Capitolo quarantasette

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Felicia Ricci

„Wiederholen Sie das, Bitte", fordert er mich wieder dazu auf. Langsam platzt mir die Hutschnur.
Laut haue ich auf den Tisch und richte mich auf, um ihm in seine schwarzen Augen zu starren.
„Aurelio Monti und Ian Cabello. Haben. Mich. Entführt. Vor Ihnen liegt der scheiß Krankenhausbericht von Mexico! Wie ich zugerichtet war! Was brauchen sie denn noch?!", schreie ich aufgebracht und lasse mich kraftlos auf den harten Stuhl wieder fallen.
„Signorina... bevor wir überhaupt eine Anzeige erstellen können, müssen alle Lücken gestopft werden. Ist etwas unklar oder offen, kann diese Lücke sofort aufgerissen werden, und wir stehen mit Nichts da!"
Er hat Recht.
Verstehend nicke ich zu und er lockert sich etwas.
„Ich frage mich nur eins, Signorina...", murmelt er nachdenklich und fixiert mich dann mit diesem unheimlichen Blick.
„Wie kann es Ihnen gelungen sein, zu fliehen, wenn die Beiden sie doch unbedingt behalten wollten. Würde man da nicht Wachposten aufstellen?"
Und verdammt, diese Frage verfolgt mich.

Nachdenklich spaziere ich aus dem Polizeirevier, und bin immernoch am selben Punkt, wie vor einer Woche, als ich hier aufgetaucht bin.
-
„Und, wie lief es?", fragt Gino aufmunternd und legt mir seinen Arm um meine Schulter.
„Ätzend", murmel ich.
Nervös lasse ich meinen Blick über die Straßen schleifen. Seit Tagen fühlt es sich komisch an, frei herum zu laufen. Und außerdem habe ich das Gefühl, dass ich beobachtet werde.
Angespannt stehe ich neben Gino und werde von meinem nächsten Gedanken aufgemuntert.
„Gino! Ich habe Miguel gestern 10.000 Pesos überwiesen", erzähle ich glücklich und hoffe, dass ich mich revanchieren konnte, als er mir in meiner schlimmen Situation half.
„Das ist toll. Er wird sich freuen. Aber niemand freut sich mehr, als ich, weil ich dich wiederhabe. Zumal ich echt Angst hatte, als diese Schränke mich holen kommen wollten. Glaub mir, ich bin gerannt, wie der Teufel. Hätte ich gewusst, dass sie mich zu dir bringen... glaub mir, ich wäre gekommen. Mi dispiace", entschuldigt er sich demütig, doch er versteht es doch gar nicht!
„Sag sowas nicht! Du wärst dann alleine da! Stell dir vor, ich wäre gestorben!", zische ich und strecke ihm meine fast verheilten Handgelenke entgegen.
„Dann hättest du den Salat", ergänze ich knurrig und er stimmt leise mit ein.
Über sowas möchte ich gar nicht diskutieren. Zwar ist alles wieder in Ordnung... wir haben Polizeischutz und alles an Ausrüstung, falls doch jemand Falsches in unsere Nähe gelangt, aber dennoch fühle ich mich... ich fühle mich, als wenn alles ein Schein wäre.
Ich habe Angst vor der Offenbarung.
Was wenn die nächsten Tage irgendwas schlimmes passiert?
Ich schlucke das mulmige Gefühl herunter und spaziere mit Gino den Sonnenuntergang entgegen.

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