Capitolo venti

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Felicia Ricci

Ich breche mit ihm zusammen auf den Boden, weil er mit seinem gesamten Gewicht auf mir war.
„Silo! Wach auf!", schluchze ich und rüttele an seiner Schulter.
Wieso müssen immer die Guten so einen schlimmen Schmerz erleiden?
„Geh sofort raus hier!", kreische ich aufgebracht zu Monti, welcher nutzlos vor uns steht und einfach nur starrt. Wie kann er da so seelenruhig stehen, während sein bester Freund bewusstlos, auch wegen ihm, auf dem Boden liegt.
Sowie ich es gesagt habe, stürmt er aus dem Zimmer heraus und kickt natürlich den heruntergefallenen Türknauf in meine Richtung, dass er fast gegen meinen Kopf geschossen ist.
Ungläubig starre ich ihm hinterher.
Silo hatte recht. Er kann kein Mensch sein. Er ist ein Ungeheuer.

-

15 Minuten später ist Silo aufgewacht und hat seitdem kein Wort geredet. Aufstehen wollte er auch nicht. Ich sitze also neben ihm am Boden und beobachte, wie er regungslos da liegt und einfach die Decke anstarrt.
Ich streichele ihm ab und zu über seinen Kopf, um ihm zu zeigen, dass er nicht alleine ist, aber wer weiß, was Monti ihm genommen hat...
„Kann ich was für dich tun?", frage ich ihn flüsternd.
„Sie war meine Verlobte", spricht er unaufgefordert, obwohl mir tatsächlich diese Frage seit 30 Minuten durch den Kopf schwebt. Ihm läuft eine Träne herunter und tropft auf den Boden.
„Wir sind- waren seit 2 Jahren verlobt. Er hat sie getötet".
Stille.
Man hört nur noch sein rasendes Herz und meine Atmung, welche ziemlich schwer geht. Ich bin nämlich kurz davor zu weinen. Ich kann es nicht ertragen, wenn ich sowas hören muss und vor allem nicht aus Silos Munde.
„wieso?", flüstere ich, als würde dadurch der Schmerz für Silo weniger werden.
„Ich wäre angeblich durch sie abgelenkt. Nur wegen ihr hätte ich dich dort zurück gelassen...", erzählt er mir und mir bleibt beinahe mein Herz stehen.
„Was?!", würge ich hervor und kann es kaum fassen.
Er nickt und erneut laufen ihm Tränen herunter.
„Bin ich es schuld?", hauche ich eher zu mir selbst. Mir laufen nun auch Tränen herunter. Hat er wegen mir seine Frau verloren? Bin ich so ein Unglücksbringer?
Ich sollte mich schämen!
Ich rutsche von ihm weg, doch werde sofort daran gehindert.
„Denk ja nicht daran, Felicia. Nichts davon ist deine Schuld. Dass du entführt wurdest ist nicht deine Schuld. Dass dein Vater ein Versager ist, ist auch nicht deine Schuld. Die Menschen sind schlecht. Sie tun schlechtes und leben dafür wie ein König".
Er blickt mich nun das erste mal mit seinen Blut unterlaufenen Augen an, welche nach Hilfe schreien, und lächelt mich leicht an, doch ich weiß, was für eine Welle der Emotionen hinter diesem Lächeln steckt.
Purer Schmerz und Verrat.
„Ich habe sie geliebt, Felicia... Und er war mein bester Freund. Ich habe vorhin davon erfahren und wollte es erst nicht glauben. Doch es ist wahr...", nun bricht seine Stimme ab und er weint plötzlich bitterlich.
Sofort nehme ich ihn in den Arm und versuche einfach da zu sein.
Er zittert am ganzen Körper und ist gar nicht in der Lage vernünftig zu atmen.
Was soll ich jetzt nur machen?
Wir können ganz bestimmt nicht bei diesem Monster bleiben...
Da fällt es mir plötzlich ein.
„Silo!", rufe ich und hoffe, dass es zu ihm durch dringt. Sofort erstarrt er und blickt mich an.
„Ich weiß was!"
„W-was?", stottert er und schnieft laut.
„Wir verschwinden von hier! Ein für alle mal!"
Um ehrlich zu sein grault es mir vor seiner Antwort. Schließlich ist er ja Aurelios rechte Hand... ich hoffe er wird nicht sauer.

Plötzlich rafft er sich zusammen, steht auf und ergreift blitzschnell meine Hand.
Sofort entziehe ich sie ihm und krabbele zurück.
„Bring mich nicht zu ihm! Bitte", flehe ich, denn ich kann keine weitere Sekunde in seiner Nähe verbringen.
Er schüttelt den Kopf und ergreift wieder mein Handgelenk.
Sofort zieht er mich auf die Beine und eilt mit mir durch die Flure.
„Nie wieder betrete ich diesen Boden", murmelt er und spuckt verächtlich auf den Boden. Plötzlich bleibt er stehen und zieht ein Messer. Wow. Meine Augen weiten sich, als ich sehe was er vorhat.
Er sticht schnell in seinen Finger rein und drückt aus ihm Blut heraus.
Als ein Tropfen entstanden ist, geht er zur Wand neben uns und schmiert ein großes X darauf.
„Erklär ich dir später", sagt er schnell bevor er mich weiter zieht. Er holt nun aus seinem Hosenbund eine Pistole und schleicht geduckt vor mir weiter.
Bald haben wir's geschafft!
Kein Aurelio mehr, der alle kontrolliert und kommandiert.

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