Capitolo cinquantadue

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Felicia Ricci

Ich muss sagen... ich bin dermaßen geschockt und einfach sprachlos. Nach der ganzen Zeit, wo ich dachte, ich sei sicher, taucht Ian auf, der Freund von meinem Vergewaltiger, und spielt mir vor,  er wäre mein Beschützer?
Er ist daran schuld, dass es soweit mit mir gekommen ist!
Sie alle!
Jasper!
A-Aurelio.
Sogar an seinen Namen zu denken, raubt mir jegliche Sinne.
Es sitzt mir schwer in den Knochen.
Übelkeit keimt sich an und verhindert, dass ich panisch aufspringe und nach Hilfe rufe.
Soll ich das denn?
Er meinte es vielleicht doch nur gut?
Am liebsten möchte ich mein Inneres würgen und verbrennen für diese absurde Idee.
Monster bleibt Monster.
Ich wünschte nur, sie könnten woanders Monster sein. Nur einmal nicht bei mir.
Aber was viel wichtiger ist: Was meinte er bezüglich Gino?
Ich sei dem nächsten Verbrecher in die Arme gerannt...
Weiß er etwa, dass Gino dieser Bordelle gehört?
Wieso weiß jeder davon, nur ich nicht??

Wütend greife ich nach meinem Handy und wähle zackig seine Nummer.
Aber erst einmal muss ich durchatmen. Wieso hat mich das jetzt so mitgenommen?
Weil Ian in deinem Zimmer stand, gegen den du eine Polizeiaussage getätigt hast.
Oh Gott. Stimmt.
Wie kann das eigentlich sein, dass nachdem ich der Polizei alles mögliche erzählt habe, dieser Typ immer noch frei herumreisen konnte?! Sollte er nicht längst am Flughafen zumindest erkannt und festgenommen werden?
Oder auch die stecken unter einer Decke zusammen...
Wo bin ich da nur reingeraten? Im Ernst. Es macht mich rasend vor Wut.
Und das Einzige, was mir einfällt zu tun, ist Gino anzurufen.
Gino, der angeblich mein bester Freund seit Tag 1 ist.
Aber verheimlichen beste Freunde sich so etwas großes?
Was habe ich nur gemacht, Gott?
Wieso schickst du mich wortwörtlich zu deinem Feind in die tiefere Etage.
Ich verstehe es nicht.

Ich drücke auf anrufen und höre meinem Handy beim Piepen zu.
Nach zweimal Leuten hebt er dann auch endlich ab.
„Wo bist du?", ertönt es schon förmlich frech von der anderen Seite.
Entschuldigung??
Wieso ist er denn jetzt sauer? Ich sollte sauer sein, dass ich zu so einer Scheiße geschleppt wurde und er mir dann nicht einmal erzählt hat, dass die Scheiße ihm gehört!!
„Das geht dich nichts an!", zische ich und spüre schon mein brodelndes Blut in meinen Adern.
„Felicia! Komm sofort zurück zur Wohnung! Bleib da nicht alleine irgendwo!"
„Du hast mir gar nichts zu sagen, du bist ein Lügner!", beschuldige ich ihn.
Empört schnappt er laut nach Luft und pustet sie wieder wütend aus.
„Sag sowas nicht! Wie hätte ich es dir denn sagen sollen?! „Ehm ja, besitze ein Bordelle, magst du mich mal besuchen kommen und mir gratulieren?"", keift weil und haut gegen irgendwas.
Verdammt, der hat echt Probleme.
„Ja. Zum Beispiel. Aber schweigen? Das habe ich nicht erwartet von dir und mir sowas will ich nichts am Arsch haben. Meine Sachen komme ich morgen abholen. Schönen Abend noch", spreche ich ruhig und lege, ohne eine Antwort abzuwarten, auf.
Ob das überreagiert war? Ja. Definitiv.
Denn wo soll ich jetzt schlafen? Nächtelang im Hotel, wo Ian jederzeit wieder aufkreuzen könnte?
Zu riskant.
Ich muss mir da noch was genaueres überlegen.
Aber jetzt werde ich erstmal schlafen, nachdem ich die Tür verschanzt habe!!
Noch so einen unheimlichen Überraschungsmoment kann ich nicht gebrauchen. Das macht meine Psyche dann auch irgendwann nicht mehr mit.

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