Capitolo settantanove

2.2K 64 0
                                    

Felicia Ricci

Ein leises Klopfen dringt durch mich hindurch. Eine schwere Last liegt auf mir. Mein Körper will reagieren, nachschauen, woher das Klopfen kommt und vor allem möchte es wissen, wer klopft. Ich will meine Augen, meinen Mund öffnen und nach Hilfe rufen.
Hilferufe, die keiner wahrnehmen würde. Niemand, solange ich verfolgt werde.
Aurelio Monti wird immer ein Stein in meinem Weg sein. Und ihn kann ich nicht überspringen. Ich würde stolpern und mich verletzen.

Mrs. Ricci", dämmert eine rauschende Stimme.

Obwohl... ich denke, mein Bewusstsein ist immernoch nicht ganz anwesend, weshalb ich die vermutlich klare Stimme wohl rauschend wahrnehme.
Ich kämpfe mit mir. Ich muss die Augen öffnen. Man muss mir doch helfen.
Bitte.
Beweg deine Finger! Mach etwas! Mach auf dich aufmerksam!

Ian Cabello

Zitternd beobachte ich, wie sie still vor mir liegt. Kein Zucken. Kein Erwachen. Ich fixiere den Arzt voller Hass, da er nichts tut, um sie wach zu machen!
Was ist mit unserem Plan?! Verdammt, Felicia!

Der Arzt bemerkt meine brennende Aura und wird unruhig. Zu recht.

„Mrs. Ricci", ertönt seine bebende Stimme.

Keine Reaktion.
Gespannt beuge ich mich über das Krankenbett und starre in ihr schlafendes Gesicht.
Ist es zu spät?
Werde ich nie Glück erfahren?
Wieso kann sie nicht einfach aufwachen, mir ihr strahlendes Grinsen zeigen und mir sagen, wie stolz sie auf mich ist? Ich habe alles für sie bereit gemacht.
Ihre Rache. Meine Rache.
Unsere.
Ich würde doch alles für sie tun! Nachdem sie mir gezeigt hat im Auto, dass ich ihr wieder vertrauen kann, heckten wir einen Plan aus. Doch wie soll dieser funktionieren, wenn sie nicht mehr aufwacht?!
Ohne sie schaffe ich es nicht.

Trauer überkommt mich.

Das erste mal, als ich sie sah, war ich überrumpelt und fasziniert. Ihre funkelnden grauen Augen. Ihr weiches und feines Gesicht. Die schwarzen langen Haare, die beim Laufen auf und ab gingen.

Vorsichtig ergreife ich ihre Hand und streichel sie.

Wach auf, Felicia. Wenn es diese imaginäre Kommunikation gibt, dann hör mir bitte zu. Alles ist bereit. Er wird bald fort sein und wir können zusammen unser Imperium aufbauen. Du als meine Frau.
Ich werde die Welt niederbrennen, jedes einzelne Individuum töten, alles, was dich traurig macht oder verletzt. Nur wach auf. Zeig mir deine Augen. Liebe mich.

Abwartend fixieren meine Augen ihre zierliche Gestalt.
Mein Atem stockt.
Ich kann es nicht abwarten.
Wach auf.

„Es ist besser, wenn wir sie jetzt schlafen lassen. Sie braucht Ruhe. Wenn sie wach ist wird sie es uns schon mitteilen, Signor Cabello", flüstert der alte Mann mir zu, der anscheinend keine Ahnung von der Medizin hat, sonst würde Felicia schon 3 mal wach sein.

Aus meiner Kehle ertönt ein tiefes Knurren. Meine Geduld schwindet langsam und ich merke, wie das Tier, welches ich versuche tief in mir zu bändigen, heraus kommt.
Es kratzt an meiner Oberfläche und ich fürchte, es ist zu spät ihn zu verstecken.
Für Felicia habe ich dieses Monster begraben. Doch kann man seine wahre Persönlichkeit wirklich vernichten? Wenn das so ist, wieso taucht es immer wieder auf? Wieso flüstert es mir zu, den Arzt zu erschießen, weil er meine Wünsche nicht erfüllt? Wieso treibt es mich zu Sünden, die der liebe Gott niemals würde verzeihen.
Nicht das Monster kratzt an der Oberfläche, sondern mein wahres ich. Es wartet darauf wieder die Macht zu gewinnen und seine Spiele zu spielen.

Solange Felicia nicht anwesend ist und das mitbekommt, kann ich es doch einfach zu lassen, oder?

Und was, wenn ich mich nicht mehr unter Kontrolle kriegen kann? Was wenn Felicia das mitbekommt? Sie würde mich mit Monti vergleichen!

Wut steigt in mir auf.
Alles wegen ihm.

Ohne wirkliche Kontrolle über meinen Körper zu haben, schießt meine Hand in mein Jackett und umgreift den harten eisernen Griff.
Kämpfe dagegen an!

Meine Hand zittert. Adern stechen stark hervor.
Ich kann nicht!

Ich drücke fest meine Augen zu. Wieso kann ich nicht loslassen?!

„Was tun Sie da?!", schreit der Arzt panisch.

PENG.

Schockiert reiße ich meine Augen auf.
Blut.
War ich das?
Ich lasse meinen Blick vorsichtig durch den Raum schweifen. Keiner da. Ich war es. Panisch schellt mein Blick zu Felicia. Erleichtert atme ich meinen warmen Atem aus und massiere meine Schläfen. Sie hat es nicht mitbekommen.

Naja, der Arzt wird auch nicht mehr viel mitkriegen.
Mein Blick fällt auf die schlaffe leblose Gestalt, die regungslos auf dem Boden liegt. Sogar auf Felicias Kleidung sind Blutspritzer gelandet.
Fuck!

„Elias!"

Sofort springt die Tür auf und Elias und 2 weitere stürmen herein.
Geschockt schauen sie auf den toten Mann, fassen sich aber wieder schnell.

„Macht das alles sauber. Felicia soll von einer Frau umgezogen werden! Fasst sie jemand an, sterbt ihr", gröle ich und stürme aus dem Zimmer.

Meine Hände zittern. Mein Herz rast. Adrenalin durchströmt mich.
Es ist zu spät. Du hast dich verloren

Angst überkommt mich. Was, wenn Felicia es doch unterbewusst mitbekommen hat?
Sie darf es niemals erfahren! Sie würde nicht wollen, dass der Vater ihrer Kinder ein mörder ist.
Das war das letzte mal.

Zitternd richte ich mein Jackett, schmeiße die Waffe auf den Flur, mitten im Krankenhaus, sodass die Menschen hier aufspringen, wie wilde Hühner.

Töte sie alle! Sie könnten es Felicia erzählen!

Wieder dieser Drang. Wieder dieses brennen und kribbeln in meinen Händen.

ObsessionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt