Capitolo quarantatre

3.3K 83 7
                                    

‼️Triggerwarning‼️

Felicia Ricci

Ich weiß nicht, wie lange ich hier sitze. Ich weiß nicht, wie viele Tage bereits vergangen sind.
Ich weiß nur, dass ich lange, sehr lange, keinen mehr gesehen habe.
Essen tue ich auch nicht. Alles was meine Lippen berührt, verursacht eine unbeschreibliche Übelkeit, sodass ich mich direkt krümme und Wasser ausbreche. Das geht so lange, bis ich mein Bewusstsein verliere, weil zu viel wichtige Flüssigkeit meinen Körper verlassen hat. Danach leitet sich wie üblich das nächste Problem ein: meine Nieren brennen und schmerzen wie Feuer. Ich habe das Gefühl von innen heraus zu sterben. Alle wichtigen Organe werden nach und nach ihre Funktionen aufgeben und einfach dahin gehen, sowie meine Seele.
Aber wäre das Essproblem meine einzige Sorge, würde doch alles gut sein...
Aber wie üblich, meint das Leben es nicht gut mit mir.
Ich bin leer.
Nein, nicht metaphorisch gesehen. Ich bin wirklich leer von innen.
Ich kann mich kaum daran erinnern, in den letzten Tagen, oder sogar Wochen?, an etwas gedacht zu haben.
Meiner Vermutung nach, sitze ich Tag ein, Tag aus, auf diesem kalten Boden, und warte auf meine Erlösung.
Meine Lippen sind rau. Meine Rippen sind blau.
Alles ist kahl und trist um mich herum, als hätte alles gute und farbenfrohe mich verlassen und als Haufen Elend zurück gelassen.
Und warum das alles?
Genau. Weil ich Aurelio wieder in mein Leben gelassen habe, obwohl ich knappe 8 Jahre ohne ihn zu recht kam. Natürlich hat mein Herz oft nach seiner Nähe geschrien, was ich bis heute nicht verstehen kann, aber ich habe die Zeit überwunden. Zusammen mit Jasper.
Jasper, der gegen mich aufgehetzt wurde. Und die Antwort auf die Frage „wer hat ihn denn aufgehetzt" lässt nicht auf sich warten. Aurelio.
Nur Gott weiß, was an diesem Tag noch alles passiert ist.
Ich weiß nur noch, dass Jasper ins Zimmer gestürmt ist, sich weder um meine weinende Gestalt Sorgen gemacht hat, noch dass er sich um meine kaputten Rippen gekümmert hat, sondern wie wild auf mich eingeschrien hat.
Dabei kam sowas raus wie „du dumme Fotze" „ohne dich wäre ich besser dran" und „alles wegen dir, du dreckige schwanzlutschende Hure mit versiffter Fotze". Yes. Das war es, was mir den Verstand raubte.
Ja, ich dachte mir auch- Wow, wie bitte?
Aber es kommt schlimmer.
Als ich ihn mit leeren Augen betrachtet habe, den Sinn suchend in seinen Augen, spuckte er mir vor meine Knie und stürmte aus dem Zimmer heraus, wo Aurelio stolz im Gang stand.
Ich kann noch spüren, wie fortgeschritten mein Hass gegen Aurelio war.
Dieser hat sich natürlich gesteigert, als er mich wund gefickt hat.
Jeder einzelne Moment ist in meinem Gedächtnis abrufbar. Er fingerte mich, obwohl ich pulvertrocken war. Er biss mich und schlug mir ins Gesicht und mit einer Gürtelschnalle auf meine Mitte. Stundenlang weinte ich mir die Seele raus.
Und nun bin ich hier.
Unklar, welcher Tag es ist.
Unwissend, wie es weiter geht.
Verzweifelt, ob es sich überhaupt lohnt, weiter zu leben.
Natürlich denkt man sich jetzt „Felicia, Stell dich nicht so an, steh auf und flieh".
Wie denn?
Meine Rippen sind nicht verarztet. Sie sind blau, grün und angeschwollen.
Meine Vagina ist entzündet und wund. Die eisenschnalle hat ihre Spuren hinterlassen.
Ich traue mich nicht, aufzustehen, und dem Schmerz entgegen zu kommen. Ich will es nicht.
Ich will warten, bis mein Bewusstsein wieder nachgibt, und ich so wenigstens etwas Schlaf bekomme.
Vorsichtig taste ich meine Rippen ab. Etwas besser ist es geworden, jedoch spüre ich dennoch diese stechenden Schmerzen.
Es hindert mich daran, tief einzuatmen oder sich zu bewegen.
Das war wohl Aurelios Intention, als er mir in die Rippen geboxt hat mit seinem Ellbogen.

Plötzlich wird die Tür geöffnet und meine Augen weiten sich.
Ian!
Hoffnungsvoll blicke ich zu ihm auf und versuche in seinem harten Blick etwas zu erkennen. Mitleid, Trauer oder wenigstens Wut! Irgendwas möchte ich sehen, doch er lässt es nicht zu. Er hat sein PokerFace aufgesetzt und weist jegliche Zuneigung oder Nähe ab.
Verstehend nicke ich und sacke wieder in mich zusammen, bis ich vor meinen Füßen schwarze Lackschuhe sehe.
Sofort schellt mein Blick hoch und ich schaue in Ians grüne Augen.
Er hockt sich hin und holt aus seinem Jackett eine Plastiktüte hervor, welche mit Süßigkeiten und Obst befüllt ist.
„Du musst essen, Felicia. Das da", sagt er und deutet auf meinen Körper.
„Das sieht ungesund und eklig aus"
Verletzt über seine Anmerkung an meinem Körper, lege ich schützend die Hände um meinen Körper und neige den Blick.
„Ich will nicht", hauche ich schwach und erschrecke mich vor meiner eignen Stimme.
Mit geweiteten Augen schaue ich auf meine Füße und realisiere erstmal, wie schlimm sich meine Stimme angehört hat.
Genervt stöhnt Ian auf und verschwindet. Seine immer leiser werdenden Schritte nehme ich noch wahr, bis die Tür wieder geschlossen wird.
Und das Einzige, was mir in den Sinn kommt, ist das silber, glitzernde Ding auf der Kommode.
Ist mir das vorher nicht aufgefallen? Wollte ich es nicht sehen? Oder hat Ian es dahin deponiert? Wie gesteuert versuche ich mich zu der Kommode hinzuziehen, entlang der Fliesen, bis ich ankomme.
Ich strecke mich und bete, dass ich dran komme.
Bitte bitte bitte. Ich stöhne vor Schmerzen, doch ich muss es schaffen. Ich muss.
Plötzlich halte ich stolz das silberne Ding in meiner Hand und lasse mich wieder auf den Boden sinken.
Beim genaueren Betrachten, fällt mir auf, was das überhaupt ist.
Eine Rasierklinge.
Oder besser gesagt:
Meine Erlösung?

ObsessionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt