Capitolo cinquantanove

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Felicia Ricci

Ich werde aus meinen Gedanken durch ein Rascheln gerissen. Langsam öffne ich meine Augen und schaue mit verschwommener Sicht zur rostigen Tür. Naja, was soll man erwarten, wenn man eine ganz schön geizige „Mahlzeit" aufgetischt bekommt. Da fangen so langsam die Sinne an zu schwinden. Aber ich bin beruhigt, wenn ich noch die Kraft habe zum Atmen.

Die Tür geht knarrend und verdammt langsam auf. Ein gedämpftes Licht erhellt minimal diesen Käfig hier.
Ich möchte fragen, wer da ist. Wieso ich noch immer gefangen gehalten werde...
Doch es ertönt kein Ton. Meine Lippen sind rau und gerissen. Das öffnen meiner Lippen verursacht unglaubliche Schmerzen. Es brennt.
Mein Mund ist trocken. Meine Nase zu. Womöglich eine Erkältung.
Kein Wunder, bei dieser Temperatur hier unten. Erstaunlicherweise, spüre ich nur nichts. Weder Wärme, noch Kälte dringt zu mir durch. Sollte in dieser Situation von Vorteil sein.

„Felicia", ertönt seine Stimme.
Ian!
Ich drücke mich hoch, beziehungsweise ich versuche es, ziehe mich an den Ketten hoch.
Er ist es!
Wie froh ich bin ihn zu sehen! Wie hat er es nur geschafft??
„Ian!", schluchze ich und lasse mich in seine geöffneten Arme plumpsen. Erleichterung überkommt mich. Er hat mich endlich gerettet!
Endlich hat er sich überwunden und einem Menschen geholfen. Das werde ich ihm nie verzeihen.
Ich schaue hoch und suche seine grünen Augen, schreie jedoch panisch auf.
Mein Herz stoppt und droht auszusetzen.
Vor Schock lasse ich mich wieder fallen und lande mit einem dumpfen Knall auf dem kalten Boden.
„Erschreckt?", haucht er.
Das ist nicht Ian. Wie dumm konnte ich nur sein! Dumm genug zu glauben, dass er mich retten würde aus diesem Käfig.
Mein Herz knittert langsam zusammen und schrumpft.
Ich schließe langsam meine Augen, öffne sie wieder und blicke in Calis kranke Gesicht.
Nur ein Traum.

Was ich nicht alles geben würde, damit Ian wirklich hier gestanden hätte.
„Auch wenn es mich interessiert, wen du dir herbei halluziniert hast, gibt es gerade wichtigeres", haspelt er und kratzt sich nervös am Kopf. Sofort hat er meine Aufmerksamkeit.
„Was?", krächze ich mit aller Kraft hervor.
„Er ist da", ist das einzige, was seinen Lippen entkommt und sofort rauscht er davon. Die Tür wird ins Schloss gezogen und verschließt sich mit einem ohrenbetäubenden Klicken.
Schlimm, weil es mir nur verdeutlicht, dass es keine Hoffnung auf Flucht gibt.

Ich wollte mich gerade wieder hinlegen, da ertönen laute Schritte.
Viele Schritte, die sich auf mein Gefängnis zubewegen. Eilig.
Gänsehaut überkommt mich. Raubt mir den Atem. Ich will weg hier. Sofort.

Die Tür springt gewaltsam auf und ein verdammt großer Mann tritt ein.
Mein Augen weiten sich.
„Du?!", hauche ich und verliere völlig den Boden unter meinen Füßen. Würde ich stehen, würde sich das schnell ändern.
„Ich hoffe, du nimmst es mir nicht allzu böse, mi Amor. Hast du mich vermisst?", witzelt er und präsentiert sich und breitet seine Arme auf.
„Ich hätte es wissen müssen!", hauche ich weinerlich und schüttele enttäuscht den Kopf. Nicht von ihm- natürlich versetzt mir das seelische Schmerzen, dieser Verrat- aber ich bin eher mehr auf mich sauer. Ich hätte es wissen sollen, an dem Tag, an dem er mich in dieses Bordelle brachte.
Ich hätte es erkennen sollen, als ich seinen selbstgefälligen Ausdruck im Gesicht sah. Dieser schmierige und verräterische Anblick hätte mich warnen sollen! Hat es aber nicht. Ich bin, wie immer, bewusst, und zu gleich unbewusst, meinem offensichtlichen Feind in die Arme gelaufen und habe ihn mit Kusshand empfangen.

„Gino", murmele ich und nickend kniet er sich vor mich hin.
„Felicia", surrt er und fährt mit seiner großen Pranke durch meine fettigen Haare.
Das muss alles ein schlechter Witz sein.

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