Capitolo ottantatre

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Aurelio Monti

Alles ist grau in grau. Die Wolken, der Himmel, das Flugzeug... meine Seele.
Ungeduldig wandern meine Finger auf der Armlehne hoch und runter. Alles stört mich. Diese Enge. Die Situation. Die Bedingung, die ich eingehen musste.
Gestresst atme ich aus.
Ach, Felicia, ach.

Was hast du dir nur dabei gedacht? Ich finde alles heraus. Ich wusste vom ersten Augenblick an, dass du in México untergetaucht bist. Ich wusste, wo Jasper untergetaucht ist. Alles wusste ich. Ich bin der mächtigste Mann! Was hast du erwartet? Dass ich weine und mich damit abfinde, dass du mich zum dritten Mal verlassen wolltest? Das erste mal akzeptierte ich nicht. Das zweite mal akzeptierte ich nicht. Und das dritte mal erst recht nicht. Du wirst dich niemals von mir lösen können. Das einzige, was uns trennen wird, ist der Tod.

„Du machst mich nervös!", knurrt die Stimme von der anderen Seite.

Bei dem Klang der ekelerregenden Stimme knirsche ich mit den Zähnen. Wie konnte ich mit so etwas eine Vergangenheit haben? Geschweige denn daran glauben, eine Zukunft aufzubauen? Ja richtig, ich war auf Macht aus. Aber es hat sich vieles geändert. Vieles. Aber alles zu seiner Zeit.

Langsam lasse ich meinen Blick durch das Privatjet schweifen. Wie er da sitzt! Sofort macht sich Wut in mir breit. Das ist mein Privatjet! Er solle sich klein machen und dankbar sein, überhaupt hier sitzen zu dürfen. Er kann froh sein, dass ich ihn nicht an das Fluggetriebe gebunden habe. Da würde er mit Sicherheit nicht so protzig sitzen und sich im Schneidersitz niederlassen.

„Schuhe. Runter."

Meine Stimme ist nur noch ein grölendes Knurren. Ich hab die Schnauze voll. Wieso musst du mir alles so schwer machen, Felicia?
Wieso konntest du nicht einfach glücklich und zufrieden sein mit dem, was ich dir gab?

„Komm, Lockenköpfchen, woran denkst du?", neckt er mich und grinst mich gehässig an.

„An sie."

Sofort verdunkelt sich seine Miene.

„Du erinnerst dich an unseren Deal, ja?", erinnert er mich und mutmaßt mich skeptisch.

Kann eine Laune noch tiefer fallen, als auf den Nullpunkt? Nein? Passiert aber gerade bei mir.
Falsch lächel ich ihn an und nicke ihm zu.

„Natürlich. Noch irgendwelche Wünsche?"

Er überlegt tatsächlich.
Meine Finger zucken. Sie wollen unbedingt etwas ergreifen, etwas spitzes, womit man ihn leicht und qualvoll ermorden kann.

„Ich bestimmte den Ort, die Hochzeit und das Anwesen!", fordert er.

Laut knalle ich meine Hand auf den Ledersitz vor mir und springe geladen auf.

„ÜBERTREIB ES NICHT, CABELLO!"

Beleidigt springt auch er auf und eilt auf meine Flugseite herüber.
Ganz nah steht er vor mir. Will er mich einschüchtern?

„Du. Du und ich haben ein Abkommen. Vergiss die Regeln nicht. Das Brechen eines Schwurs wird mit dem Tod bestraft, Monti", knurrt er und reißt dabei seine grünen müden Augen auf.

Wie könnte ich das vergessen?

Flashback
•2 Wochen zuvor•

Silo rüttelt an mir. Feste. Ich spüre sogar, wie mein Gesicht zur Seite fliegt. Was ist nur passiert? Mein Herz rast, mein Blut rauscht und meine Ohren beben.

„Er ist da!"

Sofort richte ich mich auf und versuche aus der Seifenblase, die mich zu umgeben scheint, zu entkommen.

„Lio!", schreit die mir allzu bekannte Stimme zu.

Meine Atmung wird flacher und langsamer.

„Wo ist sie?", hauche ich mit fletschenden Zähnen.

Ich verliere es.
Meine Kontrolle.
Sie gleitet mir aus meinen Händen und ich kann nichts dagegen tun. Nichts.
Das erste mal bahnt sich Angst ihren Weg und lässt mich zum aller ersten Mal in meinem Leben schwach fühlen.
Und jedes Mal ist der Auslöser dieser Gefühle Felicia.

„DAS MUSS ICH DICH FRAGEN!", brüllt er völlig außer sich und fängt tatsächlich an zu weinen.

Verrückt, oder? Ein Mann, der dir droht dich qualvoll zu ermorden, liegt jetzt weinend und schluchzend vor dir auf dem Boden, schlägt seine Fäuste auf alles, was neben ihm liegt und brüllt seine Frust heraus.
Sehr dramatisch, Ian.
Wirklich sehr dramatisch.

„Steh auf. Ich muss herausfinden wo sie ist!", meine ich und lasse meinen Blick auf ihm ruhen.

Schniefend steht er auf und steht mit schwankenden Beinen vor mir. Er soll gehen. Ich muss sie finden, ehe es zu spät ist. Wer weiß, wer ihr geholfen hat.

„Ich weiß, dass Jasper geflohen ist. Daher dachte ich ja, dass du sie fortgebracht hast!"

Jasper? Jasper ist weg?
Mein Blick schellt zu Silo, der nachdenklich in der Ecke steht und angespannt auf den Boden starrt. Schönen Job hast du erledigt, Silo.
Aber dazu komme ich später. Ich dulde nämlich keine Fehler in meinem Kartell. Silo darf froh sein, dass er Jahre lang an meiner Seite ist. Wäre es ein Neuling, würde ich ihn für Monate in den Keller einsperren, mit tagelange Folter und nur einem kleinen Stück Brot am Tag.
Glück hast du, Silo.

„Ich komme sie mit suchen!", schreit Ian förmlich panisch und schaut mir in meine Augen wie gebannt.

Ich erkenne es.
Angst.
Doch er hat keine Angst vor mir. Nein, er hat Angst um sie...
Vielleicht kann ich mir das zum Nutzen machen.

„Du kannst sie nicht ohne mich finden, Monti"

„Wieso sollte ich das nicht können?", schnurre ich gespielt schockiert und grinse ihn an.

Ich kann alles.

„Weil die südlichen Regionen mit gehören. Und wir kennen Felicia. Sie würde niemals in kältere Regionen auswandern. Ohne mich bist du aufgeschmissen", erklärt er beinahe panisch und atmet zügig ein und aus.

Fuck.

„Er hat recht, Lio", flüstert mir Silo plötzlich ins Ohr.

Nochmal Fuck.

„Ok, einverstanden", knurre ich und setze zum Gehen an, jedoch stoppt mich Ian dabei.

„Eine Bedingung."

Wutentbrannt reiße ich meine Augen auf und kralle mich in seinem Hemd fest.

„Wie bitte?! Stronzo! (Arschloch). Was willst du?!", schreie ich ihn an und schubse ihn von mir weg.

Stolpernd kommt er zum stehen und richtet sein Hemd lässig.

„Ich heirate sie."

Flashback Ende

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