Capitolo ventiquattro

5.3K 130 5
                                    

Felicia Ricci

„Du hast also geheiratet?", fragt er mich nach stillen Sekunden.
Ich nicke und blicke seinem Kühlen Blick entgegen.
„So schnell hast du mich also vergessen...", flüstert er und lacht leise.
„Was sagst du da bitte?", frage ich ihn aufgebracht und fühle mich sofort unwohl.
Ich soll ihn vergessen haben? Selbst wenn! Dann war er das schuld!
„Du hast geheiratet. Ein Kind bekommen. Muss ja ziemlich früh alles passiert sein", stellt er enttäuscht fest und presst seine Lippen zusammen.
„Du bist ja selbst Vater geworden, also was willst du mir hier unterstellen?"
Er schüttelt abwesend den Kopf und schaut nach oben an die Decke.
„Leonora hat mich verarscht. Ich habe mich sofort von ihr trennen lassen. Ich bin seit 7 Jahren alleine", erzählt er mir leise und ich bekomme das Gefühl, dass es ihm sogar weh tut, kein Vater geworden zu sein.
„Mein Beileid", richte ich ihm kühl aus.
Er nickt und setzt sich auf meinen schwarzen Sessel.
„Fel-Ricci", haucht er und schaut mir in meine Augen.
Sofort erinnere ich mich an die Zeit damals und mein Herz wird schwer. Nicht nochmal. Ich habe zu viel durchgemacht, um mich wieder in seine Augen zu verlieren. Ich wende mich von ihm ab und atme aus.
„Aurelio, lass es uns kurz machen. Mein Sohn wartet auf mich. Warum bist du nach all der Zeit hier?"
„Ist es wirklich dein Kind?", würgt er verletzt hervor und lässt mich nicht aus den Augen.
„Ja"
Sein Blick senkt sich und er nickt mehrmals bevor er aufspringt und aus meinem Zimmer rauscht.
Sofort kommt Jasper zu mir gerannt und nun sehen wir beide Aurelio dabei zu, wie er durch mein Haus rennt, um laut die Haustür zu zuknallen.
Und wieder ist er weg.
„Er ist es nicht wert", flüstert Jasper und legt seinen Kopf auf meinen Bauch.
Ich wünschte, ich könnte es glauben und endlich akzeptieren, dass wir nicht zueinander gehören... dabei ist es so lächerlich. Wir haben uns einmal geküsst, aber sonst durchgehend gestritten. Wie lange war ich bei ihm? 4 5 Tage? 1 Woche? Ich reagiere über.

„Komm, wir gehen schlafen", spreche ich abwesend aus und wir laufen zurück in mein Schlafzimmer.

Still laufen mir die Tränen meine Wange hinab. Ich angel nach meinem Handy am Boden und nehme es zur Hand.
3 neue Nachrichten.

Gino
Warum meldest du dich den ganzen Tag nicht, Süße? Ruf mich an, sobald du kannst. Muss mir dir reden, es ist wichtig.

Unbekannt
Triff mich morgen vor deinem Haus im Park. Ich musste mich erstmal sammeln. Morgen werde ich es dir erzählen.

Mi amor
Komme nicht vorher Nachhause. Wir sehen uns Mittwoch.
PS: ti amo

Er bleibt bis Mittwoch? Das sind ja fast 5 Tage! Nicht 3, wie sonst.
Das verbessert ganz und gar nicht meine Laune.
Jetzt möchte Aurelio sich auch noch morgen vor meinem Haus treffen,
Gino hat was wichtiges zu erzählen.
Manchmal habe ich das Gefühl, ich sollte alles einfach aufgeben, und ich weiß nicht... sterben?
Ich fühle mich in Nächten, wie diese, einfach einsam und ungeliebt. Sogar meine besten Freunde habe ich verlassen. Gino habe ich nie erzählt was wirklich passiert ist. Er würde sich unnötig in Gefahr bringen, um mich zu rächen. Doch was bringt einem diese Rache?
Sie entfernt einen nur weiter von der Menschlichkeit.
Aus irgendeinem Grund tippt mein Finger auf Aurelios Nachricht und tippt einfach los.

Lass uns jetzt reden.
In 5 Minuten.

Nervös drücke ich auf absenden und sehe zu, wie die Nachricht quälend langsam zugestellt wird.
Sofort vibriert mein Handy und seine Antwort erscheint.

Komm raus.

Oh nein Freundchen. Sofort texte ich ihm zurück.

Ich sagte in 5 Minuten!

Plötzlich ertönt ein lautes Geräusch an meiner Fensterscheibe. Ich setze mich vorsichtig auf, um Jasper nicht zu wecken, und tapse zur Scheibe hin.
Als ich sehe, woher dieses Geräusch kam, wollte ich beinahe los schreien. Er spinnt doch!
Er schmeißt kleine Kieselsteine hoch!
Na warte ab.

-

Nachdem ich ihn angegiftet habe, sitzen wir still auf einer Bank und schweigen.
„Es tut weh", flüstert er und starrt in den Wald.
„Was?"
„Dass du nah, aber doch so fern, unerreichbar bist"
Schockiert über seine Worte starre ich ihn an und versuche zu verarbeiten, was er mir gesagt hat.
„darf ich ehrlich sein, Felicia?"
Ich nicke leicht und schaue sein seitliches Profil an.
„ich wollte dich nur schützen. Ich habe es damals nicht ernst gemeint", gesteht er mir und senkt seinen Kopf.
„Was?", frage ich entsetzt.
Mein Herz brennt und steht in Flammen. Das darf nicht wahr sein.
„Mi dispiace... ich... ich war so dumm. Ich hätte dich behalten sollen", will er weiter reden, doch ich unterbreche ihn sanft, indem ich ihm meine Hand auf seine lege. Er hält inne und blickt mich endlich an.
„Nein. Das hättest du nicht. Es war richtig, mich weg zu schicken", widerspreche ich, doch er wird wütend.
„Nein! Ich hatte und habe die Macht dich zu beschützen! Sie sind immerno-"
„Aurelio, du bist ein Monster. Du hast mir auf jegliche Art das Herz gebrochen. Dann kommst du hier hin, warum auch immer, und bist wütend darüber, dass ich weitergelebt habe".
Er schüttelt verletzt seinen Kopf und stellt sich vor mich hin.
„Ja, ich bin sauer! Verdammt wütend und es zerfrisst mich, dass du einen Sohn hast und sogar einen Mann! Ich hätte dir einen Sohn schenken sollen. Ich sollte jetzt in deinem Bett liegen und mich freuen, dass du mich liebst. Doch, wo stehen wir jetzt?", fragt er mich aufgebracht und setzt sich dicht wieder neben mich hin.
„Wir standen noch nie gemeinsam irgendwo, Aurelio. Wir haben uns in etwas reingesteigert, was noch nie für uns vorgeschrieben war".
„Das sehe ich anders, Felicia. Vom ersten Moment an haben wir uns direkt gesehen, und ich weiß, dass du es weißt. Die Umstände waren nur nicht gut..."
„Die Umstände waren nicht gut? aurelio du hast mich entführt. Mein Exfreund hat mich geschnappt und dann plötzlich frei gelassen, woraufhin mich erneut Männer aufgenommen haben und perfekt geschauspielert haben", fahre ich ihn wütend an. Er wird bleich im Gesicht und schaut mich entsetzt an.
„Weißt du noch, wie sie hießen?"
„Woher soll ich das bitte wissen?! Das hat mir nie jemand gesagt. Außerdem ist es bald 8 Jahre her", zische ich und lehne mich zurück.
„Wo ist dein Mann?", fragt er plötzlich.
„Geschäftsreise", gebe ich knapp zurück.
„Wie lange?"
„Aurelio! 5 Tage, mein Gott", antworte ich wütend. Was ist er denn so neugierig?
„Das ist aber ganz schön lang für eine Ge... wie auch immer. Ich bleibe solange hier", sagt er auf einmal.
„Oh nein, das kannst du dir abschminken", erwidere ich sofort, um ihm ja keine Hoffnung zu machen.
„Felicia, du lässt mich ja nicht ausreden! Ein großer Kartell ist hinter dir her! Irgendwer will dich oder mich unbedingt quälen, und sie haben etwas geplant. Ich dachte, sie haben wen anders zum quälen gefunden in den 7 Jahren, dabei haben sie einfach nur geplant! Ich lasse dich nie wieder alleine", flüstert er und starrt mir in meine Augen.
„Du lügst!", gebe ich entsetzt von mir. Bitte, nicht wieder. Wieso habe ich nur so ein Pech?
„Es tut mir leid", haucht er aufrichtig und schaut mich leidend an.
„Du kommst aber nie wieder in mein Haus rein!"
„Ok, no problemo, Felicia. Dann schlafe ich halt aus der Bank hier draußen. Auch gut", zickt er mich an.
„So sei es", sage ich kühl und rausche davon.

-

Seit 40 Minuten liege ich wach und frage mich ob er friert.
Das kann dir scheiss egal sein. Es sind wieder Leute hinter dir her! Das sollte dir Sorgen machen!

Als ich endlich eingeschlafen bin, habe ich das Gefühl, dass sich etwas um mich legt. Etwas schweres. Doch, es wärmt mich und stillt seit langem den brennenden Schmerz in mir.
Es ist bestimmt Jasper, der Liebe braucht, also belasse ich es und schlafe weiter...

ObsessionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt