Capitolo novantasette

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Fila Monti

Ich gebe zu, ich fühle mich etwas unbehaglich...
Ich habe Aiden weggeschickt. Ich wollte alleine sein. In so einem Moment möchte man keinen im Nacken sitzen haben, der gelangweilt zu sieht und hofft, dass du schnell die Interesse verlierst und wieder abhaust, damit er Nachhause sich seine Nutella Opsönitäten reinziehen kann.
Genervt atme ich aus.
Diese Situation ist mir neu und deshalb stresst sie mich bereits.
Aber ich wollte es so. Also zieh es durch!

Der Wind fegt mir durch die Haare und pustet mir Gänsehaut auf die Haut. Konzentriert laufe ich den Weg entlang und hoffe gleich ihren Namen zu sehen. Sie hatte den besonderen Platz. Von daher sollte es nicht schwierig werden, ihn zu finden.

Es verstrichen nur paar Sekunden und... Bingo!
Da war er.

Ihr Grabstein.

Felicia Ricci

Sie kniet sich hin und streicht über meinen Grabstein. Sie kam alleine? Wie dumm von ihr.
Aus der Ferne beobachte ich sie. Sie sieht aus wie ich...
Schmerzhaft bohre ich mir meine Nägel in meine Haut. Ich habe sie nicht aufwachsen sehen. Meine eigene Tochter. Früher oder später werde auch ich bestraft. Ich hätte früher zuschlagen müssen.

Sie beugt sich über meinen Grabstein und pustet Krümmel der Erde herunter und lässt frisches Wasser über den Mamorstein fließen. Aurelio kam nicht einmal her. Niemand.
Das ist das erste mal, dass mich jemand aufsucht... naja, eher meinen Leichnam.

Leise husche ich über die Wiese näher zu ihr, bedacht darauf ja hinter den dichten Bäumen zu bleiben. Sie durfte mich einfach noch nicht sehen! Das würde meinen Plan ruinieren, aber ich muss sie wiederum begutachten. Sie ist immerhin mein Fleisch und Blut. Und wie es ausschaut kommt sie eher nach mir, als nach diesem Monsterelio.
Diese liebevollen Augen... so grau und doch so weich und gütig.

„Ist er schon immer so gewesen?", höre ich sie plötzlich reden.

Sie schaut tot traurig auf meinen geschriebenen Namen herab und streicht drüber.

„Er muss doch etwas menschliches noch in sich haben! Er kann doch nicht durch und durch aus Bosheit bestehen. Das kann doch gar nicht sein..."

Auch ich habe mich das oft gefragt. Wie gerne würde ich ihr antworten... Ein simples „Doch, das kann wohl sein..." würde ich flüstern und sie würde sofort wissen, dass ich die Wahrheit sage. Meine Augen sprechen Bände. Ich habe ihn gelebt und geliebt. Dieser Mann... er fühlt nichts! Er gibt vor zu fühlen, vielleicht hat er sogar Angst? Angst, dass er in Wirklichkeit tatsächlich ein Monster ist. Vielleicht ist ihm das bewusst und er merkt, wie seine menschliche Seele immer und immer mehr weicht. Würden sie um ihn weinen? Ich meine meine Kinder. Würden sie um diesen Mann trauern? Wenn ja, dann haben sie es ebenso verdient, immerhin-

„Ich werde dich rächen, Mammà. Vertrau mir, ich werde ihn zum Abdanken zwingen!", zischt sie, springt auf und will über die Wiese rennen.

Mein Herz bleibt panisch stehen als sie vor mir steht und mich wütend anschaut.

„Spannst du etwa, du kranke Fotze?", brüllt sie mich an und zeigt mit ihren kleinen Fingern auf mich.

Sie erkennt mich nicht!

„Ich- ich", stottere ich.

Zu perplex bin ich, um auf diese Situation reagieren zu können.

„Kranke Menschen gibt es...", höre ich sie nur noch murmeln und dann sehe ich meiner Kleinen zu, wie sie mit geballten Fäusten in kleinen Schritten zum Ausgang huscht.

Sie ist wohl doch in einem Punkt wie Aurelio.
Sie ist verdammt temperamentvoll.
Das gefällt mir. Die kleine hat Feuer unterm Arsch. Sowas braucht man auch als Frau in so einer Welt! Sowas habe ich ihr und Ian nie gewünscht! Hätte ich von Anfang an die Macht gehabt ihnen zu helfen, dann wären alle beide längst auf einem anderen Kontinent, weit weg von dieser Welt, die sich Aurelio gesponnen hat. Seine ganzen Anhängsel, die heimlich ein Sub- Unternehmen gründen! Wenn Aurelio wüsste, dass er hintergangen wird, stünde es nicht gut um die Leben der Leute. Diese Bombe werde ich noch platzen lassen. Ich habe genug gewartet. Ich muss erst einmal meine Kinder aus der Schusslinie bringen, denn wenn ich in den Kampf ziehe, dann nur wenn sie außer Reichweite sind. Ich traue Aurelio alles zu! Er würde, nur um mir weh zu tun und sich zu rächen, meine Kinder töten. Mit seinen eigenen Händen.

Völlig in Gedanken versunken bekomme ich gar nicht mit, wie meine rechte Hand neben mir zum Stehen kommt und langsam ausatmet.

„Hat sie dich erkannt?"

„Nein", antworte ich trocken.

Woher soll sie auch wissen, wie ihre eigene Mama aussieht? Ich wette, Aurelio hat kein einziges Wort über mich oder mein Aussehen verloren. So ein Mistkerl. Erst wirft er mich dem Wahnsinn vor und dann haut er ab, mit meinen Kindern! Meine, mir allzu bekannte, Wut taucht wieder auf. Ich muss sie bändigen, ehe ich fatale Fehler begehe. Wenigstens vorerst. Bis meine Kinder in Sicherheit sind.

Die Zeit tickt.
Bald wird alles ein Ende haben.
Sein Ende.

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