Capitolo ventisette

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Felicia Ricci

Bevor ich die Haustür öffne versuche ich mich noch einmal zu beruhigen. Jasper soll mein verweintes Gesicht nicht sehen und nicht merken, wie aufgebracht ich bin. Ich versuche einfach alles auszublenden. Wie damals.
Langsam öffne ich die Tür und vernehme einen lauten Streit.
Sofort stoße ich die Tür auf und renne die Treppen hoch.
„WAS SUCHST DU WIEDER HIER?!", brüllt jemand und ich dachte erst, Japser hat es zu Aurelio gesagt, aber als ich eintrete steht Jasper da eingeschüchtert und niemand anderes als mein Ehemann, welcher sich vor Jasper aufgebaut hat.
Sofort gehe ich dazwischen.
Irritiert schauen Nathanael und ich uns an. Warum ist er überhaupt hier?
Auch er scheint überrascht, mich hier zu sehen. Aber warum?
„Was tust du hier?", frage ich ihn und stelle mich schützend vor Jasper.
„Hast du ihn wieder reingelassen?", knurrt mich Nathan an und spuckt vor Jaspers Füße.
„Hör auf! Er braucht uns!"
Wütend stampft er auf mich zu und fasst mich grob an der Schulter an.
„Wo hast du dich überhaupt rum getrieben? Hm?!", brüllt er mich an und so wütend habe ich ihn noch nie erlebt. Angsterfüllt nehme ich Jasper an die Hand und renne mit ihm aus dem Zimmer raus.
Ein wütender Nathan folgt uns und brüllt mir beleidigende Sachen hinterher. In meinem Rausch nehme ich nur „Schlampe" „verfickte Hure" und „dreckige Fotze" wahr.
Ich muss einfach nur raus hier! Und das mit Jasper so schnell wie möglich.
Bevor wir überhaupt die Haustür erreichen konnten werde ich von den Füßen gehauen.
Ich finde mich am Boden wieder und über mir hockt Nathan mit geröteten Augen.
„Hast du was genommen, Nathan?", stottere ich geschockt. Er würde sowas doch niemals machen! Was ist nur passiert in der kurzen Zeit, die er weg war?!
„Du verdammte Hure! Ich werde die Manieren bei bringen", flüstert er gefährlich und sofort breitet sich Gänsehaut auf meinem ganzen Körper aus. Hilfesuchend schaue ich mich nach einem Gegenstand um, doch nichts liegt in greifbarer Nähe.
Das Einzige was ich wahrnehme sind seine Schläge in den Magen und Jaspers lauten Hilferufe.
Leider wird das nichts bringen. Das nächste Haus ist erst in 1-2 km.
Weit und breit ist niemand.
Wir sind abgeschottet.

Bei dem 12. Schlag in den Magen höre ich auf zu zählen. Es tut sogar fast gar nicht mehr weh. Nur noch dumpfe Schläge nehme ich wahr und nun stoppt er endlich.
„Du bringst sie noch um! Bitte!", schreit Jasper weinend und versucht Nathan von mir runter zu ziehen.
Wütend brüllt Nathan rum und schubst leichtfertig Jasper zu Boden, welcher regungslos liegen bleibt.
Sofort breitet sich Angst und Sorge um Jasper aus und mein Lebenswille ist wieder aktiviert.
Wütend schnappe ich mit meiner Hand nach Nathanaels Haaren und kralle mich dort fest. Mit voller Wucht reiße ich ihn zu mir an den Haaren runter und beiße in seinen Hals.
Laut schreit er und verpasst mir den nächsten harten Schlag in den Magen. Ich habe das Gefühl es fehlt nicht mehr viel und ich kotze ihn an.
Moment! DAS IST ES!
Mit aller Kraft versuche ich zu würgen und da passiert es.
Im nächsten Moment springt Nathan angewidert von mir runter und versucht sich das Erbrochene von Leibe zu wischen.
Diese Gelegenheit nutze ich ohne zu zögern und renne zu Jasper, welcher immernoch regungslos am Boden liegt.
„Jasper!", schreie ich verzweifelt und rüttele an seinem Oberkörper.
„Oh, lieber Gott. Bitte nicht", flüstere ich und weine. Mein lieber Junge.
Ich ziehe ihn auf meinen Schoß und weine in seine Haare rein.
Bitte Gott, nimm mein Leben, aber nicht seins! Er ist so jung und hatte nie wirklich Hilfe im Leben bekommen! Er verdient eine zweite Chance. Als ich ihm durch sein Gesicht streicheln will, spüre ich etwas feuchtes an meiner Hand.
Blut.
Aber nicht meins!
Ein schlimmes Gefühl macht sich in mir breit und nimmt mir fast den Atem. Ich taste mit meiner anderen Hand seinen Hinterkopf ab, schaue nach und erneut klebt Blut an meiner Hand.
„JASPER! ÖFFNE DEINE AUGEN", brülle ich und haue mich selbst.
Mein ganzes Herz zieht sich zusammen und erschwert mir das Atmen.
Plötzlich reißt Jasper seine Augen auf und zieht scharf die Luft ein. Er rollt sich in meinen Armen zusammen und weint.
Erleichtert weine ich los und ziehe ihn eng an mich.
Wie vom Teufel besessen, sehe ich nur noch rot.
Gerade als ich mir Nathan rannehmen wollte, der sich das Schauspiel vor mir ansieht, stürmt ein bewaffneter Aurelio mit mehreren Männern ins Haus.
Nicht das auch noch! Das hat mir gerade gefehlt. Die beiden Männer, die ich aus meinem Leben endgültig verbannen möchte, tauchen gleichzeitig auf.
Jemand meint es wirklich schlecht mit mir .
Plötzlich richten alle die Waffen auf Nathan, der schockiert seine blutigen Hände in der Luft hält.
„Feli, bist du in Ordnung?", ruft mir Aurelio fragend zu und bleibt fixiert stehen, mit der Waffe auf Nathan gerichtet.
„Nimm die Waffe sofort runter. Die anderen auch. Das ist mein Mann", zische ich aufgebracht. Keine Toten heute bitte.
„Das ist kein Grund für mich", murmelt er grinsend und entsichert seine Waffe.
„Aurelio! Sofort!", schreie ich und sofort senken sich alle Waffen.
Und als jemand in den Vordergrund läuft, dachte ich, ich seh nicht richtig!
Ist das möglich?
„Silo?", flüstere ich schockiert und er schaut mir direkt ins Gesicht.
„Sind das deine Lover, du Schlampe?!", keift mich ein ziemlich wütender Nathan an.
„Ach du kannst mich mal! Ich lasse mich scheiden von dir!", schreie ich ihn zurück an.
„Naww, dann darf Daddy sich von seinem Sohn wohl verabschieden", witzelt Aurelio leider Gottes und sofort starrt Nathan schockiert.
„Bist du- bist du schwanger, Liebes?", fragt er nüchtern und wischt sich über sein Gesicht.
Oh fuck! Das läuft mega aus dem Ruder. Aurelio denkt ja noch, dass Jasper mein Sohn ist! Fuck!
„Ne alter, dein Sohn da drüben in den Armen meiner Frau", witzelt Aurelio weiter und betont das meine sehr deutlich, was Nathan wütender macht.
„Erstmal haben wir keinen Sohn. Zweitens ist das lange nicht deine Frau, sondern meine. Und sie bleibt es", zischt Nathan provokativ, weshalb Aurelio wütend auf ihn zu rennt und ihn am Kragen packt.
„das war sie nie! Sie war immer mein Eigentum. Du idiot warst nur ihre Rettung!", brüllt er völlig außer sich, sodass Silo sich von hinten anschleicht und Aurelio beruhigend auf die Schulter schlägt.
„Oh Gott. Du bist es, oder? Der berühmte Monti, der Frauen benutzt, wie es ihm passt", würgt mein Mann angewidert hervor und fertig zu sein scheint er auch nicht. Er legt nämlich den Kopf schief und redet weiter.
„Sie war heil froh von dir weg zu sein. Ich habe ihr Herz gefüllt mit Liebe und Sicherheit. Weißt du, wie, du Penner, sie zurück gelassen hast? Mit einem verbluteten Bein, Prellungen, Schnittwunden und offenen Wunden. Ein toller Mann bist du. Bestimmt liebt sie dich, auf jeden Fall".
Er beginnt zu lachen und kommt auf mich tatsächlich zu.
„Komm, meine Liebe. Ich mach das alles wieder gut. Mi dispiace, mi Amor", flüstert er mir zu und sofort weiß ich, dass er es ernst meint.
„Nimm Jasper. Er blutet wegen dir am Kopf", antworte ich ihm und reiche ihm Jasper, welchen er sofort unter die Arme greift.
„Komm mit, Mama. Bitte", haucht Jasper kraftlos bevor er wieder in sich sackt.
„So, würdet ihr bitte unser Haus verlassen?", fordert Nathan die Männer auf, welche uns alle, die einen gespannt, die anderen wütend, anstarren.
„Mit ihr? Ja. Ohne sie? Nein. Also komm, Feli, ich habe dir Essen gekauft", meint Aurelio und kratzt sich gelangweilt am Kopf, als würde er wissen, dass ich so oder so mit komme.
Auch, wenn ich meinen Mann gerne umbringen möchte, will ich Aurelio viel mehr verletzen.
Das ist wohl doch meine Art.
So wie du mir, so ich dir, du ignorantes Arschloch.
Ich ergreife Nathans Hand und er beginnt zu grinsen.
„Du hast meinen Mann gehört", spreche ich deutlich und bestimmend.

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