Felicia Ricci
Während der Fahrt bin ich auf den Beifahrersitz geklettert. Ich fand es hinten neben der zersprungenen Fensterscheibe sehr kühl und unangenehm.
Er führt seine Hand zum System vorne und drückt irgendwelche Knöpfe.
Sofort wird es um mein unteren Körper herum wärmer.„Danke", murmel ich und kuschel mich in den breiten Ledersitz hinein.
„Warum hast du das gemacht?", kommt es leise von ihm.
Stur schaut er auf die dunkle Autobahn vor uns und schaut den Autos dabei zu, wie sie an uns vorbei rauschen.
„Was?"
„Felicia", stöhnt er und schließt seine Augen für einen kurzen Moment.
„Warum hast du mir geholfen?", erklärt er genervt und schaut mich immernoch nicht an.
Sage ich ihm die Wahrheit?
Ja. Was anderes hat er sowieso nicht verdient.„Ich habe mich getäuscht in Aurelio", spreche ich leise und verknote meine Hände ineinander.
Ich mag solche Art von Gesprächen nicht. Ich fühle mich dann wie in einem Verhör. Habe Angst etwas falsches zu sagen, womit man mich am Ende mit belasten kann. Ich mag es einfach nicht.
„Wie kommt's zu der frühen Einsicht", knirscht er mit seinen Zähnen ironisch und spannt seinen Körper an.
Ja, er nimmt es mir sehr übel, dass ich ihn verraten habe.
„Er hat mich ein weiteres mal belogen und verarscht. Das passiert nie wieder!", fletsche ich aufgewühlt und kralle meine Fingernägel in den Sitz unter mir.
Er nickt. Zögernd schaue ich ihn an und möchte ihn an der Schulter berühren, doch er entzieht sich meiner Berührung und schaut stur weiter auf die Straße hinaus.
Ok. Nachricht ist angekommen.
Ich drehe mich zu meinem Fenster und schaue hinaus.
Die Freiheit ist so nah und doch so fern. Das ist unglaublich.„Es tut mir leid, Ian."
„Ich vertraue dir nicht mehr. Das war viel zu einfach. Die Flucht und der ganze Scheiß. Wieso stand mein Auto nach wie vor da? Ist das irgendein krankes Spiel von euch beiden? Wollt ihr euch so rächen?", knurrt er mich an und steigert sich total rein.
Ist er bescheuert?! Ich wollte gerade frech werden, doch da fällt es mir ein. Er hat doch recht! Naja, zumindest hat er dazu recht, sich so aufzuregen.
Und es stimmt! Es war viel zu einfach. Aurelio ist viel zu gefährlich und durchdenkt alles. Wir hätten sterben müssen, wenn er es gewollt hätte. Doch wir sind jetzt im Auto.
In einem Auto, welches geöffnet vor Aurelios Anwesen stand.„Hast du das Auto abgeschlossen??", frage ich hysterisch.
Bitte sag nein!
„Ich- ich weiß nicht. Ich glaube schon. Lorenzo hatte den Schlüssel. Den habt ihr ja umgebracht!", schnauzt er rum und grübelt.
Es fällt mir wie Schuppen von den Augen.
„HALT SOFORT AN!", schreie ich und schnalle mich bereits ab.
Ohne nachzufragen zieht er scharf nach rechts und hält auf dem Standstreifen an. Er schnallt sich ebenfalls ab und gleichzeitig horchen wir leise.
„Was ist de-"
„Psht!", zische ich.
Ein Ticken. Ein langsames Ticken. Und es kommt genau aus der Richtung vor mir.
Ich öffne zögernd und vorsichtig das Handschuhfach vor mir. Neugierig streckt sich Ian über die Konsole und schaut gespannt mit in das Fach.Mein Verdacht wird bestätigt.
Eine Bombe. Mit einer Uhr. Verkabelt.
00:36.
00:35.
00:34.
Als ich realisiere, wie schnell die Uhr doch tickt, reiße ich die Türe auf, doch sie bleibt verschlossen.
Panisch rüttelt auch Ian jetzt an seiner Tür. Vergeblich.
Das war's.
Ich schreie und trete gegen die Scheibe.
Bis auf die Scheiben.Ruckartig schaue ich auf die Uhr.
00:20.Ich ziehe Ian förmlich an den Haaren nach hinten.
Die Scheibe ist eingerissen, hat aber dennoch scharfe Spitzen, die noch in dem Rahmen hängen.
Paar Kratzer oder lebendig verbrennen und in die Luft gesprengt werden?Ich schubse Ian zum Fenster, der sich elegant durch schiebt und draußen ist.
Ich versuche ihm es nach zu tun, so elegant, ohne sich zu verletzen, aus dem Fenster zu gleiten.
Aber ich wäre nicht Felicia Ricci, wenn ich mich nicht verletzen würde.
Ein stechender Schmerz schießt durch meinen Bauch und erfüllt meinen Körper mit einer unglaublichen Übelkeit.
Mein Sichtfeld wird schwammig und schwarze Punkte erscheinen auf dem Blickfeld.
Ich spüre nur noch, wie zwei starke Hände mich umfassen und schnell aus dem Auto ziehen.
Wenige Sekunden später explodiert das ganze Auto vor meinen Augen.
Eine Hitze schießt uns entgegen und wegen der Druckwelle, landen wir hart auf dem Asphalt.
Winzige bis große Teile des Autos fliegen uns um die Ohren.
Schützend beugt sich Ian über mich und berührt meinen Bauch.
Schmerzerfüllt schreie ich auf und schaue auf seine Hand herab.
Vorsichtig führt er sie zu seinen Augen, welche ganz groß werden.
Dunkelrotes Blut.
Es läuft an seinen Fingerspitzen herunter und tropft anschließend auf meine Wange.
Ich bin gefickt.
Mein Bewusstsein lässt nach und die Dunkelheit umhüllt mich.
Warm und sicher.
Das Leben hat immer wieder was neues drauf für mich.
Danke, Leben.
Fick dich, Leben!
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Obsession
Romance„Du bist besessen von mir, oder?", fragte ich ihn unsicher und hatte Angst vor der kommenden Antwort. Er starrte mir weiter in meine Augen und in ihnen loderte ein unstillbarer Hunger. „Was wenn ja?", knurrte er und senkte den Blick auf meine Lipp...