Capitolo centuno

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Fila Monti

Ian!

Meine Sicht beginnt sich zu erhellen, doch Vaters scheint sich zu verdunkeln.

„Ian", wiederholt er verloren und starrt meinen Bruder an.

„Du bist nicht Ian", haucht er angespannt und fletscht mit seinen Zähnen.

„Aurelio, merkst du denn gar nicht, dass dich deine Schuldgefühle auffressen?", fragt meine Mutter.

Mutter...
Ich kann das noch nicht einmal ansatzweise verarbeiten. Wie auch? Mein Unterleib schmerzt, meine Würde ist gekränkt und meine Hoffnung, dass Massimo noch kommt, ist wie fortgeblasen. Wahrscheinlich ist er mit seinem Spielzeug zu Gange.

„Ich habe keine!", protestiert Aurelio und spuckt dabei, wie ein Verrückter, der seinen Körper nicht mehr im Griff hat.

„Doch. Du wünschst dir, dass du Ian nie umgebracht hättest. Auch wenn du es leugnest... er war dein Freund, Aurelio."

Wer zum Teufel soll Ian sein? Mein Vater hat meinen Bruder doch nicht getötet?
Existiert ein anderer Ian? Was hat meine Erzeugerin bloß alles durchmachen müssen?
Als ich zu Ian, meinem Bruder, blicke, schaut auch er völlig irritiert drein und sieht mich hilfesuchend an.

„Nein. Er wollte dich mir wegnehmen!", schreit er aufgebracht und schon fängt er an, seine Nase zu rubbeln.

Schleim läuft aus ihr heraus und tropft auf sein, sowieso schon dreckiges, Jackett. Völlig durch den Wind fängt er an zu flüstern und wispert unverständliche Dinge, die man selbst mit Lippenlesen nicht verstehen könnte.

Ist er wahnsinnig geworden?

„Gib auf. Komm mit mir und du erfährst Erlösung."

„NIEMALS! Ich, Aurelio Monti, habe eure Schicksale in der Hand! Ich werde niemals freiwillig mein Imperium aufgeben!"

Ehe die Diskussion zwischen den beiden weitergehen konnte, öffnen sich die Türen im hinteren Bereich.
Massimo?
Meine ganze Aufmerksamkeit gilt den Türen und wer so langsam durch sie hindurch tritt.
Bitte lass es Massimo sein! Bitte. Ich glaub an dich, Massimo. Rette uns. Noch länger bei diesem Verrückten und wir sterben.

„Hallo, Signor Monti", ertönt eine dunkle und bebende Stimme.

Nicht Massimos Stimme.
Die Hoffnung verblasst allmählich und ich finde mich mit dem Gedanken ab, dass ich Massimo wohl nichts bedeute. Enttäuschung überkommt mich.

„Nein...", flüstert Aurelio.

„Verdammt was ist das hier?! Wer seid ihr alle und wieso können meine Schwester und ich nicht gehen?! Klärt das unter euch!", schreit Ian aufgebracht, der sofort von einem der neuen Männer zum Schweigen gebracht wird.

Ich verstehe gar nichts mehr! Ian, Felicia, Aurelio? Wer ist jetzt der neue Mann?!
Nicht Massimo.
Verdammt, das weiß ich auch!

„Willst du mich gar nicht begrüßen? Lang ist es her", trällert der Mann von weitem und kommt uns immer näher.

Er hat pechschwarzes Haar, ist muskulös und Narben zieren sein Gesicht. Mit einem finsteren Blick mustert er meine nackte Gestalt und wendet sich angewidert ab.
Als könnte ich was dafür, dass ich hier elendig liege! Er sollte den Schweinen, die mir das angetan haben, solche Blicke schenken! Nicht mir.

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