Capitolo centodue

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Fila Monti

„Hast du deine eigene Mutter geschlagen?"

Angewidert von ihrer Dreistigkeit, sich als Mutter zu bezeichnen, obwohl sie mir da war, lache ich. Ian neben mir schnaubt ebenfalls ungläubig und knurrt ihren Bruder an, als er einen Schritt auf uns zugehen wollte.

Bleib schön da, du haariger Snop.

„Weißt du, Mama, eigentlich müssen wir dir dankbar sein."

Verwundert reißt sie ihre Augen auf und beginnt zu strahlen.
Nicht mehr lange... dafür sorge ich.

„Ehrlich?", fragt sie saudämlich nach und streckt ihren Arm nach uns aus.

„Ja. Dank deiner Abwesenheit, durften wir viele viele viele Jahre lang mitansehen, was unser Vater mit bösen Menschen gemacht hat. Wir haben gelernt, in gewissen Situationen unsere Gefühle abzuschalten. Wir haben gelernt, alleine klar zu kommen. Wir haben gelernt, ohne dich klar zu kommen. Weißt du, was solch eine Erziehung aus jungen Kindern macht?", frage ich sie monoton und verziehe dabei keine Mimik.

Ian wirkt stolz und reckt sein Kinn nach oben. Ich spreche nicht nur für mich, nein, ich spreche auf für Ian. Ian, der nie ein Mitsprache recht hatte. Es wird Zeit, dass sich einiges ändert.

„Aber ich konnte nichts dafür, Filana", haucht sie und nennt mich bei einem anderen Namen.

„Filana? Was soll der Scheiß?", brummt Ian nun und schaut sie böse an.

„Du heißt Filana. Aber Aurelio wollte dich so ähnlich nennen, wie er mich damals nannte. Feli", sagt sie leise, beinahe schüchtern.

Aber darauf scheiße ich. Sie hat auch auf uns geschissen.

„Felicia. Verschwindet endlich, oder ich bringe euch dazu", knurre ich und reiße ihr blitzschnell die Pistole aus der Hand, mit der sie meinen Vater erschossen hat.

Welch eine Ironie... beide umgekommen, durch die gleiche Waffe. Die romantische Geschichte, von Felicia und Aurelio, hat ein Happy End. Beide sterben zusammen, am gleichen Tag, am gleichen Ort, durch den selben Grund.
Beide waren scheiß Menschen.
Sie dreht das zwar so, als würde sie uns vor ihm gerettet haben, aber sie ist genauso.

„Nein! Ich werde ab jetzt nicht mehr von euch weichen!"

„GEH!", brülle ich und gleichzeitig richten Ian und ich die Waffen auf Amar und Felicia.

Amar ist teilnahmslos und starrt dem Geschehen still zu, als wäre er gar nicht Teil der brenzlichen Situation. Immerhin wehrt er sich nicht und macht keine Probleme. Das würde noch fehlen.

Felicia glitzern Tränen in den Augen, die sie gar nicht zu verstecken versucht. Ob das eine Art von Manipulation ist? Definitiv.

„Dann stirbst du eben. Dein Karma holt dich schnell ein, Feli. Hast du noch letzte Worte?"

Ich entsichere die Waffe, welche ein viel zu lautes Klicken von sich gibt, und drücke sie feste auf ihre Stirn.

Na gut.
Leb wohl, vergebliche Mutter.
Ich schließe meine Augen und wandere zum Abzug.

„HALT!", schreit Amar plötzlich und zerstört den Moment.

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