Capitolo ventuno

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Aurelio Monti

Ich habe bis zum heutigen Tage nie gedacht, dass mein Herz nochmal in zwei Stücke brechen könnte. Doch es ist wieder passiert.
Ich habe alles noch vor Augen. Alles ging so schnell. Silo... er-... Silo hat geschossen. Auf sie.
Danach weiß ich nur noch, dass ich sie aufgefangen habe, meine Männer angerannt kamen und sich um ihn gekümmert haben. Ich bin so schnell ich konnte, mit Felicia auf dem Arm, gerannt, um sie zu meinem Doc zu bringen.
Seit Stunden liegt sie nun in der OP und ich weiß nichtmal, wo sie getroffen wurde. Überall war Blut und ich war zu nervös, um zu schauen, woher das Blut kam.

Diese Wartezeit macht mich krank. Ich würde am liebsten rein rennen und alles und jeden niedermetzeln, der meiner Kleinen zu nahe ist.
Aber wie würde es weiter gehen?
Ein Liebespaar können wir nicht werden. Das würde zu gefährlich für sie werden. Also was mache ich mit ihr?
Ich könnte sie einfach hier und jetzt, mit einem einzigen Zeichen, sterben lassen. Ein Wort, ein Zeichen und meine Männer hören sofort auf sie zu operieren.
Doch möchte ich das? Soll eine weitere unschuldige Person sterben?
Sollte sie sterben?
Ich bin zu aufgewühlt, um jetzt Zukunftspläne zu schmieden. Mir ist einfach wichtig, dass sie überlebt. Den Rest werde ich später entscheiden.

-

„Patron! Sie ist sicher", kommt nach 2 Stunden mein eigener Arzt an und berichtet es mir.
Ich bin so glücklich, dass ich ihn einfach umarme.
„Danke", spreche ich leise und klopfe ihm auf die Schulter.
Seine Augen strahlen und er verbeugt sich vor mir.
„Sie können zu ihr", informiert er mich und das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Sofort stehe ich vor der Tür und überlege, ob ich reingehen sollte. Nur wegen mir ist sie da drin.

Ich atme tief ein und öffne die Tür.
„Hallo", wispert sie und betrachtet mich vom Bett aus mit müden Augen.
Sofort steuert mein Körper automatisch auf sie zu und kniet sich vor ihr hin.
Ich nehme vorsichtig ihre Hand in meine, als ob sie zerbrechen könnte.
„Felicia...", flüster ich und traue mich gar nicht sie anzusehen.
„Es tut mir leid".
„Ich weiß. Alles ist ok", erwidert sie und streicht mir sanft über meine Wange.
Sie kann nicht bei mir bleiben.
Es geht nicht. Sie muss verschwinden, sonst wird dieser Vorfall nicht das erste mal sein.
„Du musst gehen", befehle ich ihr und setze meine Maske auf. Anders geht es nicht. Sie darf nicht sehen, dass ich innerlich daran zerbreche. Sie soll mich hassen.
„Was? W-wieso?!", stottert die aufgebracht und will sich aufrichten.
Mein Arzt drückt sie direkt runter.
Mit einer Kopfbewegung befehle ich ihm rauszugehen, was er auch sofort tut.
„Ich will dich hier nicht haben", sage ich kühl.
„Aber ich dachte, wir würden jetzt zusammenhalten? Was ist daraus geworden?"
„Ich werde Vater. Du bist mir nur eine Last. Du bist mir nichts wert", antworte ich und verdammt. Diese Worte tun selbst mir weh.
Ihre Augen werden glasig und ihre Unterlippe fängt an zu zittern.
„Mir war langweilig. Ich hatte Streit mit meiner Ehefrau und wollte einfach eine Ablenkung. Jetzt will ich, dass du gehst. Wohin ist mir egal"
Langsam nickt sie und wischt sich blitzschnell die Tränen weg.
Mein Herz brennt und droht zu reißen, doch ich darf es nicht zeigen. Sie würde sonst bleiben und immer in Gefahr sein.

Plötzlich richtet sie sich auf und reißt sich schnell die Zugänge und Schläuche vom Körper.
„Was machst du da?! Bist du verrückt?!", schreie ich sie an und will sie wieder runter drücken.
Sie schlägt mit voller Wucht nach meiner Hand und wehrt mich ab.
„Fass mich nie wieder an", faucht sie und tapst langsam zu ihren Sachen.
Erst jetzt sehe ich, wo sie angeschossen wurde.
Langsam schließe ich meine Augen und verfluche mein Dasein.
Er hat ihr übers Herz in die Schulter geschossen.
Du kannst sie jetzt nicht gehen lassen!
Doch ich kann. Und ich muss.
Ich bleibe am Fleck stehen und beobachte sie.
Mit zittrigen Händen räumt sie ihre Kleidung zusammen und verlässt mit ihrem blauen Kittel das Zimmer.
Mit traurigen Augen schaut sie mich ein letztes Mal an und verschwindet durch die Tür.

Kraftlos lasse ich mich auf die Knie fallen und versuche meine Emotionen zu verdrängen. Ich schließe erneut meine Augen und spüre, wie mir eine Träne meine Wange hinab rinnt.
Mein Leben ist verflucht.
Sie war das einzige, was mich hat lächeln lassen, auch wenn sie nur eine kurze Zeit da war. Es hat das Haus lebendiger gemacht und für sie hätte ich sogar alles stehen und liegen lassen. Meine Mutter, Leonora.
Alles.
Doch für welchen Preis?
Ich muss los lassen, sonst werde ich der Grund sein, weshalb sie am Friedhof liegen wird.

Jetzt werde ich erstmal rausfinden, was meine Männer mit Silo gemacht haben. Aus irgendeinem Grund hoffe ich, dass er noch lebt.
Damit ich ihm zeigen kann, was es heißt mein Feind zu sein. Er wird leiden. Und das wird meine Ablenkung sein.

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