Kapitel 10 - Auf in die Welt - Svea

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Meine Klassenkameraden standen auf dem Schulhof, als ich dazukam. Es fehlten Armin und Nathaniel. Pia betrachtete mich misstrauisch und flüsterte mir schließlich ein „Hast du geweint?" ins Ohr. Ich erwiderte nur mit einem leisen „Ein wenig". Als Antwort strich sie mir einmal tröstend über den Rücken.
„Wie gehen wir jetzt vor?", meine Frage erweckte Aufmerksamkeit.
„Strategisch wäre es sinnvoll, wenn wir uns aufteilen, damit wir nicht so eine große Gruppe sind. Als du weg warst, haben wir das alles besprochen", Kentin hatte mit dieser Aussage nicht Unrecht. Ich nickte zur Bestätigung.
Lysander flüsterte leise auf Castiel ein. Unser Pumuckl schien unruhig zu sein. Armin und Nath kamen in dem Moment aus dem Gebäude.
„Alles vorbereitet, jetzt muss nur noch jemand als erstes über die Mauer schauen", Armin rieb sich breit grinsend die Hände.
„Sei doch nicht so fröhlich...", Viola sprach leise und schüttelte den Kopf.
„Sorry, Vio", er lächelte und strich ihr durch das Haar. Ich schmunzelte weich, so niedlich.
„Svea, gib mir mal dein Handy", der Schwarzhaarige hielt mir die Hand hin.
„Wofür?", ich wühlte in der Seitentasche meines Rucksackes, in der sich mein Smartphone befand, während ich ihn fragend ansah.
„Wir haben vier Gruppen eingeteilt. Du wirst die Torwächterin deiner. Ich weiß, dass dein Akku lange hält", er nahm mein entsperrtes Handy und stellte damit irgendetwas an. Die anderen sammelten sich um uns und Armin reichte mir mein Handy zurück.
„Wie sind die Gruppen eingeteilt?", ich kam mir doof vor, nichts zu wissen, die anderen waren bei der Besprechung schließlich dabei. Nath begann, ihre Pläne aufzuzählen.
„Wir haben uns nach Aufgaben sortiert. Die Leute, die in der Nähe der Schule und nah beieinander wohnen gehen zu ihren Wohnungen. Die anderen, die zu weit weg wohnen, werden Läden plündern. Eine Gruppe besteht aus mindestens drei Leuten bis zu fünf. Die erste Gruppe für die Läden besteht aus Kim, Amber und Melody. Sie werden zu der Apotheke am Ende der Straße gehen. Die zweite Gruppe ist die von Rosa, Li, Peggy und Kentin. Sie werden zu dem Supermarkt einen Block weiter gehen.", er unterbrach seine Erklärungen kurz, als Rosa Armin ihr Handy reichte, damit er ihr ebenfalls den Toröffner installieren konnte.
„Die eine Wohnungsgruppe wäre die von den Zwillingen, Viola, Iris und Carla. Sie wohnen alle innerhalb von nur zwei Blocks. Die letzte Gruppe besteht dann aus Pia, Lysander, Castiel, dir und mir. Wir wohnen alle relativ auf einer Route."
Nath und Cas in einer Gruppe? Das verursachte bei mir ein flaues Gefühl im Magen. Hoffentlich würde das gut gehen. Allerdings waren die beiden ja nicht alleine unterwegs, also war ich zuversichtlich. Mein Griff um meinen Baseballschläger wurde fester. Ich war angespannt. In letzter Zeit war es still um unserer Schule herum gewesen, ich hatte nur wenige Zombies gesehen. Dennoch, wir würden jetzt unsere sichere Schule verlassen. Es war interessant wie schnell sich der Klang eines Wortes verändern konnte. ‚Schule' klang plötzlich so positiv.
„Wer klettert denn jetzt über die Mauer?", Castiel hatte die Arme verschränkt und wirkte genervt.
„Entspann dich Castiel, mach mir mal eine Räuberleiter", Kim machte eine abtuende Handbewegung. Er murrte und trat mit ihr an die Schulhofmauer.
„Sei vorsichtig, Kim!", Viola wirkte angespannt, sie spielte mit ihren Fingern herum. Armin hielt ihren Baseballschläger, reichte ihn ihr dann aber.
„Wenn du einem der Dinger begegnest, haust du einfach schreiend drauf", er zerwühlte ihr Haar und sie nickte schwach. Kim saß inzwischen auf der Mauer.
„Siehst du was, Kim?", Melody sah zu ihr hoch, Carla dicht neben ihr.
„Nein, bis zur Apotheke ist alles verlassen, auf der anderen Seite auch", die Basketballerin schüttelte den Kopf, „Ihr könnt das Tor öffnen."
Armin tat wie sie es sagte und betätigte den Knopf auf seiner App. Das elektronische Tor öffnete sich langsam. Mein gesamter Körper spannte sich an und mein Puls jagte. Ich konnte nicht sagen, ob es Aufregung oder Angst war, auf jeden Fall wurde ich mit Adrenalin vollgepumpt. Ich spürte Naths Hand beruhigend auf meinem Rücken. Als ein Spalt, groß genug zum Hindurchgehen, offen war, stoppte Armin den Vorgang und wir gingen alle nach draußen. Dann schloss er das Tor wieder und die Gruppen sammelten sich. Wir wünschten uns alle Glück und verabredeten eine Uhrzeit, dann gingen wir alle unsere getrennten Wege. Ich zitterte und klammerte mich an meinen Schläger, um das zu verbergen, doch Pia lächelte mir nur zu. Wir schlugen unseren Weg ein, Pia wohnte nur wenige Minuten von der Schule entfernt.
„Hat jemand von euch 'n Auto?", Castiel hatte seinen Baseballschläger auf den Schultern.
„Mein Vater, also dürfte es nicht vor dem Haus stehen", Pia schüttelte den Kopf. Auch Nathaniel verneinte.
„Wir haben auch nur eins, mit dem meine Eltern zur Arbeit sind", ich seufzte. Dabei wäre ein Auto so praktisch.
„Leigh hat doch seit Kurzem einen kleinen PKW, Cas", Lysander schmunzelte. Wurde jetzt Castiel vergesslich? Ich konnte sogar schmunzeln, obwohl ich unglaublich nervös war. Wir schwiegen auf dem weiteren Weg. Alle waren aufmerksam und vorsichtig, wir liefen auf der völlig verlassenen Straße. Ein paar dunkle Flecken waren auf dem Boden. Sah nach Blut aus. Genauso roch es auch in den Straßen viel schlimmer, als es von der Schule aus erschien. Aus einer Seitengasse ertönte ein Krachen. Wir schraken alle auf und hoben schon unsere Schläger, aber es war nur eine Straßenkatze, die auf eine verbeulte Motorhaube eines kaputten Autos sprang. Ein gemeinschaftliches, erleichtertes Ausatmen ertönte.
„Wir sollten lieber weiter. Wer weiß, ob Lärm die Viecher anlockt und wie geräuschempfindlich die sind?", Pia lugte um die Ecke, als wir abbiegen mussten, „Unsere Wohnung ist die über dem Friseur."
Sie deutete auf einen Friseursalon, etwa hundert Meter weiter. Wir gingen noch die restliche Strecke, als aus der offenstehenden Glastür des Salons eine Frau kam. Beziehungsweise die blutigen, torkelnden und stöhnenden Reste einer. Pia entwich ein Schrei. Ihr Gesicht war bleich und sie erstarrte. Castiel reagierte als erster. Sein Baseballschläger traf den Kopf der Frau und es knallte. Blut und Gehirnwasser spritze, noch bevor der Zombie auf den Boden klatschte. Pia weinte leise. Mein Herz raste und es rauschte in meinen Ohren, als ich mit einem Blick auf die tote Frau verstand, warum sie so aufgelöst war. Die Frau hatte gebräunte Haut, soweit man das unter dem Schmutz und Blut erkennen konnte und trug einen Sari. Das war ihre Mutter. Mein Magen zog sich zusammen. Ach. Du. Scheiße. Arme Pia. Sie hatte ihr Gesicht in ihren Handflächen verborgen und weinte. Als mir die Blicke der Jungs begegneten, erkannte ich, dass auch sie realisiert haben mussten, wer das war. Sie sahen ähnlich mitgenommen aus, wie ich mich wohl fühlte. Ich entschied mich, ihr eine Hand auf die Schulter zu legen. Vielleicht half ihr das ja. Sie beruhigte sich überraschend schnell, kaum, dass meine Hand auf ihrem Rücken lag. Sie wühlte in ihrer Hosentasche, holte einen Schlüssel hervor und schloss die Tür zum Hausflur auf, um dann die Treppen des Flures hochzulaufen. Die Jungs folgten ihr und ich erhaschte einen Blick in den Salon. Da lag eine Frau - oder ihre Reste. Ihre Gedärme lagen über dem Boden verteilt und das Blut war bis an die Spiegel gespritzt.
„Svea!", Nath sprach ermahnend von der Mittelebene der Treppen aus zu mir. Ich wand meinen Blick ab und rannte zu den anderen.

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Credits to @Nastalia (on FF.de) :'D

Endless DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt