doch ein Arm um meine Schulterblätter hielt mich fest, ließ mich aber aber auch so schnell los, als hätte die Person sich verbrannt. Als ich aufschaute sah ich Dake.
„Entschuldige, wollte dich nicht einfach stürzen lassen, ich“, er wirkte gar nicht wie der Sunnyboy, den ich kennengelernt hatte. Ich schüttelte den Kopf.
„Alles okay...“, bevor ich meine Gedanken sortieren konnte, war er auch schon verschwunden. Das „Bitte entschuldige, dass ich dich letztens so angeschnauzt habe“, lag mir noch auf der Zunge. Dieses Mal vorsichtiger, begab ich mich auf den Weg zum Tisch. Ich stellte das eine Glas neben Nath ab und setzte mich.
„Tonic", murmelte ich ihm kurz zu „Also, habt ihr euch jetzt auf die Regeln geeinigt?“
Ja, das hatten sie. Wir spielten eine Weile und ich verstand langsam, warum es hieß, dass Uno Freundschaften zerstörte. Mein Glas war dank Naths unverschämten Kartenglück inzwischen fast leer. Mein Körper war längst warm und ich wollte Spaß haben, hatte Spaß. Nathaniel grinste, als er vor mir eine +4 Karte legte. War ja nicht so, dass ich meine Karten kaum noch halten konnte. Ich sah ihn aus wütenden Augen an, zog meine Stirn in Falten und packte seine Schultern um ihn zu schütteln.
„DU. ARSCH. LOCH!“
„Gelb, Svea.“
„Wichser.“
„Nein, gelb.“
„AARGH“, frustriert biss ich ihm in die Schulter seines Pullovers. Er lachte, patschte seine Hand auf meinen Kopf, legte seinen Arm um mich und presste mich an ihn. Ich schmollte. Was fiel ihm ein so gut zu riechen, Frechheit!
„Du bissiger Hund!“, er gluckste und ließ mich dann los.
„Noch einmal und ich werf meine Karten", ich blickte in die Runde, fest überzeugt, diese Drohung wahrzumachen und trank den Rest aus meinem Glas.
„Das will ich sehen, Kampfzwerg“, Castiels Stimme ließ mich zusammenzucken.
„Dann hol mir doch was neues zum Trinken“, ich grinste ihn an und hob meine Augenbrauen. Würde er darauf eingehen?
„Uhh, Uno, ich will mitspielen“, Kyra legte ihre Unterarme auf den Tisch, „Ich liebe Uno!“
„Ja, ja Kyra, natürlich tust du das“, John stand neben den beiden und schmunzelte schief, „Ist noch Platz?“
„Wenn ihr Stühle holt, sicher doch!“, Iris strahlte wie eine Weihnachtsbaumbeleuchtung, Carla verdrehte die Augen, lächelte aber. Kyra und John gingen tatsächlich, nachdem letzterer einmal genickt hatte.
„Ey, Kampfzwerg, willst du nun noch Alk oder nicht?“, Castiel hielt mir die Hand hin.
„Klar“, ich wollte ihm mein Glas in die Hand drücken, aber Naths Hand stoppte mich.
„Übertreib es nicht“, mein Blick wanderte zu Nath, der zu meiner Überraschung aber nicht mich ansah, sondern… Castiel.
„Der Knirps verträgt nicht viel, ist mir klar, chill. Ich füll dein Mädchen nicht ab.“
„Schaffst du auch nicht, Cassy“, ich streckte ihm die Zunge raus.
„Willst du es ausprobieren?“
„Bring mir einfach was zu trinken mit, wenn du schon so drauf herumreitest, dass ich angeblich nichts vertrage. Was du nicht wissen kannst.“ Ich achtete sehr darauf den Blickkontakt zu halten.
„Du bist klein, das reicht als Indiz.“
Ein Augen-verdrehen später nahm er mir endgültig das Glas ab und ging dann. Nath sah mich irgendwie komisch an.
„Stimmt was nicht? Mein Glas ist überwiegend wegen dir leer, weißt du, ja?“
Er begann wieder zu grinsen. „Die Runde ist noch nicht beendet.“
„Warten wir, bis Svea wieder was zu trinken hat und starten neu?“, fragte Carla in die Runde.
„Laeti mixt. Das dauert ein bisschen, bis Cas zurück ist.“ Kyra riss die Aufmerksamkeit kurz an sich, als sie und John mit insgesamt drei Stühlen aus dem Wintergarten zurückkamen. Sie wirkte etwas ungeschickter als sonst, aber sie grinste.
„Ich hol noch einen Stuhl, Moment“, John verschwand wieder.
„Wir sollten schon mal rücken", merkte Kim an, die aufgrund ihrer Krücken ein Sixpack Bier direkt bei sich stehen hatte. Wir machten ein wenig Platz für die Stühle. Kyra setzte sich neben mich, als mir eine Idee kam.
„Kyra?“, ich lehnte mich zu ihr, flüsterte, „hast ja garantiert Naths und Cassys Stänkereien schon genug gesehen. Die nebeneinander setzten?“
Sah mein Grinsen so diabolisch aus, wie es sich anfühlte? Ihr Blick traf meinen und ihre Augen wurden groß.
„Absolut!“
John kam zurück und brachte noch einen Stuhl mit. Bevor er sich neben seine Schwester setzten konnte, ließ ich mich links von ihr nieder, deutete aber auf den Stuhl links neben mir.
„Svea, was ist?“, Nath hatte die Stirn gerunzelt und ich musste mich hart zusammenreißen um nicht zu lachen, als ich nach meinem Haufen Karten fischte.
„Ich will nicht mehr neben dir sitzen, da werde ich nur zu schnell betrunken!", auch ihm streckte ich die Zunge raus. Es war noch ein zweiter Platz frei, den würde Cas nehmen, wenn er sonst neben Nath sitzen müsste…
„Habt ihr noch Platz?“, Lysanders Stimme klang in meinen Ohren wie die Antwort eines Engels auf ein Gebet.
„Ja, da!“, Kyra zeigte auf den freien Platz neben John, der Kyra und mich musterte, als hätten wir unseren Verstand verloren. Lysander hob eine Augenbraue, schmunzelte und stellte sein volles Glas auf den Tisch, bevor er sich setzte. Wir spielten die Runde nicht weiter, sondern sammelten alle Karten schon einmal ein. Nath mischte äußerst gründlich. Zum Glück, denn sonst hätte er wohl sofort protestiert, als Castiel sich ohne große Aufmerksamkeit auf den freien Stuhl sinken ließ. Erst als er die Gläser abstellte, Iris amüsiert kicherte und ich aus der neuen Richtung nach dem Glas griff und mich bedankte, sah er auf, sich um und stöhnte sofort genervt auf. Das Geräusch ließ Naths Kopf hoch schnellen und auch ihm entwich ein ähnliches Geräusch.
„Euer Ernst?“, kam es aus beiden Mündern gleichzeitig, was nicht nur mich, sondern auch andere um uns herum zum Lachen brachte. Ich lachte Tränen und Kyra neben mir japste ähnlich intensiv.
„Psst, nicht so laut“, zischte Carla und ich presste meine Hände über meinen Mund um mein Robbencover zu dämpfen. Kyra rang neben mir nach Luft. Es dauerte einen Moment, bis wir beide uns beruhigt hatten.
„Wir können anfangen“, versuchte ich möglichst ernst zu sagen, was nur bedingt klappte.
Auch die nächsten Minuten über musste ich bei dem Gedanken an die Situation kichern. Nun ja, aber erst recht, wenn mal wieder ein Kartenduell zwischen unseren Streithähnen entstand. Ob jetzt das dauerhafte Spielen von Aussetzenkarten, Richtungswechselkarten oder +2 +2 +2 +2, es war ein Fest für die Lachmuskeln. Wieso nochmal waren die beiden nicht befreundet? Dank der Rivalität der beiden – die ihnen nur Niederlagen bescherte, mussten wir anderen deutlich weniger trinken. Auch wenn ich mich vor Cassy aufgespielt hatte – es war leider wirklich so, dass ich allein wegen meiner geringeren Körpergröße weniger vertrug als zum Beispiel Kim.
Nach einigen Runden entschieden wir uns dann für ein wenig Abwechslung. Um nicht mehr mehrere getrennte Gruppen zu haben, entschieden wir uns für „Wer bin ich?“. Wir saßen auf dem Fußboden im Kreis, ein paar Post-it Blöcke wurde in die Runde geschmissen und es wurden sich Namen für jeweils so ungefähr fünf Leute ausgesucht. Runde Zwei sollte gerade losgehen, ich hatte einen Stift und Klebezettel erwischt und überlegte gerade, wem ich einen aufkleben sollte. Mein Blick wanderte durch die Runde. Armin war mit „Alexy“ schon dran gewesen, Li hatte jemand ein „Daisy Duck“-Zettelchen aufgeklebt, Kim hatte letzte Runde erst geraten… meine Augen blieben bei Castiel stehen. Mein Gehirn spuckte sofort eine Idee aus, die ich eilig aufschrieb.
„Castiel, stillhalten bitte!“, bevor er sich beschweren oder wehren konnte, schnellte ich vor, verlor fast das Gleichgewicht und patschte Cassy dann ein neongelbes Papierquadrat auf die Stirn.
„Zwerg, wage es nicht, was genommen zu haben, was hier keiner kennt.“
„Keine Sorge, Cassy, kennt man“, ich grinste und ließ mich dann wieder neben Viola sinken. Natürlich war Ed Sheeran bekannt. Sie lächelte mich an, ihre Wangen errötet von Wärme oder Alkohol oder auch beides.
„Er wird es hassen, ich liebe d-das“, flüsterte mir plötzlich eine vertraute Stimme ins Ohr. Ich holte nur nicht mit dem Ellbogen aus, weil mein Alkoholpegel schon reichte um mich etwas langsamer zu machen und vielleicht wusste mein Körper schneller als ich, dass die Person keine Gefahr darstellte.
„Das ist riskant gewesen, Nath“, ich legte meinen Kopf in den Nacken und sah zu ihm hoch. Es brachte mein Gehirn stärker durcheinander als sonst, dass merkte ich sofort. Er grinste mich an. Irgendwas an seinem Blick kribbelte angenehm meinen Körper hinab und hinauf und von links nach rechts. Seine Augen glänzten im Licht der LED-Kerzen so warm und schön und ah, warum war er so gutaussehend? Frechheit!
„Ich leb riskant, Sveezy“, er schmunzelte, bevor er sich wieder zurücklehnte um sich hinter mich zu setzten. Der Kreis war recht eng, wer keinen Zettel auf der Stirn kleben hatte, musste sich ja nicht zwingend in ihn hineinquetschen. Ich drehte mich von ihm weg und sah mich in der Runde um wer mit welchen Schildchen gesegnet wurde. Ich prustete, als ich Leigh mit einem „Tinky-Winky“-Schild entdeckte. „Heidi Klum“ auf Ambers Stirn war auch toll. Das waren bisher zwei, aber wer bekam no-. Mir klatschte eine Hand gegen die Stirn. Och nö… also irgendwie och ja, aber och nööö! Armin lachte mich offensichtlich aus, Viola kicherte ebenso. Nathaniel hinter mir prustete so heftig, dass ich es im Rücken spüren konnte.
„Viel Freude damit, Svea“, grinste Rosa und ich schloss langsam meinen noch offen stehenden Mund. Die Kante des Zettels pikste im Auge, weshalb ich meinen Pony etwas anhob, den Post-It abzog und ihn ohne drauf zu gucken weiter oben auf meine Stirn klebte.
„Wehe, du schummelst!“, Alexy zeigte energisch mit seiner Hand auf mich. Ich sah ihn mit gehobener Augenbraue an.
„Das wäre laaangweilig, Alexy.“
„Lass mich mal sehen“, Nath lehnte sich über mich um sich den Zettel anzuschauen. Seine Wangen plusterten sich auf und ich begann mich zu sorgen, ob er mich vor lauter prusten anspucken würde. Das tat er natürlich nicht, aber er lachte sehr viel. Nicht nur wegen mir, aber es war sehr schön ihn so fröhlich zu sehen. Ich nahm einen Schluck von meinem Getränk – Glas drei, die Mischung war schwächer als die beiden davor. Trotzdem reichte es, um einen kurzen Schwindel in mir auszulösen. Diesen merkwürdigen, aber nicht direkt unangenehmen, der einem zeigte, dass der Alkohol eine Wirkung hatte. Aktuell bescherte mir er mir wohlige Wärme, Sorglosigkeit und Spaß. Auch wenn ich langsam befürchtete, dass meine Zunge schwerer wurde. Die anderen hatten noch Viktor und Carla Zettel auf die Stirn geklebt.
„Na los, im Uhrzeigersinn, wie vorher schon“, merkte Rosalia an. Wie herum war Uhrzeigersinn nochmal? Äh... sonst musste ich da deutlich weniger drüber nachdenken. Nach Leighs Anfang war jetzt ich dran.
„Bin ich menschlich?“, ich bekam einvernehmliche Antworten, die mir „ja“ signalisierten, „lebe ich… ach ne“
Aus der Angewohnheit heraus wollte ich fragen, ob die Person noch lebte. Konnte aber aktuell keiner wissen… „War ich noch am Leben bevor alles kacke wurde?"
Ein paar nickten, andere sagten direkt ja. Noch eine Frage, hm... erst einmal die Standardfragen abklappern…
„Bin ich weiblich?“
„Möööp!“. trötete Alexy, „die nächste! Ambeer!“
„Alexy, psst“, sie machte eine Handbewegung, die danach aussah, als würde sie was hinunterdrücken.
„Bin ich eine echte Person?“
Zustimmung von allen Seiten. So spielten wir ein wenig hin und her, vergaßen vorherige Antworten, lachten, begannen uns ein bisschen aufzuregen. Leigh und Carla kamen noch am besten weg, hatten ihre Personen schon gefunden. Verdammt, ich hatte schon wieder völlig vergessen, was ich schon richtig hatte… Ich war ein echter, an Tag 0 noch lebender Mann, aus dem Fernsehen…
„Hab ich was mit Sport zu tun?“, Nath nickte neben mir, ein paar andere auch noch, „Karate?“ Wieder Zustimmung.
„Bruce Lee...?“, das war doch bestimmt falsch… ja, das Lachen um mich herum bestätigte das.
„Der ist übrigens schon ewig tot und machte kein Karate, Svea“, lachte Nath. Ähhh, Mist… hatte jetzt ja Zeit zum Überlegen. Ich nahm noch einen Schluck zu trinken.
„Hast du Spaß, Svea?“, flüsterte mir Viola zu. Die Alkoholwärme lief meine Speiseröhre hinunter. Ich nickte ihr zu, sah sie an. Sie selbst hatte deutlich weniger getrunken als ich und schien sich eher an der Stimmung hochzuschaukeln. Ich sollte und wollte auch nicht übertreiben. Ein paar Gläser Wasser vielleicht nach dem aktuellen…
Ja, auf jeden Fall… ich genieße ja irgendwie selten viele Menschen um mich, aber gerade ist es schön“, Viola sah mich an, ihr Kopf legte sich schief. Naths Glucksen hinter mir vibrierte angenehm im Rücken.
„Du mischt Sprachen.“
Ach scheiße, ich erinnerte mich, da war was. Wir spielten weiter und ich kam endlich darauf, wer ich war. Auf Jackie Chan hätte ich wirklich früher kommen können. Andererseits war es auch sehr lustig herum zu raten. Für die nächste Runde hatten Rosalia und Iris Melody dazu bekommen mitzumachen. Die hatte sich bisher aus allem herausgehalten und irgendwo still in einer Ecke gesessen. Sie war so wenig zu sehen in letzter Zeit, dass ich mich dabei erwischte, dass ich sie in der Menge an Leuten hier fast ausgeblendet hatte. Ihr „Ich mag Alkohol nicht“ wurde mit „Du musst nicht trinken, sondern mitspielen“ abgeschmettert und ihr wurde versichert, dass noch niemand hier sturzbetrunken war. Meiner Kenntnis nach stimmte das… noch. Ich nippte an meinem Glas, während diskutiert wurde, ob sie danach weiterspielen oder zu einem anderen Spiel wechseln wollten. Ich war gespannt wie der restliche Abend verlaufen würde, mit dem weiter fließenden Alkohol, vielen verschiedenen Leuten und dann noch alles in diesem schummrigen Licht. Ich lehnte mich zurück, spürte Naths Körper. Er bewegte sich etwas, murmelte mir ein „Warte“ zu, bevor er mir sein OK gab. Mein Rücken traf etwas, von dem ich ausging, dass es sein Brustkorb war, als ich meinen Kopf in den Nacken legte und hoch sah, bestätigte sich das.
Wenig Licht steht dir“, ich grinste ihn an und stellte fest, dass er, wenn auch zeitlich verzögert, rot anlief. Warum dauerte das so lange? Ich hatte doch englisch gesprochen. Hatte ich doch… oder?
„Kein Englisch?“
Er nickte und begann zu grinsen.
„Hast du es bequem?“, sein Blick strahlte etwas aus, das ich nicht verstand und mich verwirrte. Aber es war etwas angenehmes und wohliges. Ich nickte ihm zu und unterdrückte das Lächeln auf meinen Lippen nicht.
„Immer, bestes Kissen“, demonstrativ lehnte ich meinen Kopf bei ihm an.
„Und ihr zwei seid wirklich nicht zusammen?“, Laetis Stimme ließ mich zusammenzucken. Dann entwich mir trotz der aufkommenden Wärme ein Seufzen.
„Wenn wir jedes Mal, wenn wir das gefragt werden einen Dollar kriegen würden, wären wir beide reich.“
Nath lachte nur. Ich nickte. Unsere Aufmerksamkeit war schon längst nicht mehr bei dem Spiel.
„Das sollte euch Schnuckis zu denken geben“, Laeti lag bäuchlings auf dem Boden und pendelte mit ihren Füßen, während sie ihre Worte weiterhin flüsterte um die Spielrunde nicht zu stören. Ich verdrehte die Augen.
„Weil Männer und Frauen nicht einfach befreundet sein können in den Augen vieler?“
„Och, das geht. Ich kann es nicht, aber es ist möglich. Ihr zwei allerdings...“, sie grinste uns an und stützte ihren Kopf auf ihre Hände. Neben uns gluckste Armin, der Laetis Lächeln plötzlich kopierte.
„Ihr seid unmöglich, ey“, ich seufzte und drehte meinen Kopf wieder zu der Runde, die immer noch spielte. Das Thema war so durchgekaut. Mit einem Schluck trank ich den Rest meines Glases. Diese Wärme in meinem Bauch kam vom Alkohol. Woher denn auch sonst?

Endless DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt