Felicia Ricci
Ich wusste oftmals nicht, wie gut ich es hatte. Bis zum heutigen Tage. Immer dachte ich, wieso immer ich? Doch, heute weiß ich, dass ich es gut hatte. Denn jetzt gerade blicke ich meinem schlimmsten Alptraum entgegen und wünsche mir einfach tot zu sein. Denn besser tot sein, als in seinen Händen.
Er war mein Untergang. Er ist mein Untergang. Er wird immer mein Untergang bleiben.
Er beweist mir immer und immer wieder, dass es keinen Ausweg gibt. Nach all den Jahren, habe ich gedacht und vor allem gehofft, dass ich nie wieder in seine teuflischen und gefährlichen Augen blicken muss. Doch, anscheinend gingen meine stillen Gebete nicht durch. Ich sehe ihm nämlich in seine gierigen Augen, welche pure Gewalt und Macht ausstrahlen.
Ich traue mich kaum ihm in die Augen zu sehen, aus Angst, er könnte meine Schwäche erkennen. Das darf ich nie wieder zu lassen.
„Cali?", flüstere ich und schaue auf seine Füße, welche sich plötzlich auf mich zu bewegen.
„Schau mich an, Feli", hauchte er und ergreift plötzlich mein Kinn, um es gewaltsam nach oben zu reißen.
„HEY! LASS SIE LOS", schreit Silo neben mir. Cali schenkt ihm keine Beachtung, sondern konzentriert sich voll und ganz auf mich. Wie damals.
„Tut dir das etwa weh?", haucht er mich an und gleitet mit seinem Zeigefinger über meine Nase.
Ich schüttele den Kopf und reiße mich zusammen. Zeig keine Schwäche, Felicia.
„Wieso bist du nur abgehauen?"
Ich schweige.
„Hast du mich denn gar nicht geliebt?"
Ich schweige.
„Es war einsam ohne mich, nicht wahr?"
Ich entziehe ihm meinen Kopf und bekam sofort die Strafe dafür. Er gibt mir, wie damals, eine feste Backpfeife, sodass mein Gesicht zu Silo fliegt.
Er schaut mich geschockt an und versucht aufzustehen, doch die Ketten hindern ihn daran.
Panisch schüttele ich den Kopf. Er darf bloß nicht die Aufmerksamkeit auf ihn ziehen! Er würde ihn töten.
„Lass das. Bleib ruhig", zische ich ihn an und versuchte so böse wie möglich zu gucken. Er muss es ernst nehmen!
Langsam beruhigte er sich und richtet sich wieder in seine Sitzposition.
„So ist fein", spricht Cali energisch und grinst uns beide an.
„Lass ihn da raus, Cali. Er gehört nicht zu mir", flüstere ich und hoffe, dass er nur einmal auf mich hört.
„Oh nein, mein Engel. So einfach wird das nicht. Erstens, mag ich das nicht, dass ein Mann in deiner Nähe ist. Zweitens, gehört er zu diesem dreckigen Bastard Monti, der wiederum dich entführt hat. Du merkst also, alles führt auf dich zurück und muss bestraft werden, einverstanden?", zählt er mir auf und klingt dabei krank schadenfroh. Was ist nur falsch bei ihm?
„Nenn ihn nie wieder Bastard. Er wird dich niedermetzeln", knurrt Silo ihn an.
Laut fängt Cali an, wie ein Psychopath, zu lachen. Ich kenne dieses Lachen. Panisch rüttel ich an meinen Ketten rum, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.
„Hey. Erzähl mir. Was hast du in den letzten 4 Jahren gemacht, Cali?", frage ich und ich hatte tatsächlich diese Frage im Kopf.
Als ich merke, dass er sich mir zuwendet, atme ich erleichtert aus. Er darf Silo nichts tun. Er ist nur wegen mir hier. Naja eigentlich wegen seinem scheiß Boss.
Er kommt auf mich zu und hockt sich im Schneidersitz vor mir hin.
Er faltet seine Hände und fängt meinen Blick mit seinem auf und lächelt leicht. Wie damals. Doch, anders als früher, jagt mir sein Lächeln eine Heidenangst ein. Ich weiß einfach, dass dieses Lächeln die pure Gewalt versteckt.
Unter dieser Fassade steckt ein gefährlicher Dämon. Er ist, um ehrlich zu sein, der Teufel höchstpersönlich.
„Guck mich nicht so an, Liebes. Deine Verachtung verärgert mich. Sei lieb zu mir, oder soll ich dir wieder Manieren bei bringen?"
„Nein!", schieße ich ängstlich zurück. Bitte, nie wieder. Ich würde das kein zweites Mal überleben.
„Also gut. Fangen wir an. Stell mir Fragen und ich beantworte sie dir", fordert er mich auf und schaut mich erwartungsvoll an.
„Wo warst du die letzten Jahre?"
„Mal hier, mal da"
„Antworte mir genauer, bitte"
„In Mexiko. Die ersten 2 Jahre. Dann habe ich gehört, dass du wieder in Italien bist und habe all meine Sachen gepackt, und bin hierher gekommen. Für dich"
Angeekelt überkommt mich ein Schauer. Dieser Lügner.
„Warum, Cali?"
„Weil ich dich liebe. Und ich sagte dir doch, ich werde dich immer finden, dich immer lieben und vor allem: ich werde dich niemals los lassen", zischt er den letzten Satz.
„Aber warum hast du ihn mit entführt?", frage ich und merke, wie Silos Kopf in meine Richtung schellt. Er starrt Löcher in mich rein. Ich weiß, er mag mich seit dem Gespräch von vorhin nicht mehr, aber ich versuche sein Leben zu retten. Cali ist eine tickende Zeitbombe.
„Schatz, man hinterlässt doch keine lebende Beweise?", spuckt er so leichtfertig raus, dass mir direkt übel wird.
Ich höre Silo zischen und fange deswegen schnell an zu reden, damit Cali nicht auf die Idee kommt, ihm weh zu tun.
„Was hast du dann gemacht? Die restliche Zeit bis jetzt?"
„Ich habe mein Imperium aufgebaut und vergrößert. Ich bin mittlerweile so mächtig, dass nichtmal die Polizisten sich trauen, irgendeine Untersuchung zu unternehmen. Ich steuere sie. Ich bin das Böse. Glaub mir, du wärst lieber an meiner Seite geblieben...", flüstert er und fixiert mich mit diesem unheimlichen Blick, der mich damals vorwarnte, wenn er mir gleich weh tun würde.
„Aber mein Schatz, jetzt habe ich Fragen. Darf ich?", fragt er mich und grinst mich an. Als hätte ich eine Wahl!
Ich nicke ihm zu und bereite mich innerlich auf das Kommende vor.
„Wie konntest du es schaffen zu flüchten? Überall waren meine Männer. Übrigens sind die alle tot. Habe ihnen eigenhändig die Kehlen nacheinander aufgeschlitzt, als du geflüchtet bist. Also nenn mir ruhig die Namen", haucht er und zwinkert mir zu.
„Du hast w-was?!", stottere ich. Tränen bannen sich ihren Weg und verlassen in Mengen meine Augen.
„Oh, waren sie dir etwa wichtig? Komm sag mir, wer dir geholfen hat!"
„Nein!", schreie ich ihn weinend an. Plötzlich springt er auf und zieht ein Springmesser hervor.
„Na los! Tu mir weh! Ich spüre dank dir sowieso nichts mehr, du Wichser!", brülle ich.
Grinsend schleicht er zu meiner linken und sofort stellen sich meine Nackenhaare auf. Er stürzt sich ohne Vorwarnung auf Silo und zerrt ihn hoch zu sich.
„Nein! STOP!"
„Aha, also. Wer war es?", hakt er nach und hält sein Messer an Silos Kehle. Silo spannt sich an und beobachtet das Schauspiel.
„Ich- e-es war. Bitte nicht, Cali!", bettel ich und wische mir meine laufenden Tränen weg.
„Los", knurrt er und setzt das Messer noch fester an seine Kehle, sodass ein Bluttropfen bereits runterläuft.
„ES WAR PIUTTÒ!".
Sofort lässt er Silo wieder auf den Boden fallen und lacht laut.
„So schwer war das doch nicht, oder?", flüstert er und zieht sein Handy aus der Hosentasche.
Er tippt etwas auf seinem Handy ein und beginnt einfach zu telefonieren. Währenddessen dreht er sich zu mir und starrt mir schadenfroh in meine Augen.
„Piuttò. Sì. Schlachte seine ganze Familie ab. Ach. Film das. Ich muss das jemandem zeigen", befiehlt er jemandem glücklich und streckt mir die Zunge raus.
„Nein! Nein, nein, nein! Tu das bitte nicht! Er hat kleine Kinder! Bitte!", kreische ich und schreie durch die ganze Halle.
„SEI SOFORT RUHIG!", brüllt er mit einem gefährlichen Unterton. Sofort verstumme ich. Ich schlucke meine Panik hinunter, stehe auf und versuche mit einer Schnelligkeit ihm das Messer zu entziehen, was mir gelingt.
Er staunt und fängt sich dann wieder.
„Und was jetzt? Hinter dir stehen ausgebildete Männer. Überleg dir alles zweimal", flüstert er und starrt hinter mir zu seinen Männern.
„Du lässt Silo sofort gehen, oder ich töte mich", drohe ich ihm und verdammt! Ich weiß genau, dass er mich leiden sehen will. Mein Tod würde ihm rein gar nichts bringen. Sofort spannt er sich an und bestätigt somit meine Vermutung.
„Sei nicht albern", knurrt er und kommt einen Schritt auf mich zu.
„Bleib. Weg!", schreie ich und setze das Messer an meine Handgelenke an.
Sofort bleibt er stehen und hebt seine Hände hoch.
„Du weißt, was ich will. Also tu es, oder verabschiede dich von mir!"
„Luigi. Lass ihn gehen. Krümmt ihm kein Haar. Ich stehe zu meinem Wort", zischt er und behält mich dabei genau im Auge.
„Felicia, nein. Ich bleibe hier bei dir!", mischt sich nun Silo mit bebender Stimme ein. Ich werfe ihm einen warnenden Blick zu.
„Sei nicht dumm! Ich kann dir nicht helfen!", brüllt er mich an.
„Cali, bring ihn fort. Er soll zu seinem Boss gehen können. GESUND. Und wehe ihm fehlt ein Haar. Ich schwör dir, Cali. Das wirst du bereuen", drohe ich ihm wieder und knurre die beiden Männer an, welche mich nur leider gar nicht beachten. Sie sind völlig auf ihren Boss konzentriert, welcher ihnen endlich zunickt.
„So sei es", spricht Cali und sofort wird Silo aufgehoben und davon getragen.
„Nein! Felicia! Es tut mir leid was ich gesagt habe!", ruft er mir hinterher.
Ich drehe mich um und schaue ihn mit tränenden Augen an.
„Mir auch. Leb wohl", hauche ich ihm zu und lächele ihn schwach an.
„Wir kommen dich holen! Verlass dich darauf!", brüllt er und versucht den Männern eine Faust in den Bauch zu rammen. Vergeblich. Er wird über die Schulter von Luigi geworfen und nun verschwinden sie durch die Tür.
Langsam drehe ich mich zu Cali um, der mich ausgiebig mustert.
„Deal ist Deal, Kleine. Gib das her", flüstert er und kommt mir wieder näher.
Jetzt bin ich ihm ausgeliefert.
Zögernd drehe ich das Messer in meiner Hand um und überlege, ob ich es ihm geben, oder ihn abstechen soll.
Abwartend schaut er mich an und streckt seine flache Hand aus.
Ergeben lege ich das Messer in seine Hand. Wieder grinst er und beugt sich zu mir runter.
„Deine Strafe...", flüstert er und rammt mir plötzlich mit voller Wucht das Messer in meinen Oberschenkel.
Schreiend breche ich zusammen und kreische die ganze Halle vor Schmerzen zusammen. Ich blicke auf mein blutigen Oberschenkel und versuche die Blutung zu stoppen. Währenddessen wischt er sich das blutige Messer an seiner Jeans ab und entfernt sich.
Weinend liege ich am Boden und merke nur noch, wie sich meine Sicht verschlechtert und sich schwarze Punkte auf meinem Blickfeld bilden.
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Obsession
Romance„Du bist besessen von mir, oder?", fragte ich ihn unsicher und hatte Angst vor der kommenden Antwort. Er starrte mir weiter in meine Augen und in ihnen loderte ein unstillbarer Hunger. „Was wenn ja?", knurrte er und senkte den Blick auf meine Lipp...