Capitolo novantacinque

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Fila Monti

„Ob ich sie vermisse?", spuckt er angewidert hervor und fängt an schwer zu atmen.

„Ja."

„Möchtest du wirklich die Antwort wissen?", fragt er mich und aus irgendeinem Grund stellen sich mir die Nackenhaare auf.

Er wird von Tag zu Tag gefährlicher und eigentlich sollte ich jetzt schweigen oder ihn in Ruhe lassen, aber ich will wissen, ob er so schlimmer wird, weil er sie vermisst oder einfach von Grund aus ein schlechter Mensch ist.

„Ja.", wiederhole ich.

„Ich zeige dir die Antwort...", murmelt er und plötzlich schießt er hervor, krallt sich mit seinen dicken Fingern in meine Haare fest und drückt mich mit Gewalt unter sich.

„NEIN!", schreie ich, doch er drückt mir seine andere Hand auf den Mund.

„Deine Mutter war eine dreckige und schwache schlampe! Sie hat den Tod verdient und Gnade dir der liebe Gott, Fila! Solltest du dich ebenfalls als schwach herausstellen und diesen verfickten Typen oben nicht heiraten, dann wirst du neben deiner widerlichen Mutter begraben!", brüllt er mit knurrender Stimme und spuckt mir letztendlich mitten in mein Gesicht.

Wutentbrannt baue ich mich auf und tue das einzig richtige in so einer Situation.
Sich in Sicherheit bringen...?
Mit voller Wucht hole ich aus und schlage in sein abartiges Gesicht.
Und nochmal.
Meine andere Faust folgt und trifft auf sein Nasenbein, welches laut aufknackt und Unmengen an Blut nun rausläuft.

Der Schock ist ihm ins Gesicht geschrieben, doch das verdränge ich. Die ganze angestaute Wut kommt in mir hoch! All die Jahre, die er mich erniedrigt hat und meinen geliebten Bruder gefoltert hat! Er verdient den Tod! Nur er!

Diese ganze Enttäuschung, Trauer und Wut trifft wie eine riesige Welle auf meinen Verstand ein, sodass mich Adrenalin erfüllt und zu dummen Gedanken bringt.
Zu sehr dummen Gedanken.
Mein Blick fliegt blitzschnell durch das Zimmer und sucht einen schweren oder spitzen Gegenstand. Er muss leiden.

Als ich fündig wurde, steuern auch schon meine Beine auf eine Steinkunst zu und schon umgreife ich sie. Noch immer steht Aurelio unter Schock am selben Fleck und beobachtet mich still.

„Verschwinde! Verschwinde oder ich vergesse mich, Aurelio!"

Er schweigt noch immer, weshalb ich es sofort ausnutze und ihm so nah komme, wie er mir vorhin.
Ich wische mir deine Spucke aus dem Gesicht und schmiere sie an seinem sowieso schon verschmutzten Jackett ab.

„Du hast 2 Tage Zeit, um mir Ian zu bringen! Taucht er hier nicht auf, werde ich mit meinem Ehemann einen Bandenkrieg anzetteln! Du wirst verlieren!", zische ich drohend und eile zu der Tür, um sie aufzureißen.

Die Wachmänner von Massimo kommen sofort angerannt.

„Raus mit diesem Schmarotzer."

Sofort agieren sie und greifen ihm grob unter die Arme, um ihn raus zu schleifen. Eins fehlte noch. Eines, wobei ich mir ziemlich sicher war, dass es ihn mehr als nur provozieren und verletzen würde.

„Denk an meine Worte...", flüstere ich.

Gerade war er fast durch die Tür, da drehte er seinen Kopf um, wollte gerade was sagen, doch ich kam ihm zuvor.

„Deine Zeit ist vorbei."

Seine Augen wurden matt und etwas unheimliches tritt in sein Gesicht. Seine Muskeln zucken und seine Augenfarbe verdunkelt sich schlagartig. Zu allem übel ertönt ein grollender Blitz, der so laut war, dass ich dachte, er ist über unseren Köpfen eingeschlagen.
Das war kein gutes Omen!

Die nächsten Sekunden vergehen schnell. Aurelio wurde abgeführt und vom Anwesen verbannt. Ich hoffe nur, er würde sich meine Worte zu Herzen nehmen. Ich scheue nicht davor, meinen Bruder wieder zu mir zu holen. Auch wenn er mich, aus welchen Gründen auch immer, hasst.
Ich habe es mir und ihm versprochen. Ich hole ihn und werde ihn immer beschützen.

Schritte eilen die Treppe hinunter und nähern sich mir.

„Was ist passiert?!"

Ach, der Held trifft auch mal ein. Wie schön!

„Du! Du bist schuld daran! Du hast mich in seine Falle gelockt! Jetzt hör mir mal gut zu, Massimo. Du wirst mich heiraten. Noch heute!", knurre ich und stupse ihm feste gegen seine Brust.

Weit reißt er seine Augen auf und leicht öffnet er seinen Mund vor Schock.

„Wir müssen unschlagbar sein! Er wird wieder kommen. Also los, arrangier alles und heirate mich!"

Erwartungsvoll starre ich ihn an.
Verblüfft starrt er mich an.

Gerade als er was sagen wollte, schließt er wieder seinen Mund und räuspert sich.
Langsam geht er auf seine Knie und schaut auffordernd hoch zu mir.
Er öffnet wieder seinen Mund und lässt mich nicht aus seinen Augen.
Gehts jetzt los?

„Heirate mich."

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