Capitolo quattro

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Felicia Ricci

Es verging eine Ewigkeit der Stille. Keiner von uns hat ein Wort gesprochen. Ich zweifelte sogar daran, ob der Typ neben mir überhaupt atmete.
Ich sitze also seit gefühlt 3 Stunden auf ein und der selben Stelle, sodass mir schon die Arschbacken abfallen könnten, wenn ich jetzt aufstehen würde. Ich hasse lange Fahrten. Vor allem, wenn ich nicht wusste, wohin die Reise geht.
Und es nervt mich tierisch, dass dieser Esel da nach der ganzen Aktion und Unruhe, die er gestiftet hat, nichtmal redet.
Ein einfaches es tut mir leid hätte vollkommen gereicht, um mich etwas netter zu stimmen. Aber dass er da jetzt so ignorant sitzt und einfach fährt, macht mich total wütend. Und dass er so gut aussieht, macht die ganze Sache nicht besser.
Also nutze ich jetzt einfach diese Stille und gewonnene, oder eher geraubte, Zeit und beobachte ihn ein bisschen. Vielleicht nervt es ihn ja und er bringt mich zurück.
Obwohl, möchte ich denn zurück? Zurück zu denen, die mich wegen lapidaren Drohungen haben abgegeben?
Nein, beim besten Willen nicht. Egal, ob Familie oder nicht! Ich finde, da gibt es Grenzen.
Und genau jetzt kommt mir die Frage auf, die die ganze Zeit schon in mir brodelte!
Ohne nachzudenken richte ich mich auf und drehe mich zu dem Typen.
„Wer war das Mädchen im Kofferraum und warum hat mein Bruder geweint, als er sie gesehen hat??".
Statt mir zu antworten seufzt er und verdreht die Augen. Er tippt mehrmals schnell mit seinem Zeigefinger auf das Lenkrad und gibt endlich nach.
„Sie ist seine Verlobte", rückte er nun mit der Sprache raus und das gefiel mir ganz und gar nicht!
„Er hat nichtmal eine Freundin gehabt! Denk dir gefälligst was besseres aus, bevor du eine Ricci belügst!".
Abrupt bremst er, sodass ich total nach vorne gedrückt wurde und Angst um meinen armen Schädel hatte.
„Hör gut zu. Du wirst dich benehmen! Hast du das verstanden? Rede nie wieder so respektlos mit mir!", knurrt er mich unheimlich an und starrt mir in meine Augen.
Seine vorhin grau scheinenden Augen sind jetzt tief schwarz und funkeln mich aggressiv an. Das ist mein Stichwort, um sofort nachzugeben und leise zu sein.
Ich lasse mir eigentlich nie etwas untersagen oder mich bevormunden, aber verdammt. Dieser Mann hat was gefährliches an sich und ich will mit Sicherheit nicht seine unheimliche Seite provozieren oder raus locken.
Leben will ich noch, danke.
Still atme ich flach ein und aus und hoffe einfach, dass die Fahrt schnell vorbei gehen würde.
Auf einmal höre ich ihn laut ausatmen und seine Schultern lockern sich etwas.
„Er hat sie vor 9 Monaten kennen gelernt. Sie haben sich verliebt, oder was auch immer. Sind vor 7 Monaten zusammen gekommen und seit 2 Monaten sind sie verlobt", zählt er mir auf und benutzt dabei demonstrativ seine Finger, zum Mitzählen. Ich könnte ihm am liebsten die Fresse polieren....
„Achja, schwanger ist sie. Deswegen wusste ich, dass dein Bruder dich hergeben würde", fügt er hinzu und grinst dabei siegessicher.
Schwanger? Mein Bruder soll Vater werden? Völlig perplex schaue ich auf die vor mir liegende Autobahn und bin sprachlos.
„Im welchen Monat?", frage ich auch noch.
„Keine Ahnung, hat mich nicht interessiert. Wichtig war zu wissen, wer sie ist, welche Rolle sie für ihn spielt und ob er auf den Deal eingehen würde", erklärt er mir stolz und tippt sich dabei auf seine eigene Schulter.
Wie arrogant!
Angewidert verdrehe ich die Augen und stöhne genervt.
„Hör auf damit!", befiehlt er mir plötzlich aus dem Nichts.
Darf ich jetzt nichtmal mehr laut ausatmen? Ob ihn das anturnt?
„Dieses Augenverdrehen ist respektlos und unglaublich verzogen. Lass das", sagt er und schlägt mit somit metaphorisch mit einem kalten Waschlappen ins Gesicht.
Wie kann ich denn bitte auch daran denken, oder mich fragen, ob es ihm anturnt. Oh Gott, ich schäme mich für diese Gedanken.
Peinlich berührt fasse ich mir an die Schläfen und massiere sie leicht.
Bitte, lieber Tag, geh schnell vorbei.
Die liebe Feli braucht eine Auszeit.
„Warum bist du rot im Gesicht?", fragt er mich plötzlich und mustert mich von der Seite.
Super, kann es noch peinlicher werden?
„Bin ich gar nicht!"
„Doch, Ricci, bist du. Habe ich etwa etwas falsches gesagt?", flüstert er und grinst mich dabei an.
Was meint er?
„Wie?", frage ich ihn sichtlich irritiert.
„Du unschuldiges Kind", flüstert er und fährt sich nachdenklich mit seiner Hand über sein Gesicht.
„Kind? Was soll das denn heißen?! Ich bin 20!", streite ich wütend ab und plustere mich auf. Ich konnte es noch nie leiden, wenn man mich als kleines Kind darstellt. Das provoziert mich ungemein, denn ich habe verdammt viel Wissen und Reife, für mein Alter.
„Ach ja, kleine, Happy Birthday", witzelt er und grinst mich an.
Plötzlich ergreift mich die Neugierde und ich kann sie nicht mehr aufhalten.
„Wie ist dein Name, Monti? Denn dieser „mit Nachname ansprechen" Scheiß geht mir auf die Nerven".
Er lacht und umfasst das Lenkrad fester, sodass sich deutlich seine Adern auf seinem Handrücken abbilden.
„Ich heiße Aurelio. Aber für dich Monti", spricht er kühl und distanziert.
Was ist denn sein Problem?
Egal, ich lasse mich davon nicht abhalten, ihn weiter auszuquetschen.
„Und wie alt?"
„29", murmelt er.
„Familie?"
„Geh nicht zu weit, Ricci!"
Ich verdrehe genervt die Augen und drehe mich beleidigt weg.
„Ich sagte. Hör. Auf. Damit. Lass es doch, oder wurde dir kein Anstand beigebracht?", beschwert er sich und haut leicht auf das Lenkrad drauf, doch selbst dieses leichte Klatschen, hat mich zum zusammenzucken gebracht. Arschloch.
„Aber naja, wenn ich mir das Benehmen von deiner Familie vorhin angucke, kann man es dir nicht übel nehmen, dass du keinen Anstand hast. Der Apfel fällt nicht weit, kennste ja bestimmt".
Wow. Das saß.
Ein leichter Schmerz zieht sich durch meine Brust, denn diese Worte haben mich echt berührt. Wieso ist man immer auf Angriff aus? Kann man nicht lieb und aufrichtig zu seinen Mitmenschen gegenüber sein?
Ich verstehe es nicht. Schon in der Schule gab es damals diese Menschen, die immer nur lästerten und Lügen verbreitet haben.
Sogar über mich! Obwohl ich nun echt nicht auffallend war. Oder mich irgendwo eingemischt habe. Nein, ich war immer die stille Felicia, welche pünktlich Nachhause muss, bevor sie Ärger bekommt. Natürlich, vögelt sich so eine dann quer durch Italien. Jaja. Ist klar.
Ohne Gino oder Ariella durfte ich nirgendwohin.
Also erklärt mir mal bitte, wie man darauf kam, dass ich eine Hoe war?
Diese bösen Sachen kamen natürlich immer nur von denen, die Minderwertigkeitskomplexe hatten. Und ich bezweifle, dass sie heute weg sind. Mit Sicherheit haben sie die immernoch, weil sie die Fehler nicht an sich suchen, sondern an anderen. Und das wird auf ewig deren Fehler sein.
Und um ehrlich zu sein, erkenne ich gerade keinen Unterschied zwischen Aurelio und den ganzen Mobbern.
Sie waren auch so rücksichtslos und verletzend. Wie Aurelio. Ach ne, sorry. Wie Mister Monti.
So ein Penner.
„Lass mich gehen. Wir verstehen uns ja jetzt schon nicht gut!", jammer ich und hoffe einfach, dass er nachgibt.
Laut lacht er und kann sich kaum noch fangen. Fragend und zugleich wütend schaue ich ihn an und frage mich, ob er noch alle Tassen im Schrank hat.
„Du gehst nirgendwohin. Wir fahren zu meiner Mama Nachhause. Sie erwartet mich. Also benimm dich lieber, oder ich bringe dir paar Sachen bei, Süße", zwinkert er mir zweideutig zu und spannt sich am ganzen Körper an.
Er beleckt seine Lippen und grinst mich breit an.
„Du bist ekelerregend!", fauche ich ihn aufgebracht an. Das gibts doch nicht!
„Ich bin mir sicher, dass du feucht und schwach bei meinem Anblick wirst. Ich hab's auf der Treppe gesehen", flüstert er heiser in meine Richtung und will seine Hand auf mein Bein ablegen.
Oh nein, Freundchen.
„Nimm deine Pfoten weg, Kumpel!".
Schockiert hält er inne und blickt von der Straße zu mir.
„wie war das?", fragt er mich entgeistert.
„Pfoten. Weg.", wiederhole ich hochnäsig und schaue stolz aus dem Fenster raus.
Wäre da nicht die Sache, dass er anscheinend schnell aggressiv wird, wäre doch bestimmt alles gut ausgegangen.
Doch anscheinend habe ich mächtig scheiße gebaut.

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