Capitolo ottantaquattro

2K 60 5
                                    

Aurelio Monti

Ich verstehe es wirklich nicht. Wieso habe ich mich auf ihn eingelassen?
México? Ich glaube nicht, dass Felicia sich in México niederlassen würde? Ich meine, so doof wäre sie doch nicht? México ist voll, brechend voll, von trügerischen Banden, Mafia Clans und Kartells und die sind mit Sicherheit nicht von der guten Sorte.

Genervt kullern meine Augen durch den Flughafen und fixieren einen Mann, der uns schon verdächtig anglotzt.
Mit meinem Ellenbogen stoße ich Ian feste in seine Hüfte.

„Was?!", zischt er schmerzvoll und folgt meinem Blick

Sofort verstummt er und entfernt sich von mir. Sein verfickter Ernst??
Das ist doch wohl mehr als auffällig.
Als ich jedoch zurück zu unserem Stalker schaue, ist er weg. Nur noch viele Touristen, die sich auf ihren Urlaub freuen und mit ihren Koffern von a nach b rennen.
Ob ich jemals so ein Leben führen werde?

„Hallo, süßer", schmachtet mich eine Frau an.

Eine Frau, die verdammt jung aussieht. Ist das überhaupt legal sie anzugucken? Da wird einem ja schlecht.

„Das ist Melvana. Deine Begleitung für unsere Fahrt", meint Ian mit Nachdruck und starrt mich eindringlich an.

Ich verstehe.

„Aurelio", murmel ich und reiche ihr meine Hand.

Sie hat allerdings andere Absichten, da ihre kleine Hand sich um meinen Hintern schmiegt und sanft zudrückt. Von der Seite bemerke ich, wie Ian sich ein Lachen verkneift, ehe er auch sich mit einer jungen Frau einhackt.

Ich bin echt verdammt.

„Signor Monti", brummt jemand draußen auf dem Flugplatz und sofort drehe ich mich herum.

Angewidert stupse ich die Kleine von mir und nähere mich ihm.

„Hast du was?"

Er nickt und hält ein Handy hoch.

„Ich habe einiges erfahren... es wird ihnen jedoch nicht gefallen, Patron", flüstert Ben und kommt mir noch näher, was ihm eigentlich untersagt ist.

„Sie ist nicht alleine."

Wut.

„Dov'è Felicia?! Con chi? (Wo ist Felicia?! Mit wem?!)"

Angespannt knackst er seinen Nacken und sieht mich wieder an.

„Wir müssen sie sofort von ihm wegbringen."

Felicia Ricci

Genervt zucke ich mit den Schultern.

„Ich frage nur noch einmal", brummt er und starrt mich wütend an.

Woher kommt diese Wut auf einmal? Vor paar Wochen war er doch ganz anders, oder nicht?

Erneut zucke ich mit den Schultern.

Keine Ahnung, was er hören möchte. Ich werde auf jeden Fall zur Party heute Abend gehen. Soll ich mich mein Leben lang verschanzen?

„Ich. Frage. Dich. Etwas!", knurrt er nun lauter und eilt um die Theke zu mir herum.

Aus Reflex trete ich einige Schritte zurück, bis mein Rücken die Wand berührt.

„Bist du dir sicher, dass du heute Abend gehen wirst?"

„Ja, bin ich. Gehst du mir bitte aus dem Weg?"

Er grinst. Langsam wandern deine Hände in die Luft.

„Denk daran, ich habe es dir gesagt", flüstert er, ehe er rückwärts meine Küche verlässt und zum zweiten Mal heute die Tür feste zuknallt.

Langsam habe ich keine Lust mehr auf etwas männliches in meinem Leben. Dank Jasper habe ich hier alles. Warum lasse ich ihn überhaupt jedes Mal in mein Haus? Er sollte lediglich mein Taxi spielen am Anfang und dann gehen.
Es wird Zeit für meine Sitzung.

-

Unsicher falte ich meine Hände zusammen und rutsche unwohl hin und her. Der Ledersessel knarrt und quiekt.
Das macht diese Situation nicht unbedingt leichter oder angenehmer.

„Wie geht es Ihnen heute, Signorina", spricht er mit einem mexikanischen Akzent.

Ich nicke und gucke überall hin, außer zu seinem Gesicht.

„Schauen Sie mich an", bittet er höflich und beugt sich leicht nach vorne.

„Warum sind Sie gekommen? Unser Termin wäre erst in 2 Wochen."

„Nun, ich schätze mir liegt etwas auf dem Herzen und um mein Herz leichter zu machen, brauche ich ihre Hilfe", gestehe ich schüchtern und verknote meine Finger miteinander.

Nickend mustert er mich und schlürft aus seinem schwarzen Café- Becher.

„Was belastet Sie?"

„Meine Sehnsucht nach Aufmerksamkeit", hauche ich und muss schlucken bei der Erkenntnis.

Es ist wahr. Ich konnte seit Aurelio nicht mehr alleine sein.

„Was glauben Sie, woher das kommt?"

„Es ist wegen meiner letzten Beziehung."

„Wie lange ist sie her?", möchte er wissen.

„8 9 Jahre?"

Erstaunt zieht er seine Augenbrauen hoch und räuspert sich.

„War er gewalttätig?"

Ich nicke. Nicht nur unbedingt er, aber wegen ihm erlitt ich einiges und es will nicht aufhören.

„Ich habe das Gefühl, ich verliere mich. Selbst nach all der Zeit schreit mein Herz nach ihm. Mein Kopf hingegen redet sich ein, es ist besser so wie es ist. Das führt dann dazu..."

„- dass Sie unüberlegtes tun, was Sie im Nachhinein bereuen und rückgängig machen wollen?", ergänzt er meinen Satz und nickt wissend.

Sofort denke ich an Marcel. Ich hätte ihm niemals Eintritt gewähren dürfen. Das war mein Fehler. Mein Herz und meine Seele hatten Bedarf nach Heilung. Dennoch stürzte ich mich sofort in die nächste Scheiße hinein. Ich weiß langsam nicht mehr, wie ich das alles bewältigen soll.

„Ich tippe mal darauf, dass ihr Fehler ein neuer Mann ist? Ist dem so, würde ich Ihnen raten, ihn rauszuwerfen aus Ihrem Leben. Wohnt er bei Ihnen, schmeißen Sie ihn auch dort raus. Geben Sie sich selber Zeit. Sie werden sie brauchen."

Ich werde sie brauchen.

ObsessionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt