Capitolo cinquantasette

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Felicia Ricci

Ich glaube, ich habe mich verhört. Einen Mord planen? Und ich soll helfen?!
„Du bist verrückt!", schreie ich und versuche mich vor ihm in Sicherheit zu bringen, doch die Ketten um meinen Fuß lassen dies nicht zu.
Er eilt mir näher und bleibt dicht vor mir stehen.
„Du hilfst uns!", knurrt er. Und tada. Da ist er. Der bösartige Cali. Unberechenbar und teuflisch.
Die Unschuld in seinen Augen ist erloschen. Sie spiegeln Hass und Ehrfurcht wieder. Aber vor wem?
Da erinnere ich mich. Er sagte, wir planen einen Mord. Wir.
„Wer zwingt dich?", schießt es aus mir heraus.
Ertappt reißt er seine Augen auf und schaut mich tonlos an. Er wird also tatsächlich gezwungen.
Nachdenklich schüttelt er seinen Kopf und setzt zum Gehen an.
„Wer?", rufe ich ihm nach.
Ehe er den dunklen Raum verlässt, bleibt er stehen und schaut mich an.
„Die Botegas".

Es sind einige Stunden vergangen. Meine Gedanken sind jedoch geblieben.
Die Botegas also. Was hat das zu bedeuten? Ich erinnere mich düster an die Zeit damals, wo ich von einem Bösewicht zum anderen geschubst wurde.
Nachdem Cali mich hat gehen lassen, sammelte mich doch dieser unheimliche Mann ein.
Ob er zu den Botegas gehörte? Ich erinnere mich daran, wie intensiv er mich beobachtete und versuchte zu analysieren. Er fuhr mich, bzw. ließ mich zu Aurelio, leider Gottes, fahren und setzte mich dort ab. Ohne Gegenzug oder sonst was. Bis jetzt. Aber das kann ich natürlich nicht sagen. Das war eine feine Vermutung, dass er mit drin steckt. Aber wenn sowieso jeder in meinem Leben ein Krimineller ist, wieso dann auch nicht derjenige, der mir geholfen hat? Alles ist anscheinend möglich und trifft ein. Haut mich von meinen Füßen. Raubt mir den Atem. Aber ich glaube, so langsam komme ich hinterher. Es schockt mich nicht mehr so doll, wie am Anfang.
Langsam geht es bergauf.
Sogar, dass Cali mich gefingert hat, tritt mir nicht mehr so nahe. Ich habe den Drang einfach alles los zu lassen, egal was. Pflichten, Aufgaben, Verständnis, Angst... all das will ich los werden. Ich will endlich ein sorgenfreies Leben führen. Keine Lügner. Ich schließe ja nicht einmal aus, dass ich keine kriminellen in meinem Umkreis möchte- nein. Viel lieber möchte ich, dass sie ehrlich sind und mir klipp und klar sagen: ich bin in der Mafia. Ich bin kriminell.
Einfach Ehrlichkeit. Keine Lügen.
Wisst ihr, wie gut mir das tun würde? Einmal jemandem zu begegnen, der dir nicht dreist ins Gesicht lügt, am nächsten Tag etwas raus kommt und dich dann erneut mit einer Lüge beruhigen will.

Die Welt ist dreckig. Der Selbsterhaltungstrieb ist unumgänglich. Jeder versucht sich selbst den Arsch zu retten, ohne wirklich Rücksicht auf andere zu nehmen. Wieso ich das behaupte? Ein perfektes Beispiel ist meine Familie. Weiter brauche ich nicht zu erzählen. Für ihr Wohl- mein Arsch.
Ich muss der Welt langsam auch den Rücken kehren, so wie sie es bei mir getan hat. Alle enttäuschen mich oder lügen mich an. Wieso bin ich anständig und versuche ein guter Mensch zu sein, wenn keiner von ihnen diesem Problem in die Augen schaut?
Es nimmt niemand Rücksicht auf dich. Du musst schauen, wo du bleibst.
Du musst achten, wer um dich herum lauert.
Du musst lernen, nicht jedem zu vertrauen und zu glauben.
Die Welt ist schlecht.
Aber ab dem heutigen Tage, werde ich ein Teil von ihr.

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