Capitolo cinquantaqinque

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Felicia Ricci

Ich starre ins Leere.
Besser gesagt- ins Nichts.
Alles ist in Dunkelheit gelegt. Weder Umrisse kann ich sehen, noch ein Funken Licht. Es ist, als hätte man mir mein Augenlicht geraubt. Und wenn wir schon dabei sind, über gestohlenes zu sprechen, warum fangen wir dann nicht bei meinem Stolz an?
Es ist das zweite mal... es ist das zweite mal, dass ich gegen meinen Willen angefasst wurde.
Von Psychopathen.
Ich habe das Gefühl, diese brennende Gänsehaut verlässt meine Haut nie wieder. Jede Berührung mit meiner Haut, löst ein stechenden Schmerz aus. Der Gedanke löst stechenden Schmerz aus.
Wie konnte mir das nur passieren? Was bin ich nur für ein schwacher Mensch? Ich hätte mich stärker wehren müssen! Ich hätte ihn kratzen oder beißen können... wieso habe ich das nicht getan? Ich habe wieder auf Hilfe vertraut. Mein armes Gehirn und Herz denken doch tatsächlich, dass es noch da draußen reine und hilfsbereite Seelen gibt.
Vermutlich- aber nicht in meinem Umfeld. Dafür habe ich viel zu viel Scheiße gesehen und erlebt.
Einer nach dem anderen enttäuscht mich.
Hätte ich noch meine Familie... Amar... wäre das dann alles passiert?
Was wäre damals gewesen, wenn mein Vater mich nicht verkauft hätte? Wieso hat er sich nicht an mich gewandt?! Wieso hat er sich alleine mit den Problemen rumgeschlagen?! Ich wäre niemals in so eine schlimme Welt gelangt! Ich hätte einen vernünftigen Mann kennenlernen können! Kinder, Familie?!
Doch, jetzt sitze ich erneut in Gefangenschaft, Gott weiß von wem, und lasse so eine Schande über mich ergehen.

Wieso kann ich nicht einfach sterben? Ich will dieses Leben nicht mehr! Nichts lohnt sich! Mein Medizinstudium- Futsch.
Alles- Futsch.
Alles eine Lüge.
Wer kann solch ein Leben denn bitte führen?
Niemand.

Mittlerweile ist es mir auch egal, dass ich auf einem Leichenhaufen sitze. An den Geruch habe ich mich gewöhnt. An die kalte und raue Haut ebenfalls.
Ich warte nur noch, bis man mir den Gnadenstoß gibt.
Ich bin einfach so sehr von Hass und Frustration erfüllt!
Laut schreie ich mir die Seele raus. Haue gegen den harten Kellerboden. Rüttele an der Eisenkette, die um mein Fußgelenk gewickelt ist.
„ERLÖSE MICH, BITTE!", brülle ich kreischend zu Gott.
Was erwarte ich eigentlich? Dass er mir jetzt auf einmal antwortet? Wo war er all die Jahre, in denen ich nachts weinend zu ihm gesprochen habe. Nichtmal etwas gefordert habe ich.
Ich habe einfach gebetet.
Nicht einmal sowas wurde erhört. Gibt es ihn überhaupt? Wie kamen Menschen auf die Idee, es würde einen Allmächtigen geben?
Welcher Bastard hat sich das ausgedacht? Den würde ich zu gerne kennenlernen...
Menschen geben alles in ihren Glauben. Ob es der Judentum ist, Christentum oder der Islam. Korans, Bibel und noch weitere Bücher, in denen nur unsinniges geschrieben ist, hält die Menschen davon ab, ihr wahres Leben zu führen.
Jeder soll glauben, an was er möchte! Aber ich darf behaupten können, dass es Quatsch ist.
Ich glaube nicht mehr an Gott.
Aber in einer Sache bin ich mir sicher.
Es gibt den Teufel.
Es gibt den Teufel und seine Anbeter, Diener und Sklaven.
Ich blickte ihnen jeden Tag ins Gesicht. Monti war der Teufel in Person. Jasper sein Sklave. Und Ian... ich wünschte mir es wäre anders. Ich wünschte, er wäre anders.
Aber ich kann nichts an dem Fakt ändern, dass er ein Teil der skrupellosen Mafia ist und Blut an den Händen kleben hat.
Und das auch in Zukunft. Solche Menschen kann man nicht ändern. Man kann nur flüchten vor ihnen. Und das besser früh, ehe es zu spät ist und du in den Klauen des Monsters gefangen bist.

Plötzlich nehme ich laute Schritte war. Stiefel, die über den Boden stampfen und vor meiner Gefängnistür stehen bleiben. 
Schlüssel werden ins Schloss gesteckt und die Tür öffnet sich laut quietschend.
Der Mann von vorhin- gestern? Ich weiß es nicht. Er steht auf jeden Fall wieder im Türrahmen ohne Maske.
Moment...
Mein Gehirn braucht einige Sekunden, um das Gesicht vor mir in der Dunkelheit identifizieren zu können. Und als es ihm gelingt, dieses abartige Gesicht einzuordnen, bleiben mir die Worte im Hals stecken.
Jegliche Farbe weicht aus meinem Gesicht und mich überkommt ein Schwächegefühl.
„D-du?", hauche ich und zittere wie Espenlaub.
Er schaltet das Licht ein und ein schwaches gelbes Licht erscheint, jedoch stark genug, um meine Augen zu blenden. Immerhin habe ich seit geraumer Zeit kein Licht mehr gesehen. Meine Augen müssen sich an die Lichtverhältnisse erst gewöhnen.
Langsam kehrt meine Sehstärke zurück und tatsächlich-
Du bist es.
Ich versuche mich aufzurappeln und halte mich stützend an der Wand fest. Meine Knie sind weich, wie Wackelpudding.

Ich dachte, er wäre weg...

„Cali", spreche ich langsam aus und versuche meine zitternde Stimme unter Kontrolle zu kriegen.

„Hermosa... freust du dich, mich wieder zu sehen?"

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