Capitolo venticinque

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Felicia Ricci

Ich werde grob aus dem Schlaf gerüttelt. Irgendwer ist ganz schön dreist und stört meinen Schönheitsschlaf damit!
„Feli!", ertönt eine aufgebrachte Stimme und rüttelt immer fester an mir.
Wütend schlage ich meine Augen auf und sehe in zwei lodernde Augen.
Ist der mit dem falschen Fuß aufgestanden?
„Was ist, Jasper?! Ich war am schlafen, was nicht schwer zu übersehen war!"
Wütend deutet er mit seinem Zeigefinger auf die freie Seite neben mir. Naja, was soll ich sagen. Die Seite, die eigentlich frei sein sollte!
Ich glaub, ich seh nicht richtig. Ein muskulöser, nackter Oberkörper ragt aus der Decke heraus und gibt seine Rückenmuskulatur preis.
Da staunt man nicht schlecht...
„Willst du dazu gar nichts sagen?!", meckert Jasper mich an und fuchtelt wild mit seinen Händen durch die Luft.
„Was schreist du hier so rum?!", knurrt ein müder Aurelio mit seiner typischen Morgenstimme.
Mein Gott, womit habe ich das verdient?
Beide keifen sich nun an und benehmen sich schlimmer, als Frauen, wenn sie ihre Tage haben.
Das ist eindeutig zu viel für mich.
Ich ziehe mir meinen Morgenmantel drüber und verziehe mich. Dieses Geschrei am Morgen ist zu viel für mich. Außerdem bin ich peinlich berührt. Wie lange war er schon bei mir im Bett? Und wie kam er überhaupt rein?! Ich habe doch die scheiss Haustür abgeschlossen, oder nicht?
Ach auch egal. Dieser Kerl ist so stur und dreist, der würde sogar durch eine Metallwand, ohne jeglichen Eingang, kommen. Also was bringt es jetzt, sich Gedanken darüber zu machen, ob die Haustür abgeschlossen war? Genau, Nichts.
Was ich nur gleich mit ihm bereden muss, ist, dass wir rausfinden müssen, oder eher ich, wer hinter mir her ist und warum. Ich habe keine Lust auf so eine zweite „Calzone"- Aktion. Das wäre zu viel des Guten.

„Dein Sohn ist nervtötend!", keift Aurelio runter ins Erdgeschoss.
Genervt nippe ich an meinem morgendlichen Kamillentee und ignoriere deren Gekeife oben.
Nun höre ich doch, wie jemand schnell und stampfend die Treppen runter rennt.
„Dieser Ekel! Der soll sich gefälligst verpissen!", beschwert sich Jasper und schmollt.
„Ich muss noch was wichtiges mit ihm besprechen, du Heulsuse. Danach wird er für immer verschwinden, versprochen", heitere ich ihn auf und vernehme ein Räuspern hinter uns.
„Sei dir da mal nicht so sicher", flüstert Aurelio beim Vorbeigehen und wirft mir einen frechen Blick zu.
„Ich bleibe dabei!", bestimmt Jasper und funkelt Aurelio frech an.
„Mir ist das sowas von egal, ob du ihr scheiß Sohn bist, aber du verpisst dich gleic-"
„HEY! So redest du nie wieder mit ihm!", greife ich herrisch ein und haue extra laut auf die Kücheninsel mit meiner Hand.
Was sich auf jeden Fall als schlechte Entscheidung herausstellt, denn meine Handfläche fängt an zu kribbeln und zucken.
Jasper streckt seine Zunge raus und Aurelio giftet ihn aggressiv an. Er muss wahrscheinlich erstmal verdauen, dass ich mich ihm wieder widersetzt habe, aber so muss es sein. Er ist erstens in meinem Haus, zweitens ist er ein Penner und drittens mache ich es aus Prinzip.
„Na bitte. Aber ich will nicht unterbrochen werden von ihm", stellt Aurelio klar und ignoriert Jasper gekonnt.
Ich nicke und begebe mich ins Wohnzimmer, wo ich mich auf meiner Couch ausbreite und mit Jasper in einer Decke einhülle.
Das haben wir immer gemacht, wenn es ihm schlecht ging oder er kurz davor war wieder etwas zu nehmen. Dann haben wir Harry Potter geschaut und Pfannekuchen in Massen gegessen. Nicht in Maßen, sondern in Massen!
Ich fange an zu grinsen und Jasper lacht auf. Anscheinend teilt er den selben Gedanken wie ich.
„Das waren Zeiten", murmelt er gedankenverloren und kuschelt sich an mich. Ich nicke und beobachte, wie Aurelio uns heimlich von dem Sessel aus beobachtet. Als er sieht, dass ich ihn ertappt habe, guckt er schnell weg und räuspert sich.
„Also, ich habe ein Vermutung, wer es sein könnte", fängt Aurelio an und richtet sich auf, um uns anzugucken.
„Wer?", frage ich und setze mich ebenfalls etwas auf.
„Ich hatte eines Abends mit deinem Vater telefoniert. Unnötige Drohungen seinerseits... bis auf eine Sache".
Warum hat er mir davon nichts gesagt?! So ein Idiot.
„Ja und?! Komm zum Punkt", kommt es ungeduldig von mir und ernte somit einen frechen Blick.
„Er hat etwas von einem Botega Kartell gesagt".
„Ok..? Und wer ist das?"
„Wenn es stimmt, was er sagte, dann sind wir am Arsch. Die Botegas sind erbarmungslos und ein reines Himmelfahrtskommando", erklärt er mir und blickt nachdenklich mir entgegen.
„Was ist mit Cali?", frage ich ihn neugierig, woraufhin er mit den Schultern zuckt.
„Ich weiß es nicht. Tot? Möglich. Er wird mit Sicherheit mit den Botegas unter einer Decke stecken", vermutet er.
„Kann Nathanael dich nicht beschützen?", fragt mich Jasper schüchtern aus dem Nichts.
„I-Ich weiß nicht. Bestimmt, wenn er wieder kommt", gebe ich zu und bin mir leider nicht sicher, ob es stimmt, was ich gesagt habe.
Verwirrt blickt und Aurelio an und legt seine Stirn kraus.
„Wieso nennst du ihn nicht Papa?"
Oh fuck! Na los, lass dir was einfallen, Feli.
Bevor Jasper antworten kann, rede ich ihm rein und rette meine Lüge.
„Na er vergisst es einfach oft, weil mein Mann ihm erlaubt ihn beim Namen zu nennen", lüge ich und spüre zwei verwirrte Blicke auf mir.
Knapp, Feli, sehr knapp.
„Er kann dich nicht beschützen", lenkt Aurelio ab und öffnet noch ein unangenehmes Thema.
„Er weiß ja noch nichtmal von deiner Vergangenheit", fügt er sicher hinzu.
Tja. Da mache ich ihm jetzt einen Strich durch die Rechnung.
„Doch. Alles weiß er. Er kann und er wird mich beschützen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche", widerspreche ich stolz.
„Interessiert mich nicht. Ich war noch nie besonders religiös, von daher scheiße ich auf das Amen", zischt er wütend und will gehen.
„Wenn du diesmal gehst, dann bitte für immer", rufe ich ihm hinterher und plötzlich dreht er sich blitzschnell um.
„Du willst, dass ich gehe?"
Ich nicke.
„Für immer?"
Nach einer Sekunde nicke ich erneut.
Schmerzerfüllt schauen seine Augen mich lange Sekunden an, bis er sich von mir abwendet und still durch die Haustür geht. Sogar schließen tut er sie leise.
Hat ihn das verletzt?
„Den sind wir los", murmelt Jasper erleichtert und das hilft mir wirklich so gar nicht weiter!

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