Felicia Ricci
„Gino"
Er schaut mir dreist konstant ins Gesicht und verzieht keine Miene. Dieser Wichser.
Sein Bordelle. Sein Geld.
Alleine seine Penthouse-Wohnung hätte mir einen Denkstoß verpassen müssen. Aber nein- klein Feli ignoriert solche Warnungen lieber und ist dann am Ende überrascht und verletzt.
Ich muss das echt ändern...
„Ich hab dich vermisst... du hast mir ja gar nicht mehr geantwortet, Liebes", schnurrt er und zwinkert mir anzüglich zu.
„Weißt du was, Gino?", krächze ich und finde so langsam meinen Stolz wieder.
Er schaut mich wartend an und reckt sein Kinn.
„Du bist ein hässlicher, mieser, ekelerregender Opportunist. Fick dich", witzel ich und verstelle, so gut es geht, meine angebrochene Stimme und strecke ihm zum Ende hin meine Zunge raus.
Und wie erhofft, brodelt er vor Zorn.
Er spannt sich an. Seine Muskeln, sowie Adern stechen hervor und sein Gesicht läuft rot an.
Perfekt.
„Du hattest schon immer ein loses Mundwerk und würde ich dich nicht brauchen, wäre heute dein Tag der Erlösung", knurrt er und läuft auf mich zu. Vor mir kniend beäugt er mich und zieht grob an meinem Kinn herum.
„Du stinkst nach Scheiße", würgt er angewidert hervor.
Ach, auch schon aufgefallen? Ist ja nicht so, dass hier Leichenreste und tatsächlich meine Scheiße liegen.
Blitzdenker.
Genervt verdrehe ich meine Augen.
„Naja, du kannst dich gleich frisch machen. Immerhin ist heute eine Hochzeit!", verkündet er glücklich und haut ab, ohne ein weiteres Wort, oder eine weitere Mimik.
Einfach weg und die Tür wird hinter ihm geschlossen.
Erneut die Dunkelheit, die mich überkommt.
Welche Hochzeit?•Flashback•
Gino BotegaIch habe solch eine Angst um sie. Was, wenn ihr was passiert ist?? Ihr Vater hat mich angerufen. Es ist 5 Minuten her und ich zittere immernoch.
Weder an ihr Telefon geht sie, noch ein Lebenszeichen von ihr.
Ich habe von diesem Signor Monti gehört. Ein skrupelloser und widerlicher Mann.
Ein Mann, bei dem Felicia nichts zu suchen hat. Jeder, außer sie!
Sie gehört zu mir.
An meine Seite.
Und das schon, seitdem ich denken kann.
Durch dick und dünn sind wir gegangen. Hand in Hand.
Und jetzt hat sie einfach ein anderer? Das werde ich weder hinnehmen, noch tolerieren. Dieser Monti wird mit aller Kraft spüren, was es heißt, sich mit den Botegas anzulegen.
Ich werde es tun, für sie.
Für die Liebe meines Lebens.
Felicia Ricci.
Die Frau, die meine Welt heller scheinen lässt. Die Frau, die mich hypnotisiert, nur mit ihren eisgrauen Augen. Ich schwelge in Erinnerung, wie ihre Augen immer glänzten, wenn wir uns ansahen.
Ich kann nicht sagen, ob sie mich ebenso liebt, wie ich sie- aber mein Vater lehrte mich, dass eine Frau das Lieben lernen kann.
Und ich werde sie dazu bringen, mich lieben zu lernen.
Es wird mir gelingen.
Doch dazu muss ich Risiken eingehen.
Heute. Jetzt.
„Ich bin bereit, Padre", spreche ich kühl und lasse die Maske auf mein Gesicht eintreffen.
Vor mir sitzen 30 Männer. Alle in schwarz. Köpfe gesenkt. Schultern straff.
Und mein Padre- in der Mitte, in einem weißen Smoking. Seine Waffe an seiner linken Seite- sein Springmesser auf der rechten.
Es ist soweit. Auch sein Gesicht zeigt keine Emotionen. Als ich klein war, hatte ich Angst vor diesem Ausdruck. Vor dieser Kälte, die jeden droht einzufrieren. Er lehrte mir jedoch, dass es eine Taktik ist. Kenne deinen Freund, kenne deinen Feind. Lass sie aber nicht dich kennen. Somit brachte er mir bei, jegliche Emotionen aus dem Gesicht zu verbannen. Er schlug mich sogar nächtelang und erwartete dann von mir, dass ich weder weinte, noch meine Augen zusammenkniff. Ich erduldete also den Schmerz und lernte mit ihm umzugehen. Er sagte: „Sei froh, denn in einer lebensbedrohlichen Situation soll dein Gegenüber niemals wissen, wann und ob du verletzt bist. Nutze diesen Vorteil".
Und das alles erlebte ich mit gerade mal 8 Jahren.
Feli hat nichts mitbekommen. Ich durfte ihr nicht einmal etwas von meiner Familie erzählen. Von meinem mächtigen Vater, meiner toten Mutter und meinem egoistischen Bruder.
So oft, war ich kurz davor ihr alles zu sagen, mich freizusprechen, in der Hoffnung, meine Sorgen würden schrumpfen. Aber ich tat es nicht. Aus Angst und Respekt vor ihm.
Derjenige, der mich eiskalt und monoton anschaut, ohne mit der Wimper zu Zucken.
„Gino Botega. Schwörst du hiermit, ein Teil der Botega Mafia zu werden?", fragt er gelassen und kühl.
Jeder schaut mich an. Ebenfalls kalt.
„Ich schwöre", entgegne ich angespannt.
„Schwörst du hiermit, in jeglicher erdenklichen Situation, deine Mafia zu beschützen und zu hüten?"
„Ich schwöre"
„Und schwörst du hiermit, nicht nur ein Teil der Mafia zu werden, sondern sie zu führen?"
„Ich schwöre"
„So sei es", haucht er, greift nach seiner Pistole.
Jeder tut es ihm gleich.
Mein Herz rast.
Wollen sie mich erschießen?
Sie zielen an die Decke und plötzlich ertönt ein Feuergefecht.
Sie schießen 3 Kugeln ab. 30 Männer. 30 Waffen.
90 Kugeln.
Mein Leben.
Eines, welches jetzt der gefürchteten Botega Mafia verpflichtet ist.
Komme was wolle.
Ich verneige mich vor meinem Vater und würdige ihm meinen Respekt, sowie meine Dankbarkeit.
Er nickt, klopft mir auf die Schulter und geht.
Ehe er und der restliche Kartell den Saal verlassen, dreht er sich um und schaut aufmerksam an mir vorbei.
Wieso?
„Richte ein, dass Calzone das Mädchen zurückholt. Sie soll Angst haben. Sobald sie wieder frei ist, unversehrt!, holst du sie ab und bringst sie zu uns", befiehlt er streng und verlässt ohne weiteres den Saal.
Fragend drehe ich mich um und sehe ihn da sitzen.
Ich balle meine Hände zu Fäusten.
Was sucht er hier?! Das ist mein Tag!
„Jawohl, Patron", murmelt mein Bruder und springt vom Sessel auf. Dieser Sesselpupser. Was anderes konnte er noch nie!
Egoistischer Bastard.
„Das wirst du nicht machen, es ist meine Aufgabe Felicia zu holen!", knurre ich und trete ihm drohend näher.
Leider zog das nie bei ihm.
Er baut sich auf und schaut mit seinen pechschwarzen Augen auf mich herab.
„Ich bin neugierig. Wer ist nach all den Jahren die kleine Felicia... sorry. Papas Auftrag. Nicht deine oder meine Entscheidung", säuselt er provozierend und rauscht davon.
Mistkerl.•Flashback Ende•
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Obsession
Romance„Du bist besessen von mir, oder?", fragte ich ihn unsicher und hatte Angst vor der kommenden Antwort. Er starrte mir weiter in meine Augen und in ihnen loderte ein unstillbarer Hunger. „Was wenn ja?", knurrte er und senkte den Blick auf meine Lipp...