Capitolo cinquanta

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Felicia Ricci

Der Taxifahrer drückt mir noch unfreundlich mein Restgeld in die Hand und rast auch schon sofort davon.
Na super freundlich sind die Leute heutzutage. Kaum haben sie, was sie wollen, verpissen sie sich.
Genervt trete ich durch die Lobby. Wo ich bin? Im Hotel. Ja. Im Hotel. Ich möchte keine weitere Nacht bei Gino verbringen. Zumindest fürs erste. Bis er mir halt erzählt, wer er wirklich ist! Ich kann gar nicht sagen, wie enttäuscht ich bin. Ich mein, wir wohnen sogar zusammen! Wieso hat er mir das nicht erzählt? Er hätte es mir doch in dem Moment sagen können, als ich ihn gefragt habe, ob er bei der Polizei aussagen kann. Ich erinner mich noch, als wäre es gerade eben passiert.
„Nein! Ich möchte nicht reingezogen werden. Sorry, aber ich will nicht ins Visier geraten". Das hat er mir total frech erklärt, statt mir zu sagen, dass er ein riesiges Bordelle besitzt und aus diesem Grunde nicht mit der Polizei sprechen kann und vielleicht sogar darf. Ich wäre doch, vor allem ihm gegenüber, verständnisvoll!
Wütend stapfe ich zur Anmeldung und lege ihnen auch schon meinen Personal Ausweis vor.
Prüfend schauen sie ihn an und dann wieder mich.
„Für wie viele Nächte?", fragt sie mich überfreundlich und lächelt mich breit an.
„Wahrscheinlich für ungefähr 3 4 Nächte", sage ich monoton und zwinge mich zu einem Lächeln. So unhöflich möchte ich dann auch wieder nicht sein.
Sie schielt an mir vorbei und schaut bedrückt, was sofort alle Alarmglocken in mir aktiviert, weshalb ich mich umdrehe und in eine leere Empfangshalle blicke. Stirnrunzelnd drehe ich mich langsam wieder zu ihr um. Warum hat die denn jetzt so geguckt?
Komische Welt.
Sie reicht mir freundlich Formulare und eine Zimmerkarte über die Theke rüber, welche ich dankend annehme und mich auf dem Weg zum Aufzug mache.
Aber dieses Gefühl lässt nicht locker. Wen hat sie da so bedrückt angestarrt? Vielleicht hat sie selber nur gedacht, dass da jemand steht...
Vielleicht.
Ich fahre in den dritten Stock hoch und suche Zimmer 308.
Gesucht- gefunden.
Endlich trete ich in das sterile Zimmer ein Kein Gino. Keine Polizisten. Keine fremde Leute. Nur ich und andere Menschen, welche vor der Realität fliehen und sich hier zurück ziehen. Oder die einfach eine Affäre mit ihrem Arbeitskollegen haben. Gibt vieles.

Erleichtert lasse ich mich auf das kleine weiche Bett plumpsen. Erst jetzt merke ich, wie erschöpft ich eigentlich bin. Es ist alles so eine schwere Last. Immer das richtige zu tun. Immer es jedem recht machen zu wollen. Wie kann auf Dauer so etwas gut gehen?

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