Capitolo sessantasette

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Aurelio Monti

„Das wirst du bereuen!", würge ich aggressiv hervor und versuche die Seile um meiner Hand zu lösen. Es gelingt mir nicht. Was sind das für Typen?! Fischmänner? Angler?! Das sind ja Anglerknoten.
Wie soll man die bitte aufbekommen?
Silo wirft irgendwelche Beleidigungen durch das Wohnzimmer und versucht nach den Männern von ihnen zu treten.
„Wir waren Partner", versuche ich es auf die nette Schiene.
„Wie kannst du es wagen, mich zu hintergehen?", knurre ich.
Vergessen wir die nette Schiene. Er verdient den qualvollsten Tod.
„Ach, Lio, wir waren weder Freunde, noch Partner. Tu nicht so. Du hast etwas, das mir gehört", haucht er und grinst mich schief an.
Als er auf sie anspielt, spannen sich meine gesamten Muskeln an.
Er soll nicht an sie denken!
Wut flackert in meinen Augen und spucken Feuer.
Mein Inneres brennt.
Er muss sterben.
Aber am wichtigsten ist Felicias Sicherheit.
„Ist sie oben?", fragt er mich.
„Ich schwöre dir, wenn du einen Schritt nach oben gehst, töte ich dich", schreie ich aus vollem Halse.
Hoffentlich hört Felicia mich und flieht! Sie ist doch mein schlaues Mädchen. Sie muss doch irgendeinen cleveren Weg finden!
Sie muss es.
Wenn sie sie vor meinen Augen anfassen... ich würde sterben.
Trotz meiner Warnung setzt er grinsend den Weg zu den Treppen an.
„IAN!", brülle ich und abrupt bleibt er stehen.
„Ich warne dich! Ich schwöre bei Gott!"
„Sie gehört mir. Das wissen wir beide. Du hast sie gebrochen! Ich war da, um ihr zu helfen!", keift er mich an und zeigt wütend mit seinem Finger auf sich selbst.
Narzisstischer Bastard.
„Soll sie dir jetzt dankbar sein?", stoße ich lachend hervor.
Wie vorhersehbar.
Er zieht seine Waffe aus seinem Gürtel, entsichert sie und zielt auf mich.
Silo brüllt und versucht sich vor mich zu schieben, aber die Seile lassen keine Bewegung zu.
„Willst du noch was sagen, bevor du die Hölle betretest? Und glaub mir, in die wirst du zu 100% gehen. Du bist ein Monster!", meint er bissig und zielt auf meinen Kopf.
Bastard.
Kampflos werde ich Felicia nicht hergeben. Nur über meine Leiche. Aber so wie es aussieht, wird dies gleich der Fall sein. Ich muss überlegen!
„Aurelio!", ertönt eine weiche und piepsige Stimme.
Sofort erregt sie jegliche Aufmerksamkeit.
Ian lässt die Waffe sofort sinken und dreht sich schwankend zu ihr um.
Und der verfluchte Bastard, Lorenzo, behält weiterhin Silo und mich im Auge.
So ein Verräter.
Ich hätte es wissen müssen! Wer seinen eigenen Bruder erschießt, kann nur der Teufel sein.
„Felicia! Geh!", schreie ich panisch.
Es ist mir beinahe peinlich, so viele Emotionen zu zeigen.
Aber es ist mir egal.
Sie muss den Ernst der Lage erkennen.
„Felicia... wo warst du nur? Wieso bist du bei ihm?", flüstert der Hurensohn vor mir, wie ein verliebter Trottel.
Sie beachtet ihn nicht.
Meine Augen weiten sich, als sie nur mich panisch ansieht.
In ihren Augen spiegelt sich Furcht und Sorge wieder.
Um mich?
Ich versuche ihr mit meinen Augen zu sagen, dass sie unbedingt verschwinden soll, solange sie noch kann. Ich traue weder Ian ihr Leben an, noch diesem Bastard, namens Lorenzo Botega.
Der Bastard, der mich einfach um ein Haufen von Geld beschissen hat!

Felicia bleibt an Ort und Stelle.
Sie schaut mich weiter an und spannt sich mehr an.
Was hat sie vor?
„Hast du mich vermisst?", fragt Ian sie traurig und will sich ihr nähern.
„Bleib weg!", schreit sie hysterisch und hält ihre Hand ausgestreckt zu ihm.
Wütend geht er einen Schritt zurück und dreht sich zu mir um.
„Hast du sie gegen mich aufgehetzt?! Du ekelhafter Hurensohn!", schreit er wahnsinnig und fasst sich durch seine Haare.
Was ist mit ihm los? Er ist ja wahnsinnig geworden.
Von dem gefassten Mafioso ist keine Spur mehr.

Plötzlich vernehme ich einen Schatten aus dem Augenwinkel, der sich dem Geschehen langsam nähert.
Ich traue meine Augen kaum.
Jasper!
Gott sei Dank!
Er schleicht sich von hinten an und hält eine Glock in der Hand.
Ich bete still zum lieben Gott, dass er nur Lorenzo erschießt. Ian will ich für mich behalten. Ich möchte mir Zeit für ihn nehmen. Wie es ein echter Freund machen würde.
Ihm langsam die Haut abziehen.
Nase, Ohren und Finger entfernen.
Sie ihn essen lassen.
Und dann arbeite ich mich weiter nach innen. Er wird um seinen Tod betteln.
Das wird er.
Und ich werde es ihm verweigern.
So, wie er es verdient.

Es ertönt plötzlich ein Schuss und Lorenzo fällt zu Boden.
Das ist mein Junge!
Jasper stürzt sich auf Lorenzo und nimmt ihn in den Schwitzkasten, da er ihn nur an der Schulter getroffen hat.
Aus meinem Augenwinkel sehe ich, wie Felicia los rennt.
Sie- sie kommt auf mich zu gerannt und will sich auf mich schmeißen, doch Ian zerrt sie an ihrem Arm zurück.
„LASS SIE SOFORT LOS!", brüllen Silo und ich gleichzeitig.
Die Männer von ihm sind alle, nachdem Jasper geschossen hatte, wie erschrockene Pudel abgehauen.
Ich kann es mit ihm aufnehmen. Die Seile müssen aber ab! Fuck!
„Wohin wolltest du, meine Teure?", flüstert er in ihr Ohr hinein und streicht ihre weichen langen Haare hinters Ohr.
Es macht mich krank ihm dabei zu zusehen, wie er mein Eigentum anfasst.
Ich zerfalle von innen.
Ich muss sie schützen!
„Zu meinem Mann", knurrt sie und schaut ihm stur in seine weit geöffneten Augen. Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht.
Ihm ist der Schock ins Gesicht geschrieben.
„N-nein! Du musst ihn nicht zum Mann nehmen! Ich bin doch da. Ich kann dir ein friedliches Leben bieten! Ich liebe dich!", schreit er und lässt ihren Arm angewidert los. Sie tapst einige Schritte zurück.
„Ich will dich nicht", flüstert sie und führt ein Blickduell mit ihm.
wenn ich dich nicht haben kann, dann wird dich niemand haben", flüstert er kaum hörbar.
Meine Alarmglocken gehen an.
Ich springe auf und zerreiße, wie ein Berserker, dieses verfluchte Seil, sodass es mir tief, ehe es abfällt, in die Haut schneidet und mit Sicherheit Narben hinterlassen wird.
Aber diese Narben werden mich bis zu meinem Lebensende daran erinnern, dass ich für sie immer kämpfen werde.
Für meine Frau.

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