Capitolo novantuno

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X

Still sitze ich auf meinem Sessel, der mir über die Jahre an Trost gespendet hat. Ich habe viele unzählige Monate, genau auf diesem Platz, Pläne geschmiedet. Und dann war es so weit. Nichts war umsonst.

Aber wie hätte es auch umsonst sein können?
Ich habe alles, was mir übrig blieb, in diesen Plan gesteckt. Habe Spielchen mitgespielt, mich angepasst und vor allem gelernt, meine alten Charakterzüge abzulegen. Sie schadeten mir nur. Ich war schwach. Zu schwach für diese abartig unberechenbare Welt. Ein naives und verletzliches Mädchen konnte nur verlieren.

Ich musste es selbst in die Hand nehmen.

„Entspann dich etwas. Deine Nervosität ist übertragbar...", brummt er und massiert sich seine Schläfen.

Genervt verdrehe ich versteckt meine Augen wegen ihm und drehe mich zu ihm um.
Finstere Augen starren mich an. Ich war gewöhnt an sie. Heute noch.
Sie stören mich nicht mehr. Einst habe ich solche Augen geliebt und gefürchtet.

Er erhebt sich und baut sich vor mir auf. Düster beugt er sich zu mir herunter und schaut mich missbilligend an.

Mein Haus, meine Regeln", zischt er deutlich und macht Kehrt.

Er lässt mich alleine in meinem Reich zurück und schenkt mir und meinen wilden Gedanken Ruhe.
So viel, was ich noch zu überdenken habe. Ist es das richtige? Ich meine, das was ich hier mache... kann es richtig sein?
Seit Wochen nagt Schuld und Unsicherheit an mir. Ich weiß nicht, welchen Weg ich einschlagen soll. Oder ob ich überhaupt einen einschlagen soll... vielleicht war dies nun meine Endstation. Vielleicht hätte ich nie überleben sollen. Überhaupt leben.

So sieht mein Kopf seit langem aus.
Ich weiß gar nicht, mit so einem Chaos umzugehen. Abends wach im Bett zu liegen, unklar, wie es weitergehen soll und dann dieses schreckliche Gefühl mit sich zu tragen, welches einen Tag und Nacht wach hält. Alles habe ich versucht. Schlaftabletten, Antidepressiva und unzählige homöopathische Tröpfchen, die einem helfen sollten, schneller und ruhiger einzuschlafen.
Mein Körper hatte jedoch andere Pläne. Er wollte keine Hilfe, sondern stattdessen auf die Barrikaden gehen. Ein Ohnmachtsanfall nach dem anderen. Ich wusste nicht mehr weiter. Der Verstand der einem Spiele spielt.
Das kann einem ziemlich zusetzen. Doch, langsam habe ich das Gefühl, ich bin wie ein Phönix.
Ich zergehe in Asche, um dann noch viel stärker zum Leben zu erwachen.
Wiedergeburt.
Diese Wiedergeburt hat mir Kraft gegeben. Kraft, die ich brauchen werde, um den größten Fehler meines Lebens auszuradieren. Leben zu retten.
Ich werde als Heldin hervor gehen. Man wird mir unendlich dankbar sein und mir endlich den Respekt gebühren, den ich mein ganzes armseliges Leben lang verdient habe.

Meine Geschichte ist noch lange nicht zu Ende.
Ich werde sie weiter schreiben und erst den Stift niederlegen, wenn ich das erreicht habe, was ich hätte vor langem beenden sollen.

Ich werde kämpfen für Gerechtigkeit. Ich werde nach jeder Niederlage erneut aufstehen und gegen diese Unmenschlichkeit angehen. Ich vertraue Gott mein Leben an und hoffe, er gibt mir die nötige Kraft, welche dieses Vorhaben benötigt.

Ich, Felicia Ricci, Mutter von Fila und Ian Ricci, werde Aurelio Monti in den Abgrund schubsen. Meine Kinder werden von diesem Monster befreit sein, sowie jede andere unschuldige Seele auf diesem Planeten.

Ein Mensch, der so viel Grausamkeit und Unmenschlichkeit besitzt, zu Mord und Quälerei im Stande ist, der ist eine Gefahr für die Menschheit, die schnellstens ausgelöscht werden muss. Und diese Auslöschung werde ich sein.
Seine geliebte Ex-Frau, die er unzählige Male gequält, zerstört und vernichtet hat.

Aktuell bin ich tot für ihn und den Rest der Mafia. Mein Plan ging auf. Ich habe Blut und Schweiß in diesen Plan gesteckt, er wird niemals umsonst gewesen sein.

Im Leben wird er niemals damit rechnen, dass seine geliebte Felicia aus dem Grab steigt und ihm metaphorische Handschellen anlegt. Diese grausamen Hände werden niemals mehr im Stande dazu sein, auch nur einer Seele Leid anzutun.
Meine Kinder werden außerhalb dieser Welt leben.
Zwar bin ich 20 Jahre zu spät dran, doch ich bin voller Zuversicht.

Das Ende naht und alle die sich weigern, mir bei seinem Untergang zu helfen, werde ich mit in den bitteren Abgrund reißen.
Felicia Ricci, das zierliche und gebrechliche Mädchen ist fort.
Eine rachsüchtige und unberechenbare Frau ist an ihre Stelle getreten.

Aurelio Monti.
Deine Ära geht zu Ende.
Du wirst den bitter tiefen Abgrund zu spüren bekommen.
Dein Reichtum wird fort sein, sowie deine Macht, dein Status und deine Familie, die du verkauft und verleumdet hast.
Ich werde in die Geschichte eingehen, doch du wirst untergehen.
Trauere nicht zu viel um mich, ich komme schneller wieder, als man „Padre" sagen kann.
Bis bald...

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